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Gerrit Marx, Geschäftsführer der Iveco Gruppe. Foto: Autobusweb

Vertreter der Autoindustrie laufen Sturm gegen die Vorschläge der EU-Kommission für eine neue Abgasnorm Euro 7. Und auch Gerrit Marx, der seit Abspaltung der Iveco-Gruppe von CNH Industrial am 1. Januar 2022 der Chief Executive Officer der neu gegründeten Holdinggesellschaft ist, spricht klare Worte.

Gerrit Marx kritisierte vor Journalisten italienischen Zeitungen die Politik der Europäischen Kommission zur emissionsarmen Mobilität. Die italienische Fachzeitschrift Autobus zitiert Gerrit Marx, der die Euro-7-Normen verurteilt, in ihrer jetzigen Form wären die geforderten Emissionssenkungen nur mit einem enormen Aufwand darstellbar, der in keinem Verhältnis zu den Ergebnissen stehe.

Es sei ein Fehler, so Marx, “gleichzeitig über neue Euro-7-Normen, die Senkung der CO2-Emissionen und die Elektrifizierung zu diskutieren, ohne jegliche Koordination und ohne eine kohärente Industrie- und Umweltpolitik”. Nach Ansicht von Marx sei Euro 7, die neue europäische Emissionsnorm für Straßenfahrzeuge, die 2025 in Kraft treten wird, nicht nur wegen der Emissionsreduktionsziele, sondern auch wegen des Zeitplans ein “Unsinn”.

Marx erklärte, Iveco könne an den italienischen Produktionsstandorten in Turin und Foggia einen Euro 7-konformen Motor für leichte Nutzfahrzeuge entwickeln und produzieren. Als CEO stünde er jedoch vor einer schwierigen Entscheidung: weiter in die Entwicklung von Euro 7-konformen Verbrennungsmotoren zu investieren oder sich auf die Produktion von vollelektrischen Nutzfahrzeugen zu konzentrieren.

Bei schweren Nutzfahrzeugen und Bussen ist Marx jedoch der Meinung, dass Wasserstoff “die einzige Möglichkeit ist, Emissionswerte zu gewährleisten, die eine echte Dekarbonisierung des Verkehrs garantieren”. Die Europäische Kommission hat den endothermen Motor für schwere Nutzfahrzeuge nicht verboten, aber das Ziel einer 90-prozentigen Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2040 im Vergleich zu den Werten von 2019 vorgeschlagen.

Iveco arbeitet an der Entwicklung eines Wasserstoffmotors für Nutzfahrzeuge, der im Vergleich zu einem Gasmotor eine Kompatibilitätsrate von 80 Prozent aufweise. Im Gegensatz dazu sei die Kompatibilität zwischen einem Wasserstoffmotor und einem Dieselmotor geringer und liege bei 20-30 Prozent.

Das Ziel der neuen Abgasnorm Euro 7 ist es, den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) durch Autos bis 2035 um 35 Prozent zu drücken, bei Bussen und Lkw um über 50 Prozent. Derzeit ist vorgesehen, dass die Regeln ab Juli 2025 für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gelten, ab Juli 2027 für schwere Nutzfahrzeuge. 

Die Fahrzeugpreise dürften mit der neuen Abgasnorm steigen. Unklar ist, wie stark. In ihrem Vorschlag hatte die EU-Kommission die Mehrkosten für Pkw zwischen 90 und 150 Euro veranschlagt. Für schwere Nutzfahrzeuge sollen sich die Kosten um 2.700 Euro erhöhen.

Nicht nur Gerrit Marx hat Zweifel am Zeitplan. Auch deutsche Fahrzeughersteller erklärten, dass der Einführungstermin unrealistisch sei. Der größte deutsche Autobauer Volkswagen sprach von “völlig unrealistischen zeitlichen Zielvorgaben”. Hersteller und Behörden könnten diese kaum so rasch umsetzen. (Autobus/Iveco/MercedesBenz/Volkswagen/PM/Sr)

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