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EasyMile EZ10

Der EZ10 von Easymile aus Frankreich. Foto: EasyMile

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) will ähnlich wie die Deutsche Bahn nicht mehr nur Bahnbetreiberin sein, sondern eine Mobilitäts-Anbieterin werden. Anfang diesen Jahres hatte die SBB angekündigt, in Zug ab Sommer einen Testbetrieb mit selbstfahrenden Fahrzeugen aufzunehmen. Die SBB-Vision: Ein Shuttleservice, integriert ins Netz des öffentlichen Verkehrs, als flexibles on-demand Angebot und Zubringer zum Bahnhof sowie als zukünftiges Element eines Carsharing-Angebotes. In der ersten Projektphase war vorgesehen, dass die bestellten Olli von Local Motors mit definierten Zwischenhalten fahren. In der zweiten Phase – voraussichtlich ab 2018 – sollen Kunden innerhalb eines begrenzten Gebiets beliebig zu- und aussteigen können. Ende 2018 soll der Pilotversuch abgeschlossen werden. Dann entscheidet die SBB mit den Projektteilnehmern, ob und wie die selbstfahrenden Shuttles in das Angebot integriert werden. Zum Start war die Euphorie groß: “Ich werde im Sommer bei der ersten Fahrt sicher mitfahren», sagte Andreas Meyer, Geschäftsführer der SBB bei der Vorstellung des Olli Anfang März. Zusammen mit Vertretern von Mobility Carsharing, Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB), Stadt Zug und Technologiecluster Zug enthüllte er am Bahnhof Zug den Prototyp des selbstfahrenden Shuttles. Dann kam die Ernüchterung: Olli ging nicht in den Testversuch, Fahrten fanden nicht statt. Die SBB nennt technische Probleme als Ursache, hüllt sich aber in Schweigen. Nachdem Local Motors nicht den Anforderungen in der Umsetzung entsprechen konnte, wechselt die SBB nun den Fahrzeughersteller. Statt Olli von Local Motors setzen die Schweizer nun auf den EZ10 von Esaymile. Fahrten mit Passagieren sind nach wie vor ab 2018 vorgesehen. Das neu ausgewählte autonome Shuttle-Bus wird von EasyMile, einem Start-up-Unternehmen aus Toulouse/Frankreich, produziert. Hinter dem Start-up steht u.a. Continental: Im Sommer diesen Jahres gab Continental bekannt, eine Minderheitsbeteiligung an dem französischen Unternehmen EasyMile SAS erworben zu haben. Die SBB sieht bei EZ10 von Easymile den Vorteil, dass das Fahrzeug bereits über ein Dutzend Mal erfolgreich auf der ganzen Welt eingesetzt wird. Und es sei dementsprechend schon in unterschiedlichen Szenarien getestet worden. Nach dem Wechsel sind für dieses Jahr zunächst auf ausgedehnte Tests und die Stabilisierung des Betriebs mit einem Fahrzeug und ausgewählten Testgruppen vorgesehen. Im ersten Halbjahr 2018 sind mit der Lieferung des zweiten Shuttles die ersten Fahrten mit Passagieren geplant. Der “EZ10” verfügt über sechs Sitz- und sechs Stehplätze. Laut Herstellerangaben kann er bis 14 Stunden in Betrieb stehen. Er weist eine Spitzengeschwindigkeit von 40 km/h auf, ist in der Regel aber mit Tempo 20 unterwegs. Der erste EZ10 wurde Ende August 2017 geliefert und steht bereits in den Werkstätten der Zugerland Verkehrsbetriebe. Die Abnahme des Fahrzeugs und die Fahrbewilligung erfolgen in enger Abstimmung mit dem schweizer Bundesamt für Straßen (ASTRA). Das Fahrzeug wird in den kommenden Monaten die Strecke abfahren und kennenlernen (Mapping). Die letzten Abnahmen macht das ASTRA vor Ort, bevor das Fahrzeug für ausgedehnte Testfahrten in Zug unterwegs sein wird. Easymile war schon zum Zeitpunkt der ersten Auswahl eine Option bei der SBB gewesen, doch erschien damals gemäß SBB “Olli” noch am vielversprechendsten.

SBB tauscht Olli gegen EZ10 aus. Foto: Galitch

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