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Die IAA Transportation 2024 meldet ein Plus von 10% bei den Besuchern. Foto: VDA

Mehrere chinesische Nutzfahrzeughersteller sind mit BEV- und FCEV-Omnibussen in Hannover auf der IAA Transportation 2024 vertreten. Foto: Schreiber

Daimler Buses hat auf der MediaNight im Vorfeld der IAA Transportation den eCitaro K als Weltpremiere gezeigt. Foto: Schreiber

Elektrobus statt gepanzerter Limousine: Der Bundesverkehrsminister mit Ministerpräsidenten und VDA-Präsidentin bei Messerundgang auf der IAA Transportation 2024. Foto: DaimlerTruck

MAN hatte weder auf der Messe noch im Freigelände einen Omnibus, dafür aber auf dem Messestand noch im Namen dabei… Foto: Schreiber

Jetzt ist die Politik (Niedersachsens Ministerpräsident und Bundesverkehrminister in Begleitung der VDA-Präsidentin) am Zug: Nach dem Messerundgang ist klar, eine Ladeinfrastruktur muss her, die entsprechenden Fahrzeuge gibt es schon… Foto: VDA

Till Oberwörder, Chef der Bussparte von Daimler Truck, hat auf der Media Night im Vorfeld der IAA Transportation etwas Spannendes für die eMobility Days im November 2024 angekündigt… Foto: Schreiber

Die IAA Transportation 2024 hat ihre Pforten geschlossen. Sieben bzw. sechs Tage war Hannover ein Hotspot für die Nutzfahrzeugbranche. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) spricht von einer erfolgreichen Messe, die IAA Transportation 2024 sei mit Rekord-Zahlen und einer klarer Botschaft abgeschlossen worden: Die Besucherzahl sei mit rund 145.000 rund 10 Prozent höher als 2022, so der VDA als Ausrichter, das Konzept sei aufgeangen. Und auch die Botschaft wäre angekommen: 145 Weltpremieren stünden für eine beeindruckende Innovationsfähigkeit der Branche. Einziger Wehrmutstropfen: Die Zahl der ausgestellten Omnibusse europäischer Hersteller war überschaubar. Eindeutig wenig, zu wenig Bus für eine Messe, die sich als Leitmesse der Nutzfahrzeugindustrie versteht. Ja, es gab Omnibusse, die ausgestellten – meist lokal emissionsfreien Stadt- Überland- und Reisebusse stammten aber zum größten Teil aus China. Die Dominanz der chinesischen Bushersteller war in diesem Jahr in Hannover nicht zu übersehen. Die Flagge der Bushersteller aus Europa hielten Bluebus, Habas, Karsan (als Shuttle auf der Messe), Scania (mit dem Vertrieb des Fencer und Irizar) und Solaris (als “Bus of the Year 2025” gekürt und als Shuttle auf der Messe unterwegs) noch hoch…

Die Bushersteller aus China waren da, um zu zeigen, dass die Busunternehmen in Europa auf BEV- und FCEV-Überland- oder auch lokal emissionsfreie Reisebusse mit unterschiedlichen Antriebskonzepten nicht verzichten müsssen. Was für den Stadtbus gilt, hat nun die beiden nächsten Segmente erreicht. Zumindest im Reich der Mitte ist ein – im wahrsten Sinne – spannendes Portfolio bei den Busherstellern vorhanden. Ob und wie das in Europa angenommen wird, zeigt die Zukunft. Was europäische Busunternehmen wollen, loten chinesische Anbieter nach eigenen Aungaben aktuell aus. Muss es ein Händler bzw. Stützpunkt vor Ort sein? Muss es das klassische After Saler-Angebot sein oder reicht vielleicht zukünftig ein “flying doctor” für Ersatzteile und kann der Einbau bzw. Austausch nicht vor Ort (ob auf dem Betriebshof oder im laufenden Betrieb) stattfinden, wenn die Omnibusse aus der Ferne digital begleitet werden? Scania geht einen anderen Weg und verkauft – nach Aufgabe der Komplettbusproduktion – Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte und Spanien über die vorhandenen Vertriebskanäle des Hauses.

Keine Frage, Omnibusse samt Zubehör und ihre Trends sieht man in Hülle und Fülle je in Brüssel auf der Busworld. Und in Deutschland auf der Bus2Bus oder MobilityMoove. Die Ära der europäischen Omnibusse auf der IAA ist beendet, die legendäre Halle 22 ist – ebenso wie der Bus-Themenpark – endgültig Geschichte. Da hilft es auch nicht, dass Daimler Buses den eCitaro K als Weltpremiere in Hannover zeigt. Das Zeigen findet am Vorabend der Messe auf der hauseigenen Media Night und am 1. Messetag statt, denn da fährt der eCitaro K als Shuttle für den Bundesverkehrsminister noch über die Messe. Danach, mit dem Beginn der Publikumstage, hat der kompakte Elektrobus auf der IAA verlassen. Was aber die ganze Messe über ein Gesprächsthema war und nahezu überall diskutiert wurde, war das Rennen um den besten „Kraftstoff“. Alle Besucher und Aussteller waren sich unisono einig, dass der Antrieb der Zukunft im Nutzfahrzeug ein klimaneutraler sein wird – batterieelektrisch, mit Brennstoffzelle oder mit Wasser-Verbrennungsmotor. Eine klimaschonende Mobilität hat aber auch Platz für (Bio)Methankraftstoffe, diese wurden auf der IAA immer wieder ins rechte Licht gerückt.

War der Diesel jahrzehntelang die erste Wahl beim Antrieb von Nutzfahrzeugen hat auch die IAA Transportation 2024 gezeigt, dass es die eine Lösung für den Antrieb nicht mehr geben wird. Fast alle (Bus-)Hersteller fahren mittlerweile mehrgleisig, vom Elektroantrieb über die Brennstoffzelle bis zum Wasserstoff-Verbrenner gab es vielfältige Lösungsvorschläge in Hannover zu sehen. Mitunter gab es auch ein Umdenken: MAN, eigentlich ein Verfechter des Elektroantriebs, nutzt ebenfalls Wasserstoff als Energieträger. In Europa sollen bis 2030 rund 100.000 Wasserstoff-Nutzfahrzeuge unterwegs sein, schätzt der VDA. Die EU hatte sich lange geweigert, den Wasserstoff-Verbrenner als emissionsfreien Antrieb einzustufen, weil neben Wasserdampf im Abgas auch Stickoxide entstehen. Doch die Emissionen lassen sich durch Abgasnachbehandlung bis an die Nachweisgrenze reduzieren. Rund ein Drittel der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs kommen von Nutzfahrzeugen. Und während die Pkw-Nutzung ständig abnimmt, wird der Nutzfahrzeug-Verkehr weiter wachsen…

VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte: „Die IAA Transportation hat eindrucksvoll gezeigt, dass unsere Branche den Wandel hin zu klimaneutralen und digitalen Lösungen aktiv mit Investitionen und Innovationen vorantreibt, dass wir die Produkte für die vielfältigen Herausforderungen bereits entwickelt und zur Serienreife gebracht haben.” Gleichzeitig wurde in Hannover deutlich: „Das größte Hindernis für einen schnellen, erfolgreichen und flächendeckenden Hochlauf klimaneutraler Antriebe ist die dafür notwendige Infrastruktur – das gilt insbesondere für die Ladeinfrastruktur und den vorauseilenden Netzausbau, genauso auch für Wasserstofftankstellen. Alle relevanten Akteure müssen nun in die Pflicht genommen werden, ein klarer Fahrplan mit regelmäßigem Monitoring und entsprechenden Nachbesserungsmöglichkeiten etabliert werden. Um hier entscheidend voranzukommen, müssen Berlin und Brüssel nun eine Infrastruktur-Offensive ausarbeiten und schnellstmöglich umsetzen.”

Fazit: Die Transformation der Nutzfahrzeugwelt ist in vollem Gange. Die IAA Transportation 2024 zeigt einmal mehr, dass die Herausforderungen beim Umstieg auf lokal emissionsfreie Antriebe stärker werden. Lösungen gibt es, doch etliche benötigen noch viel Zeit und noch mehr Investitionen. Der Hauptfokus lag überwiegend auf Fahrzeugen mit BEV- oder FCEV-Antrieb. Es fehlt hier zwar nicht an Angeboten der Hersteller, Zukunftsvisionen und natürlich massiven Forderungen an die Politik, jedoch nach wie vor an wesentlichen Faktoren, die sich bestenfalls erst in den nächsten Jahren wandeln. Vor allem Tank- und Ladeinfrastruktur stellen Politik und Wirtschaft hier vor gewaltige Herausforderungen. Die anhaltenden Zeiten leerer oder knapper Kassen machen das nicht besser. Wir denken weiter positiv, dass der Wandel voranschreitet und freuen uns auf die nächste IAA Transportation. Sie findet vom 15. bis 20. September 2026 wieder in Hannover statt. Ob mit oder ohne Omnibussen? Man darf gespannt sein… (VDA/omnibus.news/PM/Sr)

Tom Terjsen, Vorsitzender der Jury des International Bus of the Year, überreicht die Trophäe an Javier Iriarte, Vorstandsvorsitzender bei Solaris Bus & Coach sp. z o.o. Foto: IAA/VDA

Bluebus aus Frankreich war mit einem 6m und 12m (s. Foto) Elektrobus in Hannover auf der IAA Transportation 2024 vertreten. Foto: Schreiber

Scania stellte im Freigelände einen von Irizar aufgebauten i6s efficient aus. Foto: Schreiber

Karsan ließ einen eAtak in Level 4-Modus mit Messebesuchern über das Freigelände fahren. Foto: Schreiber

Habas aus der Türkei stellte gleich mehrere Omnibusse mit unterschiedlichen Ausstattungs- und Antriebskonzepten (im Foto ein BEV-Stadtbus) aus. Foto: Schreiber

Auf der Modellautobörse auf der IAA Transportation 2024 waren Modellbusse – wie die großen Vorbilder – eher selten zu finden… Foto: VDA

Nur direkt bei den Herstellern – wie hier bei King Long – gab es Modellbusse unterschiedlicher Maßstäbe. Foto: Schreiber

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