Van Hool kann in diesem Jahr auf 75 Jahre zurückblicken, Glückwunsch! Die belgische Busmanufaktur wird im Jubiläumsjahr der Buswelt eine neue Elektrobus-Baureihe vorstellen. Bis zur Premiere ist aber ein Blick zurück ein Muss, um die Bedeutung des Familienbetriebs aus Koningshooikt besser in der Busbranche verorten zu können. Die Wurzeln sind bei Bernard Van Hool zu suchen, er wurde 1902 am heutigen Stammsitz geboren.
Das Dorf Koningshooikt liegt südöstlich von Lier. Hier interessierte sich der kleine Bernard schon früh für die Landmaschinen, die auf dem Hof der Eltern eingesetzt wurden. Als Jugendlicher übernahm er die Wartung, die Reparatur und entwickelte erste Ideen für neue Landmaschinen. Mit 26 Jahren eröffnete Bernard Van Hool dann aber eine eigene Diamantschleiferei, die bevorstehende Wirtschaftskrise ließen ihn sich seiner Wurzeln erinnern, er experimentierte auf dem Gebiet des maschinellen Ausbrütens von Hühnereiern.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sah Bernard Van Hool im Transportsektor eine Chance und Herausforderung: Mit Hilfe eines Mechanikers machte er fahruntüchtige Lkw wieder flott und war fortan als Fuhrunternehmer zusammen mit seinen jüngsten Bruder Jozef aktiv. Mit den gesammelten Erfahrungen sehnte sich Bernard nach guten Straßen. Kein Wunder also, dass der Belgier davon träumte, eines Tages als Bauunternehmer Straßen zu bauen. Er kaufte Maschinen und Werkzeuge, stellte dann aber fest, dass es keine Fahrzeuge gab, um seine Angestellten zu den Baustellen zu bringen.
Weil er sich schon in jungen Jahren erste Gedanken über neue Landmaschinen für den elterlichen Betrieb machte, war es jetzt kein Problem, auch einen Omnibus zu bauen, wie es in der Firmenchronik heißt. Die Werkhallen für den Bau von Omnibus-Karosserien hergerichtet. aus dem Transportunternehmen wurde ein Busunternehmen, dessen erstes Fahrzeug ein von Grund auf instandgesetzter Bus war, der „Zugvogel“ getauft wurde. Bruder Jozef übernahm das Geschäftliche, Bernard widmete sich seiner heimlichen Leidenschaft und wurde Buskonstrukteur.
1947 gab es 22 Mitarbeiter und sechs aus der Familie (Bernard, Schwager Frans Van Bouwel, und die 4 ältesten Söhne Alfons, Jos, Denis und Paul). Die ersten Karosserien fand viel Zuspruch. Stück für Stück waren es fachmännisch ausgeführte individuelle Kreationen, in puncto Stil und Design oft inspiriert von den großen amerikanischen Limousinen. Von Anfang an suchte Bernard Van Hool aber für seine Omnibusse eine eigene Identität mit einer individuellen Formgebung. 1948 nahm Van Hool zum ersten Mal am Brüsseler Autosalon teil.
Soweit die Anfänge des belgischen Nutzfahrzeugherstellers, der heute im 75. Jahr des Bestehens neben Linien- und Reisebussen auch im Lkw-Markt für den Gütertransport verschiedensten Produkte vom Pritschen- über Gardinen- bis hin zu Tanksattelauflieger, Schüttgutcontainer, WAB-Tanks, Wechselpritschen und Containerfahrgestellen ein großes Portfolio vorhält. Für das Jubiläumsjahr ist mit der neuen Elektrobus-Generation namens A12 ein Produkt im Angebot, das nach eigenen Angaben unterhalb der Busbahn Exquicity im Busportfolio platziert ist.
Optisch gelungen mit deutlicher Differenzierung zum BRT-Design der Bahn wird die neue Elektrobus-Baureihe nicht im Stammwerk in Belgien, welches mittlerweile mehr die Funktion des Kompetenz- und Entwicklungszentrums erfüllt, sondern im Werk der Belgier im nordmazedonischen Skopje gebaut werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der neue Elektrobus auch in Koningshooikt gebaut werden wird, wie es aus Belgien heißt.
Zum Produktionsstart 2022 wird zunächst der 12m-Solowagen als niederflurige Version und auch schon als LowEntry gefertigt, die Gelenbusversion und weitere Gefäßgrößen sollen ab 2023 folgen, wie Van Hool auf Nachfrage von omnibus.news erklärt. Wie bei einigen wenigen Wettbewerbern setzt Van Hool ausschließlich auf einen rein elektrischen Antrieb und meldet neben mehreren Aufträgen für batterieelektrische Fahrzeuge auch schon erste Verträge für Fahrzeuge mit einer Brennstoffzelle an Bord.
Die Brennstoffzellentechnik steuert wieder Ballard bei, es sei im Vergleich zu den bisher gelieferten Omnibussen der Belgier mit dieser Technik aber eine Weiterentwicklung, die u.a. keine Sicherungsmaßnahmen mehr gegen Frost benötige, wie Van Hool betont. Sämtliche Technik ist in dieser Ausführung auf dem Dach verbaut, so Van Hool. Zu den technischen Angaben, u.a. den Batterieleistungen und Antriebsmotor, äußerten sich im Zusammenhang mit der Bekanntgabe des Auftrags weder De Lijn noch Van Hool.
Dafür machte dies schon vor einiger Zeit der Batteriehersteller Akasol: Der teilte mit, dass der belgische Bushersteller Van Hool für den neuen Elektrobus die zweite Generation der Hochleistungs-Batteriesysteme des Typs AKASystem 15 OEM 50 PRC bestellt habe. Die Serienfertigung der Systeme startet soll im vierten Quartal 2021 in Akasols Produktionsstätte im südhessischen Langen starten. Van Hool kündigte mit der neuen Baureihe ein neu entwickeltes Thermomanagement an, das Energie spare und beispielsweise Abwärme nutze, um das Heizen des Fahrgastraumes sparsamer zu gestalten. Außerdem sei die Isolierung optimiert und zudem auch eine Doppelverglasung möglich, was sich noch einmal positiv auf das Isolieren auswirke – wie dies im Verhältnis zum Mehrgewicht stehe, wurde aber noch nicht im Detail kommuniziert.
Um so erfreulicher die Tatsache, dass die Belgier schon Aufträge für weit über 100 Elektrobusse haben. Rund 30 Eleketrobusse der neuen Baureihe sind mit einer Ballard-Brennstoffzelle bestellt worden. Das Vertrauen in die Produkte von Van Hool ist groß, kein Wunder, denn die Belgier haben als seit 75 Jahren unabhängiger Hersteller von Omnibussen über 1.200 Omnibusse mit elektrischem Antrieb ausgeliefert. Die neue Baureihe bedeutet auch eine Zäsur: Van Hool verabschiedet sich vom klassischen Verbrenner (Diesel, Erdgas) und auch vom Hybridantrieb und fährt im Jubiläumsjahr mit emissionsfreien Omnibussen von zehn bis 24 Metern Länge vor. Da findet jeder Unternehmer, der sich für Omnibusse interessiert, (s)einen ganz eigenen belgischen Trüffel. (VanHool/omnibus.news/PM/Sr)