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So könnte die Haltestelle der Zukunft nach Ansicht von Volvo aussehen. Foto: Schreiber

Mal eben ein Rezept auf dem Smartphone suchen und dann den richtigen Salat pflücken… Foto: Schreiber

In einer Gesellschaft ohne Abgase sollten wir in der Lage sein, Lebensmittel an den Wänden und Straßen der Stadt anzubauen, oder? So zumindest die Auffassung von Volvo. Werbewirksam bauten die Schweden eine grüne Haltestelle für den neuen Elektro-Gelenkbus auf. Anlässlich des Volvo Ocean Races konnte man im Dorf der Segler beim Warten auf den grünen Linienbus einen der vielen Salate pflücken und auch die passenden Kräuter mitnehmen! Was Schweden und Niederländer vormachen, könnte für Deutschland ein Anstoß sein: Die Luft ist in vielen anderen europäischen Metropolen schlecht, Amsterdam hat unlängst mit 100 Elektro-Gelenkbussen ein Zeichen gesetzt. Amsterdam fördert seit Jahren konsequent die Elektromobilität und setzt dabei längst nicht nur auf finanzielle Zuschüsse. Schon bald sollen viele Bereiche des innerstädtischen Verkehrs ausschließlich elektrisch ablaufen. Nachhaltige Mobilität für eine saubere Luft und gegen den Klimawandel? Unsere holländischen Nachbarn zeigen, das und wie es geht. Auch in Göteborg ist man auf dem Weg, ein neues Verkehrskonzept und attraktive ÖPNV-Angebote, u.a. mit Elektrobussen, sollen eine Verkehrswende einläuten. Und den Salat samt Kräutern direkt an der Haltestellen mitnehmen? Warum nicht! In deutschen Städten herrscht dicke Luft – und das nicht nur wegen der Aktivitäten im europäischen Ausland. In vielen Ballungsgebieten der Republik werden die zulässigen Grenzwerte für Stickstoffdioxid seit Jahren deutlich überschritten. Vor allem die Verbrennungsmotoren von Autos verpesten die Luft. Gesundheitsschädliche Gase lassen die Feinstaubwerte in den Städten nach oben schnellen. Feinstaubalarm, einst ein Grund zur Sorge, ist schon fast zum Normalzustand geworden. Die EU-Kommission hat ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet. Doch wie es scheint, sehen wir in Deutschland nur langsam ein, dass sich etwas ändern muss. So sorgte die Entscheidung in Stuttgart, der stark belasteten Luft von 2018 an mit kurzfristigen Fahrverboten für bestimmte Dieselfahrzeuge entgegenzuwirken, für einen heftigen Aufschrei in der Bevölkerung.

Saubere Luft erlaubt den Anbau von Salat direkt an der Bushaltestelle, so die Vision der Schweden. Foto: Schreiber

Einfach ‘mal machen: Als für das Jahr 2010 die neuen, verschärften Grenzwerte der Europäischen Union zur Vermeidung von Luftverschmutzung angekündigt wurden, da legte man in den Niederlanden und vor allem in Amsterdam direkt los:  Die Initiative “Amsterdam Elektrisch” wurde ins Leben gerufen. Während wir bundesweit ein lückenhaftes Netz an Ladestationen beklagen, hat allein Amsterdam tausende Ladestationen aufgebaut, Ende diesen Jahres werden es allein in der Metropole über 4.000 sein! Und die Stadtväter denken ähnlich konsequent wie die in Göteborg: Es gibt Fördergelder für den Kauf von Elektro-Fahrzeugen, außerdem gibt es kostenlose Ladezeiten – bevorzugt in der Nacht, denn so kann der ansonsten nicht speicherbare Strom aus den Windkraftanlagen genutzt werden. Wer einen Anwohnerparkplatz möchte, bekommt ihn als Fahrer eines Elektro-Pkw sofort, auch die Zulassung geht mitunter binnen Stunden. Wer einen Pkw mit klassischen Verbrennungsmotor zulassen möchte, der muss Monate warten. Und parken direkt am Haus oder überall hinfahren? Nicht für Besitzer von Verbrennungsfahrzeugen… In Amsterdam gelten strenge Abgasgrenzen, vor allem für die Innenstadt. Außerdem wurden Umweltzonen errichtet und Fahrverbote beschlossen. Die Ziele sind ehrgeizig: Bis 2025 will die Amsterdamer Stadtverwaltung ihre CO2-Emissionen um 45 Prozent im Vergleich zu 2012 senken. Der öffentliche Nahverkehr wird bis dahin sogar vollständig emissionsfrei sein. Gleiches gilt für den Gütertransport. Bis 2040 sollen in Amsterdam dann fast nur noch Elektrofahrzeuge unterwegs sein – auf den Straßen an Land ebenso wie auf dem Wasser. Und dann wird es wohl in Amsterdam die ersten Salatköpfe an den Haltestellen geben. Oder Tomaten und Gurken, denn das Können die Niederländer bekanntlich ja auch…

Rund um den Flughafen Amsterdam setzt Connexxion die Elektrobusse im BRT-Design ein. Foto: Schreiber

 

Dieselbusse wird es schon bald in Amsterdam nicht mehr geben. Foto: van den Heuvel

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