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Michael Kaiser, Landesgeschäftsführer der Fachvereinigung Omnibus und Touristik im Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen. Foto: GVN

Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen e.V. (GVN) sieht rot und schlägt Alarm: Gut zwei Wochen ist das neue Schuljahr in Niedersachsen erst alt. Doch schon jetzt herrscht in einigen Landkreisen das Chaos, Verspätungen häufen sich und sogar Totalausfälle werden vermeldet – so das Ergebnis der Presseschau des GVN. Besonders betroffen seien die Landkreise Osterholz und Verden im Aufgabenträgergebiet des ZVBN (Zweckverband Verkehrsverbund Bremen / Niedersachsen) liegen. Aber auch aus dem Landkreis Nienburg gibt es viele Beschwerden. „Wir haben es lange vorhergesagt, denn auch in den vergangenen Jahren haben fast alle diese Projekte für grenzenlosen Unmut bei Fahrgästen, Eltern und Schulen gesorgt“, sagt Michael Kaiser, Landesgeschäftsführer der Fachvereinigung Omnibus und Touristik im GVN. Hintergrund für die Missstände sind die Betreiberwechsel im ÖPNV. Langjährig erfahrenen Verkehrsunternehmen wurden die eigenwirtschaftlichen Genehmigungen nicht mehr verlängert. Die Verkehre wurden europaweit ausgeschrieben. Vielfach haben Konzerne den Zuschlag erhalten, weil diese einfach unschlagbar billig angeboten haben. Das Wissen der Altbetreiber um die Verkehre ist verloren. Die Hauptschuld an der Misere tragen die handelnden Aufgabenträger, die sich nicht grob fahrlässig, sondern vorsätzlich für die europaweite Ausschreibung gegen alle Vernunft entschieden haben. Rechtssichere Allgemeine Vorschriften oder Direktvergaben an die Mittelständler vor Ort hat man sträflichst unterlassen. Das unternehmerische Handeln von der Planung bis zur Umsetzung haben sie an sich gezogen. Die Tätigkeit der Verkehrsunternehmen hat sich auf das reine Busfahren reduziert. Wie konnte es nur dazu kommen, fragt der GVN. Vielleicht, weil die Berater aus unserem Nachbarland Bremen so gute Überzeugungsarbeit leisten, oder folgte man den Beratervorgaben bereitwillig, weil die Verwaltung sich über mehr Arbeit und Verantwortung freut? Weil die amtierende Landesregierung Stellschrauben – u. a. im Nahverkehrsgesetz – so verändert hat, dass diese Fehlanreize die Folge sind? Oder war es der große Einfluss der Gewerkschaften, die auf neue Mitglieder bei den Konzernmitarbeitern ebenso hoffen, wie die Berater auf neue Aufträge? „Fest steht, die Zeche zahlen am Ende die Steuerzahler und sofort ab Umstellung die Fahrgäste, die sich mit der Zeit an die ÖPNV-Probleme gewöhnen“, sagt Michael Kaiser. Für europaweite Ausschreibungen gilt fast immer noch das Sprichwort „Wer billig kauft, kauft zweimal.“

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