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Klassenprimus: Der Fernbusbahnhof Stuttgart. Foto: ADAC/Steffen Thalemann

Kontrollzentrum des Fernbus-Bahnhofs Stuttgart. Foto: ADAC/Steffen Thalemann

Ungeachtet des zumindest bis zur Corona-Krise anhaltenden Fernbusbooms erfüllen immer noch viele Fernbusbahnhöfe in Deutschland die erwartbaren Standards nicht oder nur teilweise. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC Test von insgesamt elf stark frequentierten Busbahnhöfen. Durchgeführt wurde der Test bereits im Januar, also vor dem wochenlangen Stop der Fernbusse durch dieCorona-Krise. Seit Ende Mai rollen die Busse von Flixbus wieder – mit zunächst begrenztem Angebot an Verbindungen sowie Maskenpflicht und geschlossenen WC’s an Bord. Vor der Corona-Pandemie fuhren rund 23 Millionen Passagiere pro Jahr in Deutschland Fernbus. Mit dem Boom der letzten Jahre konnten die Ausstattung und der Service vieler Terminals nicht Schritt halten, das hatte bereits der erste ADAC Test 2017 gezeigt. Was hat sich seither getan? Um das zu klären, schickte der Club seine Tester erneut zu den größten deutschen Fernbus-Bahnhöfen. Testsieger ist der Fernbusbahnhof Stuttgart mit einem sehr guten Resultat. Fünf Bahnhöfe erzielen gute Noten, drei bekommen ein „ausreichend“ und zwei schneiden mit „mangelhaft“ ab. Schlusslicht ist der Nürnberger Busbahnhof. Überprüft hatte der Club, wie gut die Terminals ausgebaut sind, welche Serviceleistungen sie bieten und ob sie barrierefreies Reisen ermöglichen. Top-Bewertungen verdient sich das Fernbusterminal in Stuttgart. Sein großzügiger Wartebereich, die sauberen und vorbildlich ausgestatteten Sanitäranlagen sowie das durchgängig taktile Leitsystem für Sehbehinderte konnten die Tester überzeugen. Zusätzliche Serviceleistungen wie USB-Steckplätze im beheizten Wartebereich und die Anzeige der aktuellen Reisezeiten auf digitalen Tafeln runden den positiven Gesamteindruck ab. Dynamische Reise-Informationen fehlen beim Testverlierer Nürnberg völlig. Wer hier auf seinen Bus wartet, erfährt nichts von Verspätungen oder gar Ausfällen. Für die Passagiere gibt es keine Wartehalle, zu wenige Sitzplätze und auch keinen ausreichenden Witterungsschutz an den Bussteigen. Die Sanitäranlagen waren im Test verdreckt und aufgrund fehlender Videokontrollen am Terminal stand es zudem um die Sicherheit der Reisenden nicht zum Besten. Über alle getesteten Fernbusbahnhöfe hinweg fällt besonders negativ auf, dass es nirgendwo Durchsagen mit aktuellen Fahrgastinformationen gibt. Auch elektronische Anzeigen mit aktuellen Informationen zu An- und Abreisen der Busse fehlen meist in den Wartebereichen. In nur zwei von den elf getesteten Bahnhöfen gibt es ausreichend Sitzplätze im Wartebereich. Durchgängige Barrierefreiheit zum Beispiel in Form von taktilen Leitsystemen war leider nur in vier Bahnhöfen gegeben. Und wer sich vorab im Internet über aktuelle An- und Abreisen der Busse informieren will, findet diese auf den Websites von nur drei Fernbusbahnhöfen vor. Durchwegs positiv wurde die gute Anbindung bewertet. Alle Busbahnhöfe waren entweder mit dem ÖPNV, dem Auto oder dem Fahrrad gut erreichbar. Hohen Komfort boten etwa die Bahnhöfe in Berlin-Südkreuz, Leipzig, München, Hamburg und Köln/Bonn Flughafen mit ihren gastronomischen Angeboten, kostenfreiem WLAN, Gepäckaufbewahrung und Geldautomaten. Die Testergebnisse der elf untersuchten Fernbusbahnhöfe fallen sehr unterschiedlich aus, die Leistungsspanne ist entsprechend groß. Nach Ansicht des ADAC kann dies nicht im Sinne der Verbraucher sein. Erstmals hatte der ADAC im Jahr 2017 Fernbusbahnhöfe getestet. Seitdem konnte jedoch keine grundlegende Verbesserung festgestellt werden. Die Tester prüften die elf Fernbus-Terminals mit dem höchsten Fahrgastaufkommen in Deutschland, Grundlage seien die Informationen von Flixbus gewesen, wie der ADAC mitteilt. Vor Ort waren die unangemeldeten Tester an Tagen mit hoher Frequenz (Freitag oder Samstag) im Januar 2020. Die einzelnen Prüfkriterien waren in fünf Hauptkategorien unterteilt: Die Ausstattung (z.B. Witterungsschutz, Ticketschalter, WC’s) wurde mit 30 Prozent gewichtet. Mit jeweils 20 Prozent gewertet wurden Zugänglichkeit, Sicherheit (z.B. Fahrbahn-Querungen, Videokontrolle und soziales Umfeld) sowie Information (Fahrgastinformationssysteme, Durchsagen). Mit 10 Prozent trug der Komfort zum Gesamtergebnis bei – also z.B. Gastronomie und Aufenthaltsbereiche für Passagiere. Die Barrierefreiheit wurde in allen fünf Hauptkategorien betrachtet. Um die Ergebnisse gut vergleichen zu können, entsprachen Kategorien und Gewichtung dem ersten ADAC Test der Fernbus-Bahnhöfe 2017. (ADAC/PM/Steichele-Biskup/Schreiber)

Detailliert bewertet und übersichtlich dargestellt präsentiert der ADAC den Test. Foto: ADAC-Grafik

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