Neoplan hatte es Ende der 70er Jahre wieder einmal geschafft: Mit dem Spaceliner wurde Omnibusgeschichte geschrieben. Wohl keine Neuentwicklung hatte bis dahin für so viel Aufsehen gesorgt, wie ein Omnibus mit Unterflurcockpit. Der Fahrerplatz war unter dem Passagierdeck angeordnet, sodass der Passagier- und Kofferraum deutlich größer ausfiel und auch die Aussichtsverhältnisse für die Fahrgäste so noch einmal verbessert werden konnten. Typisch Neoplan möchte man meinen, der Spaceliner erfüllte die Erwartungen der Kundschaft. Während man die Vorteile für die Fahrgäste, in einem eigenen Bereich hoch über der Fahrbahn zu reisen, sofort erkannte, diskutierten Fahrer und Unternehmer kontrovers, über die Vor- und Nachteile des Unterflurcockpit-Konzepts. Die ungewöhnliche Sitzposition war seinerzeit für viele Busfahrer neu. Auch wenn das Lenkrad nicht mehr fast senkrecht stand, sondern schräg aus der Armaturentafel wie beim Pkw kam, funktional und ergonomisch war auch dieser Arbeitsplatz. Dieser Bereich ließ sich schon damals den eigenen Bedürfnissen entsprechend klimatisieren, Verkehrsfunk und sogar den eigenen Musikgeschmack höre man hier unabhängig von den Fahrgastwünschen, berichten Fahrer nicht ohne Stolz. Man sitzt, ähnlich wie beim Doppeldecker, nah an der Straße und kann fast millimetergenau rangieren. Auch sei die kleinere Frontscheibe mit Blick auf die Sonnenstrahlen und das Blenden durchaus von Vorteil. Noch heute sorgt ein Unterflurcockpit für Aufsehen, wie der Franzose Jean-Marc Durand mit einem Neoplan Spaceliner zeigt. Wer die Entwürfe des Franzosen sieht, der fragt sich, warum diese Busse nicht auf der Straße zu sehen sind. So sehen Traumbusse aus: Ein Spaceliner von Neoplan, ein Supercomet von Volvo, ein HDS von Setra oder ein Astralef Royal von Van Hool. Wobei, Van Hool ist zur Zeit mit dem Altano gut im Geschäft, nicht nur in der Fernbusbranche. Thorsten Wagner beschreibt in der aktuellen Ausgabe von lastauto omnibus (Heft 6/2016) in seinem Fahrbericht des Altano die Vorteile und spricht zum Schluss sogar von einer Legende… Neben Neoplan war in den Anfangsjahren auch der Wettbewerb auf dem Weg: Kässbohrer zeigte auf der IAA 1979 mit dem SG 221 HDS einen Hochdecker-Reise-Gelenkbus, der aber ein Einzelstück blieb. Auf dessen Basis entstanden aber dann der Setra S 215 HDS und der Setra S 216 HDS. Während der S 215 HDS 1983 wieder aus dem Programm genommen wurde, mauserte sich der Reisebus mit Unterflurcockpit zu einem Bestseller. Der S 216 HDS wurde bis 1992 gebaut und wurde ab 1984 sogar geadelt, denn dann hieß er S 216 HDS „Royal“. Über 700 Einheiten wurden in Ulm gebaut, bis der Bus mit der Einführung der Baureihe 300 aus dem Programm genommen wurde.
Ein Nischenmodell
20. Mai 2016