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Die Grünen fordern das 1 Euro Ticket für den ÖPNV. Foto: Die Grünen/Hofreiter, Montage: omnibus.news

Am Sonntag ging es wieder durch die Medien: Das Ein-Euro-Ticket. Im Februar dieses Jahres hatte es schon einmal eine Diskussion über die Preise für den Öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland gegeben. Angesichts der drohenden Dieselfahrverbote in deutschen Innenstädten sagte die damalige Umweltministerin Barbara Hendricks, die Bundesregierung denke über die Einführung eines kostenlosen Nahverkehrs für alle nach. Dann kam ihre Nachfolgerin Svenja Schulze und machte sich für entsprechende Versuche stark. “Ich will, dass Deutschland der Vorreiter beim Klimaschutz wird”, sagte sie im April in Berlin anlässlich der Umweltkonferenz. Busse und Bahnen in den Großstädten könnten nach Ansicht von Schulkze für Fahrgäste zumindest zeitweise kostenlos sein, um neue Mobilitätskonzepte anzuschieben. Alles, was dem ÖPNV nutze und eine Alternative zum Auto bilde, müsse gefördert werden, so die Politikerin. Nun fordern die Grünen die bundesweite Einführung des Ein-Euro-Tickets für Tagesfahrten für öffentliche Busse und Bahnen. Bekannt wurde dieser Ansatz als das “Wiener Modell”. „Jeder Verkehrsverbund in Deutschland soll das Ein-Euro-Ticket pro Tag einführen. Damit kostet der öffentliche Nahverkehr jeden Nutzer nur noch 365 Euro im Jahr“, sagte der Grünen-Fraktionschef Dr. Anton Hofreiter der „Bild am Sonntag“. Schüler und Auszubildende sollten zudem gratis mitfahren können. Neben dem Ein-Euro-Ticket wollen die Grünen einen “Mobilpass Deutschland” einführen, mit dem die Bürger alle öffentlichen Verkehrsmittel, Auto- und Rad-Sharing-Angebote mit einer einzigen Karte nutzen können. „Schluss mit dem Ticket-Wirrwarr! Ich fordere die Bundesregierung auf, darüber mit den Verkehrsbetrieben und Sharing-Anbietern zu verhandeln“, sagte Hofreiter der Zeitung. Die Forderung der Grünen ist nicht so ganz neu, denn die Idee gab es schon einmal Anfang des Jahres. Die Grünen in Bremen schulgen vor, das Jahresabonnement für Bus und Bahn in der Hansestadt auf 365 Euro zu senken. Der Vorschlag stieß seinerzeit bei den Bürgerschaftsfraktionen auf unterschiedliche Resonanz. “Für Bremen ist das Angebot derzeit nicht leistbar”, sagte Heike Sprehe, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion im Mai diesen Jahres. Fakt ist: Das Ein-Euro-Ticket muss gegenfinanziert werden. Außerdem würde ein solches Ticket dem ÖPNV vermutlich deutlich mehr Fahrgäste bescheren. Entsprechend müssten die Verkehrsbetriebe mehr Fahrten anbieten, wodurch wiederum die Kosten für den ÖPNV steigen würden – so die Argumentation der Gegner. Aus Wien ist hingegen zu hören, dass das Wiener Modell funktioniere: Die Jahreskarte für einen Euro am Tag gibt es schon seit 2012. “Das Ticket entstand während des Wahlkampfs und sollte eigentlich 100 Euro im Jahr kosten”, so Daniel Amann von den Wiener Linien. Dieser Preis habe sich jedoch politisch nicht durchsetzen lassen und so sei als Kompromiss die Karte für 365 Euro gekommen. “Mittlerweile gibt es in Wien mehr Jahreskarten als Autos”, berichtet Amann. Die günstige Jahreskarte hat dem Verkehrsbetrieb mehr Fahrgäste beschert. Aber vorsichtig, so einfach ist die Rechnung nicht: Ausschließlich durch die vergünstigte Jahreskarte konnten die Wiener Linien ihre Fahrgastzahlen allerdings nicht steigern. Gleichzeitig wurde das Netz ausgebaut und die Fahrpläne verdichtet. “Wenn die nächste Haltestelle zu weit entfernt ist oder die nächste U-Bahn erst in 15 Minuten kommt, nutzen die Menschen unsere Angebote auch trotz günstiger Fahrpreise nicht”, sagt Amann. Der Zuschuss der Stadt Wien habe sich durch das 365 Euro-Ticket nicht erhöht. “De facto sind die Kosten nicht gestiegen”, sagt Amann. Schon vor 2012 hätten die Wiener Linien 60 Prozent ihrer Kosten durch den Verkauf von Fahrkarten decken können. Weil aber das Angebot bzw. das Netz ausgebaut wurde, gab es noch mehr Zuschüsse.

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