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Stefan S. Handt, der kreative Kopf bei Daimler Buses, hat die Zukunft (siehe links) im Blick und setzt auf Traditionelles (siehe rechts). Foto: Daimler

Design braucht einen Ort, an dem es reifen kann. Stefan S. Handt, seit 2018 Leiter Design von Daimler Buses, hat ihn mit seinem Atelier für sich gefunden. Natürlich mittendrin, am traditionsreichen Standort in Neu-Ulm. Das Atelier des kreativen Kopfes der Busse mit Stern sowie der Marke Setra ist der Platz, an dem der 54-jährige Berliner die Innen- und Außengestaltung aller Omnibusse mit ersten Strichen zu bzw. auf das Papier bringt.

Stefan S. Handt, der sein Diplom an der Hochschule der Künste Berlin erlangt hat, war in verschiedenen Positionen im Exterieur und Interieur bei Automobilherstellern in Süddeutschland und Italien tätig und ist im Daimler-Konzern seit 2003 aktiv. Der Vater zweier Töchter war unter anderem Leiter des Corporate Design von Daimler und viele Jahre verantwortlich für die Exterieur Detaillierung der Mercedes-Benz Car Group.

Vor seinem Wechsel in die internationale Bussparte verantwortete er zuletzt das Interieur Design im Bereich Trucks & Vans. Zu seinem Atelier merkt er an: „Die Idee war, ein modernes Loft mit einer ganz eigenen Ästhetik und einer optischen Ruhe zu erschaffen – also industrielles Design kombiniert mit wohnlichen Elementen als entsprechenden Kontrast.“ Schon die besondere Location macht klar: Design ist kein eitler Selbstzweck, sondern muss eine Aussage haben, wie der Designer im hauseigenen Omnibus Magazin deutlich macht.

Handt: „Nur mit vielen verschiedenen Vokabeln wird aus der Formensprache eine interessante Ausdrucksform. Die kann auch ganz leise daherkommen und trotzdem viel Kraft ausstrahlen – ein wenig wie zeitlos gute Musik im Vergleich zu einem modischen One-Hit-Wonder.“ Stefan S. Handt lebt Design und ist in der Omnibuswelt angekommen, keine Frage.

Auch ein Kasten auf Rädern kann begeistern, vielleicht sogar noch mehr, denn für die äueßere Gestaltung wird mit Blick auf die gesetzlich vorgeschriebenen Maße das Ausreizen noch interessanter. Die wesentliche Aufgabe eines Fahrzeugdesigners besteht darin, die Merkmale der Marke in die Sprache des Design zu übersetzen.

Und die sind bei Mercedes-Benz durchaus traditionsreich, wie der Designer weiß: „Mercedes-Benz Busse vermitteln seit jeher Qualität und Langlebigkeit und marktführende Funktionalität. Diese Inhalte müssen natürlich auch gestalterisch als Markenkern vermittelt werden. Dabei geht es um Tradition statt modischem Retro-Design“, so Handt: „Ich bediene mich einfach mit großer Verantwortung der Kernmerkmale der Marke.“

Das Interview mit Daimlers Busdesigner im aktuellen Omnibus Magazin, das jetzt nur noch in digitaler Form erscheint, stellt den neuen Intouro in den Mittelpunkt des Gesprächs. Stefan S. Handt: „Ziel war es, für dieses sehr preissensible Segment einen funktionalen, aber trotzdem hochwertig wirkenden Bus zu gestalten.

Die geglättete Form und die großen Radien des Vorderwagens sorgen für einen überraschend guten Cw-Wert von 0,37 – um Klassen besser als der des Vorgängers. Dass man dabei weitgehend auf eine raffinierte Fallung der Seitenwände verzichten muss, macht dabei nichts. Es ist genau die Erscheinung, die ich von einem Omnibus in diesem Segment erwarten würde.

Sie drückt Qualität und Souveränität aus und ist damit klar als Mercedes-Benz zu erkennen.“ Den deutlichsten Fokus hat der Designer auf die ausdrucksstarke Front gesetzt, die ein echtes Statement ist. „Neben dem ausgeprägten Stern fungiert der markante Kühler-Grill ein wesentliches Merkmal von Mercedes-Benz. Diesen haben wir beim Intouro sehr viel stärker inszeniert.,“ erläutert der Designer sein Gestaltungskonzept.

Mittig ziert vorne jetzt eine vertikale, schattenwerfende „Bügelfalte“ die Frontmaske, die zukünftig alle Überlandbusse des Hauses schmücken soll. Moment, alle Überlandbusses des Hauses? Ach ja, der kreative Kopf sitzt ja am Standort in Neu-Ulm. Und da hat er auch tagtäglich die Überlandbusse der Marke Setra vor Augen.

2009 wurden zuletzt neue Hochboden-Busse als Teil der ComfortClass 400-Baureihe vorgestellt. Dem  S 415 H oder S 416 H folgten aber in der neuen 500er Baureihe keinen entsprechenden Nachfolger mehr.Dafür gab es dann ab 2014 die MD-Baureihe als Teil der neuen ComfortClass-Generation. Omnibusse mit Bodenhöhen zwischen 860 und 1300 mm waren bei der Vorstellung der MD-Baureihe gefragt, weil sie sich für die Reise und den Ausflugsverkehr gleichermaßen eigneten.

Ihr Vorteil: Vergleichsweise niedrige Einstiegsstufen und dennoch ein ausreichender Gepäckraum bei mehr oder weniger vollwertigem Fahrgastraum. Die zur IAA vor sieben Jahren vorgestellten Typen S 515 MD (12.295 mm lang) und S 516 MD (13.115 mm) waren die Nachfolger der GT-Modelle, die durchaus in der Branche beliebt waren.

Das Aus der Mitteldecker sei durch die strengere Brandschutznorm gekommen, für die Daimler eine Zertifizierung aller im Fahrgastraum verbauten Materialien bis Ende Juni 2020 hätte vorlegen müssen, wie es seinerzeit hieß. Man darf gespannt sein, wann, wo und wie die „Bügelfalte“ von Stefan S. Handt wieder auftauchen wird.

Noch gibt es, sozusagen als die letzten ihrer Art, die schon 2014 vorgstellten Setra LE business-Modelle im traditionellen Gewand der 400er Baureihe. Und die hat ihre Wurzeln bekanntlich vor genau 20 Jahren geschlagen. Und wer weiß, vielleicht hat der Designer zum 70. Geburstag der Ulmerm Busmarke ja noch ein ganz schmuckes Gewand entworfen… (Daimler/Mercerdes-Benz/Setra/PM/Sr)

Neu von Stefan S. Handt und seinem Team in Szene gesetzt: Der Intouro von Mercedes-Benz. Foto: Daimler

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