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Gerrit Marx (CEO der Iveco-Gruppe), Adolfo Urso, Adolfo Urso, Minister für Unternehmen und Made in Italy, Domenico Nucera (Leiter des Busgeschäfts von Iveco) und Michele Emiliano, Präsidenten der Region Apulien, bei der Eröffnung des Buswerkes in Foggia. Foto: Iveco

Iveco Bus hatte im Jahr 2011 die Fertigung von Bussen in Italien eingestellt – damals gehörte der Hersteller noch zu Fiat Industrial, das später in dem italienisch-amerikanischen Unternehmen CNH Industrial aufging. Auch die wirtschaftliche Lage des Landes war seinerzeit entscheidend. Dann wurde Iveco mit der Bussparte vom ehemaligen Mutterkonzern im Januar 2022 getrennt. Mitte 2022 kündigte Iveco Bus an, die Produktion von Omnibussen in Italien wieder aufnehmen zu wollen.

Der Plan: Im Iveco-Werk in Foggia im Süden Italiens wolle man künftig unter anderem Batterie- und Brennstoffzellen-Busse montieren. Aber nicht nur die, neben emissionsfreien BEV- und FCEV-Omnibussen sollen im Süden Italiens auch emissionsarme Omnibusse (angetrieben mit Methan bzw. Biomethan und Diesel oder Biodiesel) vom Band laufen. Das nötige Geld für den Wiederaufbau und den Start der Produktion von Omnibussen mit emissionsfreien Antrieben stellt zum Teil die Europäische Union zur Verfügung. Um die Wirtschaft europaweit anzukurbeln, hat die Europäische Union den Aufbauplan Next Generation EU (NGEU) ausgearbeitet. Dabei handelt es sich um ein sehr umfangreiches Programm mit 750 Mrd. EUR.

Für Italien ist der NGEU eine einmalige Gelegenheit, die neue Entwicklungschancen, Investitionsmöglichkeiten und Reformen bietet. Um zu diesen Geldern Zugang zu haben, hat jeder Mitgliedstaat einen Nationalen Plan für Aufbau und Resilienz (PNRR – Recovery and Resilience Plan) erstellt. Der Plan enthält ein kohärentes Maßnahmenpaket mit Reformen und Investitionen für den Zeitraum 2021-2026. Die italienische Regierung hat der Europäischen Kommission im April 2021 offiziell den Plan Italiens vorgelegt.

Der PNRR umfasst insgesamt 191,5 Mrd. EUR aus dem Recovery Fund und zusätzlichen 30,6 Mrd. EUR aus einem nationalen Fonds für zusätzliche Investitionen. Am 13. August 2021 hat die EU-Kommission nach positiver Bewertung des PNRR Italien eine Vorfinanzierung von 24,9 Mrd. EUR zugewiesen (davon sind 8,957 Mrd. EUR Zuschüsse und 15,937 Mrd. EUR Darlehen); die Vorfinanzierung entspricht 13% des Betrages, der Italien insgesamt zugeteilt wird. Italien ist das erste Land, das die zwei wichtigsten Instrumente des NGEU beansprucht: die Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF – 191,50 Mrd. EUR) und die Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas (REACT-EU – 13 Mrd. EUR).

Der PNRR basiert auf den drei strategischen Achsen: Digitalisierung und Innovation, ökologischer Wandel und soziale Inklusion. Und mit Blick auf die Infrastruktur und nachhaltige Mobilität passt das Vorhaben von Iveco Bus perfekt zur Unterstützung. Neben der Fertigung in Foggia wird Iveco in Turin auch im Sinne des ökologischen Wandels investieren und Engineering- und Fertigungskapazitäten für Batterien einrichten, wie es im letzten Sommer ergänzend hieß.

Wie viele Fördergelder in die Revitalisierung bei Iveco Bus fließen, wurde nicht kommuniziert, hinter vorgehaltener Hand hieß es am Rande der Veranstaltung, dass die Förderung rund 25 Prozent der erwarteten Investition abdecken werde. Mit einer Investition von 40 Millionen Euro in die italienischen Werke in Turin und Foggia will sich Iveco Bus an diesen Standorten auf die emissionsfreie Mobilität konzentrieren, um den Vorgaben der PNRR gerecht zu werden.

Gestern hat Gerrit Marx, CEO der Iveco-Gruppe, feierlich das Werk in Foggia eröffnet: “Die Iveco-Gruppe wurde 2022 gegründet, umfasst acht Marken, 26 Werke und beschäftigt 35 Tausend Menschen. Italien steht im Mittelpunkt unserer Strategie, und die Einweihung des Buswerks in Foggia ist eine natürliche Entscheidung”. Und auch sonst blickt man bei Iveco Bus aus Italien, denn Komponenten sollen größtmöglich von italienischen Zulieferern eingekauft werden.

Und dann erwähnte Gerrit Marx noch die Partnerschaft mit Hyundai, die ein weiterer Baustein für die Verwirklichung der zukünftigen Ziele sei. Details zur Partnerschaft mit dem südkoreanischer Fahrzeughersteller wurden nicht genannt. Bekannt ist nur, dass die FCEV-Busse von Iveco die Brennstoffzellen-Systeme von der Hyundai-Tochter HTWO beziehen werden.

Das Werk selbst ist CO2-neutral und bezieht seine Energie aus erneuerbaren Quellen. Dazu gehören über 1.000 Sonnenkollektoren, die jährlich 640 MWh Energie erzeugen. Für die Beleuchtung werden LED-Leuchten verwendet und das Regenwasser wird wiederverwendet. Das neue Werk schaffe im Bereich der Fertigung von Elektrobussen insgesamt 300 Arbeitsplätze in ganz Italien: 100 in Foggia, 100 in Turin und noch einmal 100 in Turin im Bereich Forschung und Entwicklung.

Und weil es ein Neuanfang sei, der wachsen und gedeihen solle, werde man für jeden Mitarbeiter in Foggia einen Baum pflanzen, wie Iveco mitteilte. Einziger Wehrmutstropfen: In Foggia sollen Omnibusse nur montiert werden, die Fahrgestelle und Rahmen werden nicht vor Ort hergestellt, sondern aus anderen europäischen Werken bezogen. Dafür war aber entsprechend Prominenz aus der Politik vor Ort: Neben dem Präsidenten der Region Apulien, Michele Emiliano, nahm auch Adolfo Urso, Minister für Unternehmen und Made in Italy, teil.

„Dieses Projekt wird … eine führende Rolle im dringend notwendigen Erneuerungsprozess der italienischen Flotte für den öffentlichen Nahverkehr spielen“, sagte Domenico Nucera, Leiter des Busgeschäfts von Iveco. Und weiter: “Wir bringen die Busproduktion zurück in dieses Werk in Foggia, das bereits 1.600 Mitarbeiter beschäftigt. Wir haben uns für Italien und Foggia entschieden, weil wir von den Institutionen unterstützt wurden. Wir haben 4.000 Quadratmeter eingeweiht, auf denen wir tausende emissionsarme Busse produzieren werden.” 3.000 Omnibusse sollen in Foggia bis 2026 gebaut werden, wie Iveco im Rahmen der Werkseröffnung mitteilte. (Iveco/omnibus.news/Sr)

 

 

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