
Iveco Bus baut den Standort in Vysoké Mýto, Tschechien, weiter aus. Foto: IvecoBus; Montage: omnibus.news
Iveco Bus expandiert nicht nur bei batterieelektrischen Omnibussen für das Segment der Stadtbusse, sondern auch als Branchenprimus in der Kategorie Überland. Jetzt hat Iveco Bus nach Vysoké Mýto, Tschechien, eingeladen, um zum 130.sten Geburtstag und das neue Prototypen- und Testzentrum zu feiern. Aktuell werden letzte Arbeit ausgeführt, ab Juni dieses Jahres ist das neue Zentrum dann startklar. „Hier werden wird die Entwicklung und Validierung von Fahrzeugen aller Energiearten, einschließlich konventioneller und alternativer Antriebssysteme, begleiten.“, so Stéphane Verger, der bei Iveco Bus Tests, die virtuelle Validierung und Homologation verantwortet.
Auf einer Fläche von über 4.000 m² wurden eine Wärmekammer (mit Temperaturen von bis zu +50 °C), eine 3-D-Druckanlage für Komponenten mit einer Länge von bis zu 1,5 Metern und ein Arbeitsbereich für den Einsatz von Mixed Reality im Strukturbau sowie für die finale Validierung geschaffen. Zum Start wurden über 50 Arbeitsplätze dafür in Vysoké Mýto geschaffen worden, eine Expansion schließe man auch hier nicht aus, wie Iveco Bus erklärt. Der Bushersteller hat zudem angekündigt, eine komplett neue Baureihe an batterieelektrischen Stadtbussen auf den Markt bringen zu wollen. Das neue Zentrum trage dazu bei, die Zeit der Vorbereitung für die Markteinführung zu verkürzen und auch die Produktvalidierungsprozesse zu verbessern.
Rund 16 Millionen Euro hat Iveco Bus nach eigenen Angaben in den Standort investiert. um das neue Prototypen- und Testzentrum zu errichten. Wie der Bushersteller im Rahmen der Vorstellung betonte, sei dies vollständig durch Iveco Bus finanziert worden, weder staatliche noch europäische Fördergelder wären geflossen. Iveco Bus hat in Vysoké Mýto über 130 Jahre nicht nur Spuren hinterlassen, sondern auch Geschichte geschrieben, wie ein Blick zurück zeigt: Die Wurzeln reichen weit zurück, schon als das Motorfahrzeug die Pferdekutsche ablöste, war Iveco Bus mehr oder weniger dabei. Vor 130 Jahren wurde in Tschechien mit der Stellmacherei von Josef Sodomka der Grundstein für das gelegt, was heute europaweit auf einer Fläche von mehr als 225.000 Quadratmetern seinesgleichen sucht.
Die Busfabrik in Vysoke Myto ist einer der größten Nutzfahrzeug-Produktionskomplexe in Mittel- und Osteuropa. Für Iveco Bus ist es der wichtigste Bus-Produktionsstandort. 1928 wurde der erste Bus gebaut, damals noch auf einer Skoda-Basis und unter dem Firmennamen Sodomka. Die Verstaatlichung der tschechoslowakischen Industrie im Jahre 1948 machte einen radikalen Schnitt. Die Hersteller konnten ihre Unternehmen nicht mehr nach den eigenen Vorstellungen weiterentwickeln, die Produktion wurde einem landesweiten Plan unterworfen. Die Firma von Sodomka erhielt nach der Verstaatlichung einen neuen Namen – Volkseigener Betrieb Karosa – und erlebte einen radikalen Wandel im Produktionsprogramm. Die Firma konzentrierte sich überwiegend auf Autobusse und Schleppfahrzeuge.
In den 50er Jahren hatte Karosa um die 500 Angestellten und einige Entwicklungsabteilungen. Hier wurden nun Reisbusse hergestellt, einen großen Erfolg feierte der Reisebus 706 RTO. Mit der Privatisierung wurde 1994 die Busfabrik ein Teil von Renault Véhicules Industriels. 1999 wurde das Unternehmen dann ein Standort von Irisbus, seit 2007 ist die Busfabrik im Besitz von Iveco und hört auf den Namen Iveco Czech Republic. Alles unter einem Dach, Unternehmen und Marken, die den Busbau prägten, wie beispielsweise Alfa Romeo, Fiat, Lancia, OM und Orlandi in Italien, Berliet, Renault, Chausson und Saviem in Frankreich, Karosa in der Tschechischen Republik, Magirus-Deutz in Deutschland und Pegaso in Spanien, sind heute mehr oder weniger somit ein Teil von Iveco Bus. Im Werk selbst gibt es einen Raum, der die Geschichte des Standortes auch mit den gebauten Omnibussen im kleinen Maßstab dokumentiert.
Im Jahr 2025 blickt man bei Iveco Bus zuversichtlich und entschlossen in die Zukunft, denn der Crossway, verkauft sich nach wie vor ausgezeichnet und sei nicht ohne Grund die Nummer 1 in diesem Segment, wie es voller Stolz heißt. Im letzten Jahr wurden fast 4.000 Omnibusse in Vysoke Myto produziert, im Jubiläumsjahr sollen es noch mehr werden. Die Jahreskapazität ist auf 5.000 Einheiten ausgelegt. Insgesamt wurden bisher über 165.000 Omnibusse gefertigt! Damit das Wachstum auch bleibt, gibt es den Crossway mittlerweile auch als batterieelektrischen Überlandbus in einer LowEntry- und Hochboden-Variante. Wer sich mit Überland- bzw. InterCity-Bussen beschäftigt, der kommt am Crossway von Iveco Bus nicht vorbei. Der Primus in diesem Segment kam 2023 auf einen Marktanteil von 54,8 % in Europa, wie Wim Chatrou von Chatrou CME Solutions ermittelt hatte.
Knapp 82 Prozent der neuen Überlandbusse über 8t wurden in Frankreich (2.478), Italien (2.171) und Deutschland (1.132) sowie Spanien (708) zugelassen. Die Crossway-Fahrzeuge waren in drei der vier Länden der unangefochtene Marktführer, nur nicht in Spanien. Und auch bei den 2024er Zahlen behauptet sich die Überlandbaureihe von Iveco Bus weiter mit einem Marktanteil von über 50%! Mit den beiden neuen im wahrsten Sinne spannenden BEV-Crossway wird sich die Baureihe von Iveco Bus weiter behaupten. Mit über 65.000 verkauften Einheiten in verschiedenen Ausführungen in Europa ist der Crossway in seinem Segment eine feste Größe und fast schon so etwas wie ein Deonym für den Überlandbus. Mehr aus Vysoké Mýto in Kürze auf omnibus.news! (IvecoBus/omnibus.news/Sr)