
“test” mit einem Test der Fernbusse in Heft 11/2016. Foto: Schreiber, Cover: test
Stiftung Warentest hat für die aktuelle Ausgabe (11/2016) der Zeitschrift “test” die Fernbusanbieter unter die Lupe genommen. Rund 20 Millionen Passagiere fuhren 2015 mit dem Fernbus. Die Tickets sind günstig, die Fahrzeiten oft lang. Während des Tests hat sich der Markt gründlich verändert. Auf vielen Strecken gibt es zu Flixbus keine Alternative mehr. Auf dem deutschen Fernbusmarkt findet eine atemberaubende Konzentration statt. So sind uns während des Tests gleich drei Kandidaten abhandengekommen. Zuerst gab der britische Billiganbieter Megabus auf, der Fahrkarten ab 1,50 Euro verkaufte. Etwas später folgte der ambitionierte Postbus, der ein Jahr nach dem Start seinen Partner ADAC verlor. Beide Anbieter hat inzwischen der Marktführer Flixbus übernommen. Der aus der Fusion von MeinFernbus und Flixbus hervorgegangene Gigant auf der Bus-Fernstrecke hat seinen Marktanteil durch die Zukäufe auf rund 80 Prozent gesteigert. Flixbus wird seine Macht wahrscheinlich noch weiter ausbauen. Mitte September gab die Deutsche Bahn bekannt, dass der zu ihr gehörende BerlinLinienbus vom Markt verschwindet. Schon für Termine im November sind bei BerlinLinienBus keine Tickets mehr buchbar. Die großen Fernbusunternehmen haben bisher keine Gewinne eingefahren. Kein Wunder bei den niedrigen Preisen und der zum Teil sehr geringen Auslastung der Busse. Das könnte sich jetzt ändern. Da es zu Flixbus auf vielen Strecken keine Alternative mehr gibt, werden die Busse wohl voller und die Preise für die Tickets möglicherweise etwas steigen. Groß wird die Anhebung wohl nicht sein. Schließlich konkurriert der Fernbus weiterhin mit der deutlich schnelleren Bahn, die mit attraktiven Sparpreisen lockt. Den Erfolg einer Fernbusfahrt bestimmt zum großen Teil der Busfahrer. Die Kapitäne haben keinen leichten Job und oft einen langen Arbeitstag. Sie müssen die Passagiere einchecken, Gepäck und Fahrräder verstauen, die Gäste informieren, Snacks und Getränke verkaufen – und natürlich fahren. Das bedeutet hohe Konzentration über mehrere Stunden, auch wenn die modernen Busse mit vielen Assistenzsystemen ausgestattet sind. Und am Ziel hat der Fahrer noch lange nicht Feierabend. Die Gewerkschaft Verdi klagt, dass es nicht fair sei, wenn „Waschen, Tanken, Putzen nicht als Arbeitszeit gerechnet und nicht bezahlt werden“. Auf den Testfahrten, für die eine möglichst lange Strecken ausgesucht wurde, waren die Lenk- und Ruhezeiten nicht zu beanstanden. Bei Fahrten mit mehr als 4,5 Stunden Dauer waren oft zwei Fahrer an Bord, die sich abwechselten. Sonst wurden die Ruhezeiten, soweit die Tester das beurteilen konnten, immer eingehalten. Das Verhalten der Fahrer irritierte aber mitunter. So telefonierten einige Chauffeure während der Fahrt mit dem Handy ohne Freisprecheinrichtung. Das ist nicht nur verboten, sondern sehr gefährlich. Alle Fernbusse sollten selbstverständlich mit einer Freisprecheinrichtung ausgestattet sein. Den technischen Zustand der Fahrzeuge konnten die Tester naturgemäß nur begrenzt bewerten, sie beurteilten lediglich den äußeren Zustand der Busse. Da gab es wenige Beanstandungen. Auch die Prüfplaketten waren immer aktuell. „Busse sind sehr sichere Verkehrsmittel“, bestätigte der Tüv bei der Vorstellung des Busreports 2015. Rund zwei Drittel der Busse erwiesen sich bei der jährlichen Hauptuntersuchung als mängelfrei. Bei 18,5 Prozent stellte der Tüv aber erhebliche Mängel fest, sodass sie noch einmal vorfahren mussten. Zum Vergleich: Bei Autos betraf das 23,5 Prozent, bei Nutzfahrzeugen 25,3 Prozent. Neben der Hauptuntersuchung müssen Busse noch viermal jährlich zu einer Sicherheitsprüfung. Der Rat von „test”: „Fernbusreisen sind günstig im Preis, kosten aber Zeit. Die Auswahl an Anbietern wird immer geringer. Auf vielen Strecken gibt es zu Flixbus bald keine Alternative mehr. Die Flixbusse fuhren im Test weitgehend pünktlich. 75 Prozent der überprüften Fahrten kamen maximal zehn Minuten verspätet ans Ziel. Buchen und Stornieren waren einfach. Alternative: Wer ein paar Wochen im Voraus bucht, kann die Sparpreise der Bahn nutzen. Die sind zwar teurer als Bustickets, aber man ist deutlich schneller am Ziel.” Alle Details des großen Fernbustest gibt es in der Ausgabe 11/2016, die ab sofort im Zeitschriftenhandel erhältlich ist.