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Ein Setra S 210 H war in “Stromberg – Der Film” der heimliche Star… Foto: Weber

Nicht nur hinter dem Lenkrad des Busses ist Christoph Maria Herbst alias Stromberg wie gewohnt sarkastisch, bissig und egozentrisch. Foto: Weber

Im selben Jahr, in dem sich Carl Benz den Motorwagen patentieren lässt, erfindet Friedrich Soennecken in Bonn den Aktenordner. Insofern ist nicht nur das Auto, sondern auch das moderne Büro etwas typisch Deutsches. Und der typische Clubbus der 70er und 80er Jahre? Na klar, ein Setra! Und passend zum 65. Jubiläum dieses Baumusters aus Ulm sei in Zeiten von Corona und dem #WirBleibenZuhause folgender Film-Tipp erlaubt, den einen Setra-Clubbus ins Rampenlicht rückt: Stromberg – Der Film! Die Filmkomödie aus dem Jahr 2014 gibt dem Klassiker unter den Clubbussen entsprechend Raum für (s)einen Auftritt. Alle Zutaten für den Kinofilm wurden vom Produzententeam der Brainpool TV GmbH perfekt inszeniert. Nach fünf erfolgreichen und preisgekrönten TV-Staffeln war Bernd Stromberg, Abteilungsleiter der Schadensregulierung der Capitol Versicherung, wieder da. Zumindest im Jahr 2014, als der Film in den Kinos kam. Damals ging es raus aus dem Büro und rein in den Bus. Das Busunternehmen hieß sinnigerweise Happy Tours. Die gesamte Belegschaft der Capitol auf einem Betriebsausflug der besonderen Art. Der im Film eingesetzte Kässbohrer S 210 H entstammte der Baureihe 200, die Kässbohrer – damals noch nicht unter dem Dach von Daimler – im Sommer 1976 vorgestellte. Die mit der neuen Baureihe eingeführte Standardisierung der einzelnen Typen und Baugruppen sowie verbesserte Produktionsverfahren, hier insbesondere das Verbundsystem (eine von Kässbohrer entwickelte Vorrichtung im Rohbau zum Zusammensetzen der Gerippekomponenten) ermöglichten eine Steigerung der Produktion auf acht Komplettbusse pro Tag, wie der Chronik der Ulmer zu entnehmen ist. Und noch etwas war neu: Mit der Einführung der Querstrom-Raumlüftung und -heizung wurden von Kässbohrer wieder einmal Maßstäbe für den Klima-Komfort in Reisebussen gesetzt. Hinter dem Lenkrad des Clubbusses saß natürlich der Abteilungsleiter Stromberg höchstpersönlich. Doch Christoph Maria Herbst hat – genau wie Bernd Stromberg – gar keinen Busführerschein. Fahrszenen mit ihm konnten nur auf einem abgesperrten Stück Straße gedreht werden. Für die restlichen Szenen saß ein Double mit einer Fahrerlaubnis hinter dem Lenkrad. Wie bei der Fernsehserie wurde auch im Kinofilm nichts dem Zufall überlassen: Alles typisch, so wie der Clubbus typisch für Betriebsausflüge einer Abteilung ist. „Wir waren auf der Suche nach einem Fahrzeug, das zur Capitol Versicherung passt – so wie wir sie bisher gezeigt haben“, sagt Philipp Graf , der die Produktion des Films betreut hat. „Der ausgewählte Bus ist alt, abgerockt, nicht mehr zeitgemäß, aber doch mit einer besonderen Note.“ Der im Film eingesetzte Kässbohrer S 210 H gehörte zur Baureihe 200, die Kässbohrer im Sommer 1976 vorstellte. Von einer Leistungssteigerung – ganz im Sinne der acht gebauten Busse der Ulmer – seiner Abteilung träumte bekanntlich auch Stromberg immer… Eine besondere Leistung wurde von der Filmcrew beim Drehen im Fahrzeuginnern verlangt: „Für die gesamte Licht- und Ton-Technik sowie die Kamera war es im Bus eigentlich viel zu eng“, erinnert sich Philipp Graf. Eine Herausforderung, der sich alle Beteiligten bravourös gestellt haben. Auch der S 210 H von Setra hat sich in seiner Rolle mit Bravour geschlagen, wie Graf damals berichtete. So wie im richtigen Leben, denn mit insgesamt 27.680 Einheiten wurde die Baureihe 200 zum Verkaufshit aus Ulm. Europaweit war die Fachpresse begeistert, 1977 wurde der S 215 HD zum Bus des Jahres gewählt. Und auch die ersten Kritiker waren nach ihrem Kinobesuch seinerzeit sehr zufrieden. Rüdiger Schreiber

(Hinweis: Dieser Beitrag ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung des Artikels aus der Fachzeitschrift BUSfahrer Heft 2/2014!)

Stets gut ausgeleuchtet und passend in Szene gesetzt: Der S 210 H, Ende der 70er Jahre der Clubbus schlechthin. Foto: Weber

Zur Premierenfeier stand der kleine Setra sogar auf dem roten Teppich! Foto: Weber

 

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