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Zwei Tage tauschten sich die mitteldeutschen Omnibusunternehmer in Halle mit ihren Partnern intensiv über die Herausforderungen der Zukunft aus. Foto: Tonya Schulz

Der Mitteldeutsche Omnibustag ist eine gemeinsame Veranstaltung des Landesverbandes Sächsischer Omnibus- und Touristikunternehmer e.V. (LSOT), des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmer e.V. (MDO) und des Verbandes der Omnibusunternehmer Sachsen-Anhalt e.V. (VSAO). „Gemeinsam Zukunft gestalten“ lautete das Motto des 13. Mitteldeutschen Omnibustages, der vom 08. bis 09. November 2017 in Halle stattfand. Die rund 70 Omnibusunternehmer aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt befassten sich auf ihrer Tagung mit Fragen des Klimaschutzes, der Digitalisierung, sinkende Fördergelder und der EU-Überregulierung. Rund 370 Millionen Fahrgäste sind in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen pro Jahr mit dem Bus unterwegs. Das hochwertige Linienangebot stellen private und kommunale Omnibusunternehmen mit 7.500 Bussen und 10.000 Mitarbeitern. Das bewährte Mobilitätssystem für den Stadt- und Regionalverkehr steht jedoch vor großen Herausforderungen. Stichworte sind Klimaschutz, Digitalisierung, sinkende Fördergelder und EU-Überregulierung. Für die familiengeführten Omnibusunternehmen in Mitteldeutschland sind dies große Aufgaben. Die Ansprüche an Nahverkehr und Busreise werden immer größer, die Mittel dafür jedoch immer kleiner. Die Bürokratie kennt, so die Unternehmer, keine Grenzen. „Gemeinsam Zukunft gestalten“ lautete deshalb das Motto des 13. Mitteldeutschen Omnibustages.

Für Durchblick bei den Omnibusunternehmern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sorgt jedes Jahr der Mitteldeutsche Omnibustag. In diesem Jahr fand das Treffen am 8./9. November in Halle statt. Foto: Tonya Schulz

Am 8./9. November trafen sich 70 Mitglieder der Landesverbände in Halle (Sachsen-Anhalt), um sich von alten Denkmustern zu verabschieden und mutig neue Wege für den Erhalt des Linien- und Busreiseverkehrs zu entwickeln. „Allen ist klar, dass der öffentliche Personennahverkehr ausgebaut werden muss, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen“, konstatiert Mario König, frisch gewählter Vorsitzender des Thüringer Verbandes. Der Bus als nachweislich sicherstes, sauberstes und preiswertestes Beförderungsmittel ist die beste Lösung für die Zukunft. Die Politik lege dem Bus Stolpersteine in den Weg. Dieser werde ungerecht behandelt, hieß es bei der Tagung. Die ehrgeizigen politischen Ziele in Sachen Klimaschutz, Erreichbarkeit im ländlichen Raum sowie die Barrierefreiheit müssen durch ausreichende Finanzierung und Bestellungen untersetzt werden. Angesichts der bis 2030 stagnierenden Bundeszuweisungen aus Regionalisierungsmitteln werden die Bundesländer sich selbst stärker engagieren müssen. Reisebusunternehmen kämpfen mit komplizierten EU-Regelungen wie der Mehrwertsteuerregelung im Ausland und Durchfahrtsverboten in Innenstädte. Viele gut gemeinte Regelungen innerhalb der EU kehren sich für Busunternehmen ins Gegenteil um. Die gewonnene Reisefreiheit ohne Grenzen wird den Unternehmen durch eine überbordende Bürokratie verleidet. In der Regel werden ohne Rücksicht auf den Omnibus Regelungen übergestülpt, die eigentlich dem LKW-Schwerverkehr zugedacht sind. Dass Omnibusse und LKW völlig verschiedene Anforderungen haben, wird meist ignoriert. „Wir sind nicht das Problem, wir sind die Lösung“, lautete der mit Nachdruck verkündete Appell der mitteldeutschen Omnibusunternehmer unter Bezug auf die Klimaschutzziele. CO2-sparende Antriebe wie Gasbusse oder Elektromobilität werden in Thüringen bereits erfolgreich angewendet. Bei der Podiumsdiskussion zu den Fahrzeugantrieben der Zukunft ergab sich jedoch ein wesentlich differenzierteres Bild.

Die Fahrzeugindustrie präsentierte beim 13.Mitteldeutschen Omnibustag ihre jüngsten Entwicklungen für Fahrgastkomfort, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit. Foto: Tonya Schulz

Das hochkarätig mit Vertretern der Industrie besetzte Podium war sich völlig darin einig, dass es nicht DIE EINE Antriebslösung der Zukunft geben wird, sondern dass mehrere umweltfreundlichere Antriebsarten nebeneinander existieren werden. Abhängig von den regionalen Gegebenheiten können Biogas, Erdgas, Elektro, Wasserstoff oder hybride Antriebe vorteilhaft sein. Völlig einig sind sich alle Experten, dass der Dieselantrieb mit dem aktuellen Abgasstandard Euro 6 noch lange Zeit nicht zu ersetzen sein wird. Die Gesamtbilanz der ökologischen und wirtschaftlichen Belastungen spielt dabei eine Rolle. Dabei schneidet die E-Mobilität lange nicht so gut ab wie öffentlich gern dargestellt wird. „Gemeinsam stark“, unter diesem Motto gehen die Omnibusunternehmer mutig in die Zukunft. Wie man die zahlreichen EU-Anforderungen in der Praxis umsetzt, zeigen die Verbände mit ihren Experten. Genauso leisten sie Hilfestellung bei der explodierenden Digitalisierung. „Hier dürfen Omnibusunternehmen das Feld nicht der Bahn und dem PKW überlassen“, warnte Stefan Karnop vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt in seinem Grußwort und verwies auf staatliche Unterstützung. Mit Hochspannung verfolgten die Teilnehmer des Mitteldeutschen Omnibustags deshalb auch den Vortrag über die Chancen der sozialen Medien für die Kundenbindung und Neugewinnung von Fahrgästen. Den Fachkräftemangel will man mit kreativen Angeboten z.B. für Frauen und Migranten gegenübertreten. Wie gut das funktioniert, davon berichtete die engagierte Unternehmerin Edith Bischof.

Über den regen Erfahrungsaustausch beim 13. Mitteldeutschen Omnibustag am 8./9. November in Halle freuten sich Helmut Jetschke (li), Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Sächsischer Omnibus- und Touristikunternehmer e.V. und Mario König (re), Vorsitzender des Verbandes Mitteldeutscher Omnibusunternehmen e.V. Foto: Tonya Schulz

„Verbandsmitgliedschaften, Netzwerke und ständiger Erfahrungsaustausch sind in der jetzigen Phase des Nah- und Busreiseverkehrs besonders wichtig“, fasst Mario König die zweitägige Konferenz zusammen. Der aktuelle Generationswechsel in vielen Unternehmen und Vorständen der Branchenverbände sei ideal, um sicher den grundlegenden Wandel des Busverkehrs zu bewältigen. „Wir werden die Zukunft für unsere Mitarbeiter und vor allem für unsere Fahrgäste aktiv gestalten“. Wichtig sei, dass die Menschen den Bus weiter mindestens so aktiv nutzen wie bisher. Wie engagiert die Branche ihren hohen Sicherheitsstandard hält, zeigte beim Mitteldeutschen Omnibustag die Auszeichnung von 39 Fahrerinnen und Fahrern für bis zu 15 Jahre unfallfreies Fahren. Angesichts neuester wissenschaftlicher Statistiken pro Bus stellen sich die Omnibusunternehmer die Frage, was eine weiter zunehmende Bürokratie noch bewirken könnte.

Verjüngt geht es für die mitteldeutschen Omnibusunternehmer in die Zukunft. Der Generationswechsel in den Familienunternehmen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen spiegelt sich auch im Vorstand des Thüringischen Verbands wider. Hier im Bild das neue Vorstandsmitglied Sina Fleischmann im Reigen der Gratulanten. Sie ist die erste Frau, die in den Vorstand des MDO gewählt wurde.
Foto: Tonya Schulz

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