Der Ikarus 293 ist im wahrsten Sinne der Höhepunkt der Ikarus-Gelenkbusse: 1988 stellten die Ungarn einen 22,5 Meter langen Doppelgelenkbus auf die Räder. Zuvor gab es Gelenkbusse der 280er-Baureihe mit 16,5 und 17,9 Metern Länge – für Amerika sogar mit 18,2 Metern. Ikarus wollte mit dem 293 den Großstädten mit waschendem Fahrgastaufkommen das entsprechende Fahrzeug bieten: 229 Fahrgäste konnte der längste Ikarus-Gelenkbus befördern, der Prototyp musste aber statt des RABA-Unterflurmotors mit 260 PS den stärkeren MAN-Motor D2866 erhalten, um dem Anspruch gerecht zu werden. Um den verbauen zu können, wurde die zweite Tür weiter nach vorn gesetzt. Auch sonst bedienten sich die Ungarn aus dem Baukasten: Der als Basis verwendete Schubgelenkbus 280 wurde um einem klassischen Nachläufer ergänzt. Während die Konstruktion kein Problem war, zeigte sich aber, dass das Kurvenfahren nicht ohne war: Wie schon beim normalen Gelenkbus war der Schubantrieb von Nachteil, bei Kurvenfahrten war die Neigung zum Einknicken groß. Das ungarische Institut für Kraftfahrzeugentwicklung musste den Ikarus-Ingenieuren unter die Arme greifen und ein System entwickeln, um dem Phänomen entgegenzuwirken. Das Fahrzeug wurde auf zahlreichen Messen als richtungweisendes Buskonzept präsentiert. Versuchsfahrten im regulären Linienbetrieb gab es nur bei der Verkehrsgesellschaft BKV in Budapest. Doch auch hier konnte das Fahrzeug nicht überzeugen, eine Bestellung blieb aus. 1992 wurde der einzige Ikarus 293 dann in den Iran nach Teheran verkauft. Unter der Marke Giron, der Lizenzfertigung auf Kuba, entstanden weitere Doppelgelenkbusse.
Imposanter Ikarus
2. Februar 2015