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Die Gedankenspiele für einen neuen Reisebus von MAN zeigen schon eine auffällige Heckmaske. Grafik: MAN

Nicht nur für Pkw, auch für Lkw und Omnibusse galt einst der Designgrundsatz “Form follows function”. Sportwagen waren flach und schnittig, Lkw eckig und rustikal und Omnibusse hatten eine Karosserie. Das ist aber schon längst hinfällig, der Trend zur Uniformität konnte nicht aufgehalten werden. Wissenschaftler haben schon nachgewiesen, dass die unterschiedlichen Modelle einer Marke nur noch von Kennern zu unterscheiden sind… Nur in Ausnahmefällen lasse im Pkw-Bereich die Frontmaske noch erkennen, um welche Baureihe es sich handele. Für das Markengesicht gilt heutzutage, dass die Form dem Marketing folgt. Nicht mehr die Designer, sondern die Marketingexperten der Fahrzeughersteller bestimmen heute, was die Kreativen zeichnen sollen: “Das Markengesicht wird vor allem von unternehmenspolitischen Überrlegungen geprägt, weniger von gestalterischen”, so Lutz Fügener, Professor für Automobildesign an der Hochschule Pforzheim. Was ist von den neuen Omnibussen aus dem Hause MAN und Mercedes-Benz zu erwarten? Während man sich bei Mercedes-Benz in Schweigen hüllt, zeigt sich MAN ungewohnt progressiv: Auf Nachfrage gibt es Design-Zeichnungen, die die MAN-Formsprache der Bussparte illustrieren. Nein, diese bunten Bilder zeigen kein konkret geplantes Fahrzeug. Es sind bunte Bilder, was nicht despektierlich gemeint ist. Bunt ist im Sinne von vielfarbig zu verstehen, viele Ideen und Ansätze für ein neues Fahrzeug finden sich zuerst auf dem Papier. Was davon später in Serie geht, ist noch nicht zu erkennen. Höchstens zu erahnen. Für den neuen Reisebus aus München könnte das bedeuten, dass man sich gelöst hat, weg vom Traditionellen. Das Heck ist, wenn es dem bunten Bild folgt, en vogue – es fehlt nur noch ein Home-Button. Waren es in den 50er Jahren beispielsweise die Heckflossen, die sich markenübergreifend überall nachweisen und mit einem Düsenjäger als technisches Leitbild begründen lassen, so ist es heute wohl das iPhone von Apple, was als das Leitmotiv gesehen werden muss. Dass der Designer, wenn ihm nichts mehr einfällt, alles nur schwarz gestaltet, ist in diesem Zusammenhang falsch. Das Gegenteil ist der Fall: So ist das zu sehen, was ihm wichtig ist: Der Markenname, der auch wie beim neuen Heck aus München nicht nur wegen des Kontrates gut zu sehen ist. Nur böse Zungen behaupten, dass ihm das die Marketingexperten souffliert hätten… Man darf schon jetzt gespannt sein, was sich unter der Tarnfolie des in den letzten Tagen gezeigten Erlkönigs befindet. Wenn man bei MAN neue Wege im Design geht, dann ist ja vielleicht auch einmal wieder eine richtige Karosserie zu sehen, ganz klassisch, ganz traditionell – und irgendwie dann doch wieder typisch MAN. Rüdiger Schreiber

Viele Gedankenspiele für eine neue Frontgrafik werden zunächst in bunten Bildern gesammelt. Grafik: MAN

 

 

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