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Soll das 49-Euro-Ticket auch für den Fernbus gelten? Foto: Flixbus, Montage: omnibus.news

Das Neun-Euro-Ticket war ein großer Erfolg: Rund 52 Millionen Tickets wurden im Aktionszeitraum (Juni, Juli und August 2022) verkauft und rund eine Milliarde Fahrten unternommen. Bund und Länder einigten sich am 13.10. mit dem 49-Euro-Ticket auf einen entsprechenden Nachfolger. 

Mit dem 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehrs konnten Busunternehmer nicht mithalten, Branchenverbände ermittelten entsprechende Verluste bei ihren Mitgliedern, bis zu 60 % wurden seitens des Bundesverbandes Deutscher Busunternehmen (BDO) kommuniziert.

Die Verluste für die Busunternehmen seien aber “von der Politik weder beabsichtigt noch gewünscht”, erklärte der Verband. Die mittelständische Reisebusbranche solle bei möglichen Nachfolgeregelungen des 9-Euro-Tickets einbezogen werden, so der BDO weiter.

Viele Mitglieder scheinen im Fernbusgeschäft aktiv zu sein für für Flixbus die Fahrzeuge zu stellen, wenn der BDO entsprechend Position bezieht und aktiv wird. und sich für das 49-Euro-Ticket mit Fernbus einsetzt. Die Meinungsforscher von Insa Consulere haben im Auftrag der Bild-Zeitung ermittelt, dass die Attraktivität des 49-Euro-Tickets sich deutlich steigere, wenn Fernbusse dann Teil des Angebotes sein würden.

Laut Insa Consulare würden von den befragten jungen Menschen (unter 30 Jahren) 87 Prozent das Nachfolgeticket erwerben wollen. Weitere Untersuchungen anderer Dienstleister belegen, dass der Anteil der Fernbusfahrer – und auch das Wachstum – bei den 18- bis 24- bzw. 30-Jährigen hoch sei.

Hier würden zwei Fünftel (39 Prozent) den Bus der Bahn vorziehen. Bei den Über-55-Jährigen hingegen sei nur jeder Zehnte (10 Prozent) schon einmal mit dem Fernbus unterwegs gewesen. Der BDO teilt ferner mit, dass sie Mehrheit der Bevölkerung sich die Nutzung des Fernbusses mit dem 49-Euro-Ticket wünsche.

Ganz anders sieht es beim RDA Internationaler Bustouristik Verband e.V. (RDA) aus: Auf der Mitgliederversammlung war zu hören, dass die Einbindung des Fernbusses zu einer „missbräuchlichen Nutzung eines Nahverkehrstickets“ führen würde. Und auch der Verband der Württembergischen Omnibusunternehmer (WBO) warnt, das Ticket dürfe kein Verbrauchergeschenk zu Lasten der Verkehrsunternehmen werden.

Leider hinke die Klärung der grundsätzlichen Fragen diesem ambitionierten Zeitplan hinterher, so der WBO. Wie schnell komme das Geld zu den Verkehrsverbünden und Unternehmen, die dieses Projekt schultern müssen, wie der WBO fragt? Ohne eine gesicherte Finanzierung, so sieht es nicht nur der WBO, könne das neue Ticket nicht starten.

Die durch Corona und die aktuellen massiven Kostensteigerungen gebeutelten privaten Verkehrsunternehmen seien finanziell am Limit. Die Verkehrsunternehmen müssen die Differenz zwischen den „ursprünglichen“ Einnahmen und verbilligtem 49-Euro-Ticket zeitgleich mit dessen Startschuss auf den Konten haben, so WBO-Geschäftsführer Witgar Weber.

Und wenn die finanziellen Sorgen der Busunternehmen vom Land und seinen Aufgabenträgern nicht endlich ernst genommen würden und auf Worte keine Taten folgten, „dann bleiben Busse zum Jahresende stehen – mit oder ohne Klimaticket“, so Webers Prognose.

Kommt das 49-Euro-Ticket? Und wird der Fernbus ein Teil des Angebots? Nicht nur die Verbände als Vertreter der Busbranche sind sich derzeit nicht einig. Könnte das 49-Euro-Ticket noch scheitern? Ja, wenn sich der Bundeskanzler und die Ministerpräsidenten sich vor dem Start noch nicht über die generelle Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verständigt haben.

Die Bundesländer sind zwar bereit, das neue Ticket zusammen mit dem Bund zu finanzieren – beide Seiten würden wohl 1,5 Milliarden Euro zuschießen. Die Länder verlangen aber zugleich, dass der Bund auch dauerhaft mehr Geld für den ÖPNV überweist, als derzeit vereinbart.

Im Jahr 2022 zahlt der Bund 9,4 Milliarden an Regionalisierungsmittel, mit denen die Länder Busse und Bahnen bei den Verkehrsunternehmen bestellen. Hinzu kommt eine Milliarde Euro aus einem anderen Topf. Würde es zu keiner Erhöhung kommen, warnen die Länder sogar vor einer Kürzung des Angebots, was angesichts hoher bzw. ständig steigender Energiekosten und Einbußen durch die Corona-Krise verständlich ist.

Der Verbands Deutscher Verklehrsunternehmen teilt mit, dass es mit dem Vorgängerticket im Zeitraum Juni bis August rund eine Milliarde Fahrten pro Monat durch die Sondermaßnahme gegeben habe. Rund zehn Prozent davon wären sonst mit dem Auto erledigt worden.

Dadurch seien über drei Monate rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart worden. Das sei in etwa der gleiche Effekt, als hätte es ein Jahr lang ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen gegeben. Jeder fünfte Käufer sei ein Neukunde gewesen, der den öffentlichen Nahverkehr normalerweise nicht nutze, so der VDV. (BDO/RDA/WBO/VDV/PM/Sr)

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