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IVY hat die Welt des Busdesign erfolgreich durchdrungen. Foto: Húnfalvi

László Moholy-Nagy war kreativ: Nicht nur als Maler, sondern auch als Fotograf, Typograf und Bühnenbildner hat er Spuren hinterlassen. In seiner Zeit als Lehrer am Bauhaus hat er junge Künstler gefordert und gefördert. Die Ungarn haben deshalb die Universität für Kunst und Design in Budapest dem Kreativen gewidmet, sie heißt Moholy-Nagy Művészeti Egyetem. Und deren Absolventen können sich sehen lassen, so wie András Húnfalvi. Der junge Designer hat Talent und erhielt die Chance, seine Diplomarbeit unter dem Dach der Daimler AG zu erarbeiten. Die Designabteilungen der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie bieten dem Nachwuchs immer wieder die Chance, sich in ihren Abteilungen beweisen zu können. András Húnfalvi wurde von Mathias Lenz beraten, dem verantwortlichen Bus-Designer aus dem Daimler-Konzern. Als Betreuer stand ihm sein Prof. József Scherer zur Seite. Die beiden Profis haben seinerzeit schnell erkannt, welches Talent da schlummert: András Húnfalvi erhielt für seine Diplomarbeit die Aufgabe, ein organisches Stadtbuskonzept für das Jahr 2025 zu entwerfen. Das Konzept des von ihm als IVY bezeichneten Busses basiert auf der Idee, von einer Nähe zur Natur auszugehen. Da der öffentliche Verkehr die nachhaltigste Art einer Busfahrt ist, setzt der junge Designer folgerichtig für die Mobilität in der Stadt auf einen Elektroantrieb. Und auf eine natürliche Formensprache, zu der er mit einem mehr oder weniger geometrischen Rahmen einen interessanten Kontrast schafft. Die transparenten Flächen des Busses haben mehrere elektrochromatische Schichten, wie András Húnfalvi erklärt. Die Technologie heißt Smart Glass und wird heutzutage in unterschiedlichen Einsatzgebieten genutzt. eingesetzt. András Húnfalvi nutzt sie, um das Innere zu schattieren und den Passagieren so die Atmosphäre einer schattigen Laube zu geben. Der Clou: Die Fläche bleibt transparent, ein schönener Blick auf die Stadt ist garantiert. Einen ähnlichen Effekt kennt man heute von folierten Linienbussen, die trotz der aufgebrachten Werbung vom Innern den Blick auf die Umwelt erlauben. Und weil IVY erst 2025 auf die Straße kommen soll, gibt natürlich keine klassischen Türen. IVY verfügt über ein Lamellen-System, was seitlich zwischen den Achsen eine bisher unbekannte Öffnung schafft. Ganz individuell wird Jede Lamelle durch eine Geste gesteuert, berührungsempfindlich gibt sie dem dahinter stehenden Fahrgast den Bereich zum Ein- und Aussteigen frei. Die Handläufe präsentieren sich wie Bäume, die das Dach des IVY mit ihren Zweigen ganz filigran tragen. Diese natürlichen Formen brauchen einen Kontrast dachte sich András Húnfalvi. Treffend wählte er einen geometrischen Rahmen, der das Design des IVY gekonnt ausbalanciert. Irgendwie halten sich die Formen alle und führen zu einem Ganzen. Das hat auch der junge Designer erkannt und seinem Bus den passenden Namen IVY gegeben – Ivy ist englisch und heißt übersetzt Efeu. Für seinen IVY hat András Húnfalvi, der heute in einem Design-Studio in Budapest arbeitet, den Rektor-Sonderpreis der Hochschulabsolventen 2012 gewonnen. Mit dem IVY hat der junge Designer bewiesen, dass er viel Kreativität innerhalb einer Fülle von Vorgaben umsetzen konnte. Auch László Moholy-Nagy wäre stolz und würde in diesem Falle bestimmt von angewandter Kunst sprechen.

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Ein organisches Stadtbuskonzept für das Jahr 2025 – so könnte es aussehen. Grafik: Húnfalvi

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