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Die ersten Stromer sind schon in Berlin seit 2015 im Einsatz. Foto: BVG/Oliver Lang

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen Elektrobusse anschaffen, und das im großen Stil – und in Kooperation mit der Hamburger Hochbahn. Da sollten doch alle Hersteller aufhorchen, Stückzahlen sind garantiert. Ende letzten Jahres machte der BVG-Aufsichtsrat rechtzeitig zu Weihnachten das passende Geschenk: 2018 soll die Beschaffung beginnen, zunächst sind 30 Solowagen vorgesehen. 2019 sollen dann 15 rein elektrischen Gelenkbusse folgen. Für beide Vorhaben sind jeweils zweistellige Millionensummen im Haushalt reserviert.Die Politik stand Ende letzten Jahres voll und ganz hinter dem Ansinnen: „Elektromobilität ist die Zukunft und damit starten wir jetzt“, sagte Regine Günther, Verkehrssenatorin. Der Plan, zunächst Gas-Busse als Alternative zum Diesel zu bestellen, sei vom Tisch: „Wir müssen vom Ziel her denken und das ist die CO²-freie Mobilität.”, so die Verkehrssenatorin. Gas sei ein fossiler Energieträger und scheide deshalb aus, erklärte Günther. Doch ob die BVG in dem geplanten Tempo in die elektrische Zukunft fahren kann, ist fraglich. Jetzt gab es eine Fristverlängerung für die Ausschreibung der Elektrobusse. Das Angebot der Hersteller halte sich in Grenzen, wie der verantwortliche Verkehrs-Staatssekretär Jens-Holger Kirchner mitteilte. Gegenüber der Berliner Zeitung brachte es Kirchner auf den Punkt: „Die Hersteller rennen uns nicht gerade die Bude ein.“ Nur ein Hersteller hätte ein Angebot abgegeben, wie aus aus Hauptstadt berichtet wird. Zwei weitere hätten um zeitlichen Aufschub gebeten. Zur Zeit testet Berlin immer wieder einen Elektrobus, auf Linie sind aber nur vier Elektrobusse. BVG-Sprecherin Petra Reetz wollte zu dem Verfahren nicht viel sagen. Nur so viel: „Ich kann bestätigen, dass wir Fristverlängerung gewährt haben – und dass es mehrere echte Interessenten gibt.“ Warum es in China hingegen bei der Beschaffung und beim Einsatz von Elektrobussen keine Probleme gibt, soll nun eine so genannte Informationsreise klären. Mit der Verkehrssenatorin Regine Günther, Hartmut Reupke von der Abteilung Verkehr bei der Senatsverkehrsverwaltung und mit der BVG-Chefin Sigrid Nikutta soll die Lage vor Ort erkundet werden. In Berlin kann man sich, ähnlich wie bei Regierungsbildung, auch in Sachen Elektromobilität viel Zeit nehmen. In China sind  – politisch gewollt und von Herstellern gefordert – schon jetzt  viele Tausend Elektrobusse im Einsatz – allein in der Millionenstadt Shenzhen sind es  mehr als 14.000. Allein voran fährt der K9 von BYD. Der ist mittlerweile auch in Europa zu haben – und das auch noch aus europäischer Fertigung, wie die Chinesen mit dem Werk in Ungarn zeigen. Außerdem verkaufen Solaris (Polen), Sileo (Deutschland/Türkei) und VDL (Niederlande) Elektrobusse in relativ großen Stückzahlen, auch wenn es mitunter immer noch Kleinstserien oder Unikate sind. Mercedes-Benz will den rein elektrisch fahrenden Citaro noch in diesem Jahr anbieten, MAN will nach eigenen Angaben vor 2020 in den E-Bus-Markt einsteigen. Wie sieht es dann in Berlin aus? Und was macht der erste rein elektrische Doppeldecker für die Hauptstadt? Auch da nimmt sich die BVG, wie die angehende Regierung, die nötige Zeit – ob es an der “Berliner Luft” liegt? Der Marschrhyhtmus aus der gleichnamigen Operette gibt zumindest einen anderen Takt vor…

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