AutoCult legt noch einmal nach: Nach einem Hanomag L28 Gruppenkraftwagen folgt nun ein Steyr 380a mit Lohner-Aufbau. In den ausgehenden 1940er Jahre benötigte die österreichische Polizei Busse, um möglichst viele Polizisten rasch an brisante Brennpunkte zu befördern. Die Polizeioberen wünschten sich jedoch keine geschlossenen Serienbusse, sondern offene Beförderungsmittel, damit wenig Zeit für das Ein- und Aussteigen benötigt wird. Solche busähnlichen Fahrzeuge bot kein Hersteller an und doch zeigte sich die Steyr-Daimler Puch AG bereit, solche offene Mannschaftsbusse für die Polizei zu fertigen. Basis für solche spezielle Behördenumbauten war der Bus Typ 380a, der wiederum vom Lastwagen 380 abgeleitet wurde. Das 85 PS starken Triebwerk mit dem Fünf-Gang Getriebe und dem tief liegenden Rahmen wurde vom Bus übernommen. Eine für damalige Verhältnisse leichtgängige Lenkung, ausreichend dimensionierte Öldruckbremsen sowie eine progressive Federung sorgten für zeitgemäße Fahreigenschaften. Im Hinblick auf wenig Komfort wurde der Aufbau komplett ohne Türen gefertigt und als einzige Schutzmaßnahme gegen Regen diente ein Stoffverdeck. Im Jargon der Wiener Bevölkerung bekam dieses große Verdeck schnell den abwertenden Ausdruck „Fetzndacherl“ verpasst, was in erster Linie davon herrührte, dass das Stoffverdeck durch seine Länge und der damals geringen Festigkeit den Bewegungen des Windes unaufhaltsam folgte. Im offenen Zustand offenbarte sich dabei auch, dass die am Heck zusammengerollte Stoffbahn sich als großflächiges Stück Tuch dem Fahrtwind in Form eines mächtigen Windfangs entgegenstemmte. Gefertigt wurde der komplette Aufbau nicht im Hause bei Steyr-Daimler-Puch, sondern bei der Firma Lohner. Mit dem typischen grünen Farbton der damaligen Polizei prägte der Polizei-Mannschaftsbus ab 1949 das Wiener Straßenbild. Soweit bekannt ist, wurden diese Polizei-Busse nur in den beiden Jahren 1949 und 1950 gefertigt, waren aber noch viele Jahre hindurch im hoheitlichen Einsatz der Wiener Gendarmen tätig. AutoCult hat den Fetzndacherl im Resin-Verfahren produziert und will den Modellbus in Kürze an die Händler ausliefern.
Fetzndacherl von Steyr
13. Juni 2016