Die Amerikaner erleben aktuell – politisch gefödert – eine “Antriebswende”: Weg vom Verbrenner, hin zum Elektro-Antrieb. Dank entsprechender finanzieller Unterstützung seitens der Regierung sollen nun auch die legendären gelben Schulbusse elektrifiziert werden. Da in den USA die Mehrheit der – überwiegend einkommensschwachen – Kinder, rund 60 Prozent (nach Angaben der National School Transportation Association (NSTA)), den Schulbus nutzt, argumentiert die Politik gerne mit dem Leibeswohl der nächsten Generationen bei der Elektrifizierung der knapp 500.000 gelben rollenden Ikonen Amerikas. Da Schulbusse in den USA nur relativ wenige Meilen bzw. Kilometer fahren und zwischen der morgendlichen sowie anschließenden nachmittäglichen Fahrt aufgeladen werden können, haben sie in der Regel keine Reichweitenprobleme. Aktuell ist in der Diskussion, die Batterien der elektrischen Schulbusse als Energiespeicher zu nutzen, um das Stromnetz während der Nachfragespitzen oder auch anderweitig zu nutzen und auszugleichen. Das sei besonders für die finanzschwachen Schulbezirke ein Vorteil, so die NSTA, die so zusätzliches Geld generieren könnten. Ein amerikanischer Schulbus fährt nach Angaben der NSTA rund 12.000 Meilen bzw. 20.000 km pro Jahr und das an 180 Schultagen im Jahr. Das sind etwa 66 Meilen (100 km) pro Tag, 33 am Morgen und 33 am Nachmittag. Die Batterietechnologie des Jouley von Thomas Built Buses stammt aus der Kooperation mit dem kalifornischen Unternehmen Proterra und verfügt über eine Gesamtenergiekapazität von 220 kWh und eine geschätzte Reichweite von 134 Meilen (über 200 km). Thomas Built Buses bietet eine DC-Schnellladearchitektur als Standardausstattung an. Der lokal-emissionsfreie Jouley kann, wenn er entsprechend ausgerüstet bestellt wird, dann auch innerhalb von rund drei Stunden mit dem optionalen Proterra 60 kw Schnellladesystem geladen werden. Und Dank der Vehicle-to-Grid-Technologie (V2G) elektrische Energie wieder zurückspeisen. Aktuell sieht das Infrastrukturpaket vor, zunächst ein Drittel der landesweit eingesetzten Diesel-Schulbussen durch elektrische zu ersetzen. Fahrzeughersteller wie beispielsweise Thomas Built Buses gehen aber davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren fast die Hälfte aller Schulbusse ausgetauscht werden wird. Die Verantwortlichen des ambitionierten Biden-Teams sind da deutlich pessimistischer, sie gehen von nur 25 Prozent in diesem Zeitfenster aus. Wenn aber alle Hersteller von elektrischen Schulbussen ihre Kapazitäten hochfahren, dann wird wahrscheinlich realtiv schnell doch ein großer Teil der knapp 500.000 Schulbussen ausgetauscht werden können. Aktuell kostet ein elektrischer Schulbus gut das Doppelte des konventionell angetriebenen Diesel-Fahrzeugs, was den Mehrkosten für die Batterien geschuldet ist. Die Kosten für die Karosserie bzw. die Produktion des Fahrzeugs ohne den Antrieb werden sich nach herstellerangaben nicht verändern, der Preise des elektrischen Schulbusses steht und fällt mit den Kosten für die Energiespeicher. Da aber zukünftig die Batteriepreise sinken werden, gehen auch die Preise für die elektrischen Schulbusse runter, da ist sich die NSTA sicher. Bislang in Dienst gestellte elektrische Schulbusse wurden zudem fast ausnahmslos mit Fördergeldern angeschafft und hätten die Kassen der Betreiber nicht belastet, so die NSTA. Hersteller wie Thomas Built Buses planen schon heute mit zukünftigen Kosten für Batterien, die den Schulbus dann nur noch rund 30.000 US-Dollar teuer – im Vergleich zum klassischen Dieselantrieb – machen. Mit Blick auf die laufenden Betriebskosten soll der elektrische Schulbus dann sogar noch preiswerter sein, der zusammen mit seiner Aufgabe als rollender Energiespeicher durchaus ein interessantes Geschäftsmodell werden dürfte. Schon jetzt ist bei den Betreiber der staatlichen Schulbusse, die die Fahrten kostenlos anbieten, das Interesse groß. (DTNA/NSTA/TBB/PM/Sr)
Ein Run auf E-Schulbusse
28. April 2021