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Mit diesem Blog-Beitrag spricht Thorsten Wagner vielen bei MAN und Neoplan aus dem Herzen… Foto: Screenshot omnibus.news

Letzte Woche war ein schwarzer Freitag – für MAN, Neoplan und alle Angehörigen der beiden Traditionsmarken. Warum? Das beschreibt Thorsten Wagner voller Herzblut in seinem neuesten Beitrag im Bus-Blog auf eurotransport.de. “MAN soll wieder können” titelt der zuständige Test- und Technikredakteur der Fachzeitschrift lastauto omnibus in seinem online-Beitrag. Seit die Konzernmutter Volkwagen die gesamte Traton- und MAN-Führung austauschte, ist nun mit Andreas Trostmann ein Volkswagen-Gewächs als Lenker an der Spitze von MAN Truck & Bus. Kaum in der Chefetage angekommen kündigte er eine grundlegende Transformation an, die vom Blogger treffend erwähnte Schonfrist zur Sondierung am neuen Arbeitsplatz wurde nicht eingehalten, es scheint also wirklich sehr ernst zu sein. Schon zu Beginn konfrontiert Thorsten Wagner den Leser seines Blogs mit einem der immer wieder gerne eingebauten Fremdwörter – diesmal muss der Euphemismus herhalten. Die rhetorische Figur, die einen Sachverhalt beschönigt, wurde nicht nur als Verweis auf das Können und die Kompetenz des Autors gesetzt, sondern zielgerichtet, um den scheinbar unvermeidlichen Stellenabbau ganz deutlich hervorzuheben. Bis zu 9.500 Stellen könnte MAN streichen, da blutet Beteiligten wie Außenstehenden gleichermaßen das Herz. Nach der Feststellung, der neue MAN-Lenker sei im Netz aktiv (was auch immer das für Auswirkungen haben mag, denn das wird nicht erklärt), lässt Thorsten Wagner die Ereignisse noch einmal Revue passieren, durchaus als eine Art Redundanz zu verstehen, denn Wiederholung – das lernt man schon in der Schule – macht bekanntlich besonders anschaulich! Es folgt mit dem Verweis auf Unzeitigkeiten (samt des nächsten Fremdworts Idiom) ein dezenter aber deutlich Hinweis auf das, was passiert, wenn sich jemand in einer Notlage befindet – man handelt unkontrolliert. Dies kann man Thorsten Wagner nicht unterstellen, ganz im Gegenteil, er ist bzw. war sozusagen mittendrin. Mit Blick auf MAN und Neoplan kann er gut urteilen, denn als ehemaliger Pressesprecher bei Neoplan und MAN weiß er natürlich, dass man Informationen zeitlich kontrolliert an die Öffentlichkeit gibt. Wenn er schreibt, “dass man sich nicht deren (gemeint sind die Mitarbeiter) Stimmung vorstellen möchte, als sie die bitteren Neuigkeiten zuerst aus dem Handelsblatt, dann per Pressemeldung von Konzernmutter Traton aufgetischt bekamen”, wird deutlich, dass er hier mit seinen Ausführungen fast die Klimax erreicht hat, denn schlimmer geht es eigentlich nicht, wenn man keine Rücksicht auf Beschäftigte nimmt, “die den Laden jeden Tag am Laufen halten.” Mitgefühl treffend eingebaut, Glückwunsch! Es folgt mit dem Damoklesschwert für alle Leser ganz plakativ ein Zeichen, das scheinbar alle Branchenkenner erkannt haben, aber die verantwortlichen Strategen wohl nicht wahr haben wollen. Thorsten Wagner bringt in den folgenden Zeilen auf den Punkt, was anderswo noch nicht bekannt ist: Stellenabbau auf der einen Seite und viel Geld für weitere Aktien eines amerikanischen Nutzfahrzeugherstellers auf der anderen sollten besser nicht so zeitnah kommuniziert werden. Wer, wie der Bus-Blogger, seit vielen Jahren in der Branche aktiv ist, der hat durchaus Herzschmerz erfahren, wenn es darum geht, dass internationale Erfolgsaussichten in der Nutzfahrzeugsparte auf der MAN-Seite bisher jedoch meistens Lügen gestraft wurden, auch wenn man es einer deutschen Marke gegönnt hätte, global zu expandieren. Als Beleg nennt Thorsten Wagner die Investitionen in China und Indien, wo MAN – auch wieder treffend formuliert – “Schiffbruch erlitten habe”. Hier hätte der Autor eigentlich noch auf das Vier-Seiten-Modell des Kommunikationspsychologen Friedemann Schuklz von Thun verweisen können, wählt aber einen subtileren Weg, wenn er schreibt, dass “wenn der “grundlegende Umbau des Geschäftsmodells” so überaus wichtig sei, man sich doch mit Prio 1 und diesen kümmern müsste, anstatt eine neue Baustelle in einem derzeit nicht gerade europafreundlichen Land aufzumachen.” Fast sezierend wird dann mit Blick auf die Pressemitteilung von MAN aufgezeigt, dass das, was da kommen soll, noch weit von dem entfernt ist, was man sich wünscht – denn es liegt so manches im Argen, der Fokus sei auf alternative Antriebssysteme gerichtet, möchte man klarstellen, nur gerichtet bitte! “MAN hat bisher in der Tat nicht viel getan in dieser Hinsicht. Elektrobusse? Mit Scania zusammen noch nicht serienreif. E-Trucks? Erste Gehversuche auf niedrigem Niveau. Brennstoffzelle? Fehlanzeige seit Jahren. Hybrid-Trucks oder Reisebusse? Unnötig, heißt es. Auch wenn schon auf der IAA 2016 ein TGX mit ZF Traxon Hybridmodul seine Runden auf dem Präsentierteller drehte. Als funktionsuntüchtiges Mock-up allerdings. Immerhin, beim Reisebus hat es bisher nicht einmal dazu gereicht”, so Thorsten Wagner treffend. Damit nicht genug, als Kenner aller Busmarken und immer gut vernetzter Journalist muss dann zum Schluss noch kommen, was kommen muss, denn vieles scheint rudimentär zu sein: Ab Mitte des Jahrzehnts soll MAN zu den führenden Nutzfahrzeugherstellern im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe zählen, so der Verweis auf die Pressemitteilung. Thorsten Wagner formuliert es treffend: “Da müsste man allerdings so richtig Gas geben in München, wenn man den sich formierenden Wasserstoffclustern in China, Korea, Japan und nun auch in Europa (Daimler kooperiert mit Volvo!) nicht nur noch von hinten nachschauen will!” Ja, stimmt. Und wieso das ganze Dilemma? Auch das erklärt der Bus-Blogger in seinem jüngsten Beitrag, so er fragt zum Ende dieses Absatzes: “Müssen jetzt die Mitarbeiter also die Versäumnisse der letzten Jahre ausbaden?”, müsste man nicht eigentlich an anderer Stelle suchen und etwas streichen? Abschließend wird es etwas zu theoretisch oder gar politisch, wenn von Atatürk-Jubiläums-Geld und Laizismus gesprochen wird, das ist zu weit weg von der Buswelt, diese fast philosophisch anmutende Diskussionsebene ist nicht zielführend und einfach zu weit weg von Plauen. Der Traditionsstandort ist vielen Menschen in der Busbranche ans Herz gewachsen, denn er zeigt als letzter seiner Art, das MAN mit Neoplan die oft so hoch gelobte deutsche Ingenieurskunst hier noch erfolgreich und profitabel lebt. Wobei wir wieder bei Wagners Titel wären: “MAN soll wieder können”. Hier kann MAN doch, und wie! Ein schöner Titel mit Tiefgang! Bleibt in diesem Zusammenhang nur zu hoffen, dass Plauen schnell von der Liste der Standortschließungen gestrichen wird… (Eurotransport/BusBlog/Wagner/Schreiber)

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