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Mit dem eCitaro REX gibt es auch mehr Reichweite. Foto: omnibus.news

Dr. Manfred Marx, Leiter Entwicklung Antriebstechnik Daimler Buses. Foto: Schreiber

Michael Klein verantwortet den Geschäftsbereich Produktion und auch die Entwicklung. Für die eMobility Days ließ er sich mit der Brennstoffe für den eCitaro REX fotografieren. Foto: omnibus.news

Der eCitaro von Mercedes-Benz mit Range Extender wurde schon bei der Vorstellung der neuen Elektrobusbaureihe in der ersten eRoadmap angekündigt. 2018 sprach Till Oberwörder, der Daimlers Bussparte unter dem Dach von Daimler Truck verantwortet, davon, dass Daimler eine Innovationsoffensive für Elektromobilität in Städten starte.

Gesagt getan, Daimler hatte seinerzeit das in der Firmengeschichte größte Entwicklungsbudget, was hinter vorgehaltener Hand mit einer Größenordnung von 400 bis 600 Mio. Euro genannt wurde, in die Elektrobus-Baureihe gesteckt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, nicht nur unterschiedliche Gefäßgrößen mit batterieelektrischem Antrieb, sondern auch unterschiedliche Ladearten und Betriebsphilosophien können mit dem eCitaro bedient werden.

Nun geht, pandemiebedingt etwas verspätet, der eCitaro REX als sozusagen krönender Abschluss der ersten eRoadmap an den Start. Und weil Daimler Buses seinerzeit alles genau geplant hat, konnte man auch schon vor zwei Jahren den ersten Kunden dafür nennen: Das Verkehrsunternehmen SWEG mit Hauptsitz in Lahr im Schwarzwald wird den ersten eCitaro REX aus der Serienproduktion einsetzen.

Ab 2023 stattet Daimler Buses startet die Auslieferung des eCitaro auch mit einer Brennstoffzelle als Range Extender. Und weil die hauseigenen Brennstoffzellen von Cellcentric noch in der Entwicklung sind und die für die Produktion benötigte Fabrik noch nicht gebaut ist, werden die Module der Brennstoffzelle vorerst noch zugekauft.

Für den eCitaro REX hat sich Daimler Buses dafür Toyota als Lieferanten ausgesucht. Und auch Toyota kommunizierte parallel zu den eMobility Days, die Daimler Buses in dieser Woche in Mannheim veranstaltet, eine entsprechende Mitteilung. Beim eCitaro REX wird das Flachmodul vom Typ TFCM2-F-60 verbaut – 60 steht für die Leistung von 60 kW.

Im eCitaro Range Extender werde diese nach Angaben des verantwortlichen Projektleiters bei Daimler Buses, Dr. Manfred Marx, sehr effizient im Bereich des Bestpunkts bei rund 30 kW betrieben. Sie arbeite in einem Spannungsbereich von 400 bis 750 Volt. Erwähnenswert sei die sehr hohe Lebensdauer von rund 40.000 Stunden im Einsatz als Range Extender. Auch im Anschluss stelle sie nicht schlagartig den Betrieb ein. Vielmehr lässt ihr Wirkungsgrad langsam nach und es sei mit einer Alterung der Komponenten zu rechnen.

In der flachen Ausführung kann das Modul neben weiteren Aufbauten auf dem Dach integriert werden. Manfred Marx, zuständiger Projektleiter bei Daimler Buses, erklärte in diesem Zusammenhang, dass der eCitaro REX mit fünf bis sieben 350-Bar-Tanks, die jeweils 5 Kilogramm Wasserstoff fassen können, ausgestattet werden wird.

Der batterieelektrische Gelenkbus wird mit sechs bis sieben Tanks bestückt. Mit einem Innenbehälter aus Kunststoff und einer äußeren Ummantelung aus Kohlefasern entsprechen sie dem sogenannten Typ 4, sind sowohl leicht als auch hoch belastbar. Montiert ist das zirka 240 Kilogramm schwere Brennstoffzellen­modul beim eCitaro REX Solobus auf dem Dach in einer Position kurz nach der Vorderachse. Beim eCitaro REX Gelenkbus ist sie vorn auf dem Dach des Hinterwagens platziert.

Die Anordnung quer zur Fahrtrichtung ermöglicht eine einfache Zugänglichkeit zu den Ventilen. Jeder einzelne Behälter verfügt über einen eigenen Druck- und Temperatursensor. Die Tanks erfüllen bereits die Norm UN ECE R 134 u. a. zur Verhütung von Brandgefahren, die erst ab dem Jahr 2024 verbindlich sein wird.

Die Betankung erfolgt durchweg in Fahrtrichtung rechts über der zweiten Achse. Unter optimalen Bedingungen beläuft sich die Betankungszeit im Solobus zum Beispiel auf rund zehn Minuten. Beim eCitaro Range Extender kommen High-Performance-Batterien der neuesten Generation zum Einsatz.

Diese Lithium-Ionen Batterien des Typs NMC 3 (NMC = Nickel-Mangan-Cobalt) werden im eCitaro ab Ende des Jahres 2022 eingeführt und verfügen über einen sehr hohen Energieinhalt und sind sehr langlebig, pünktlich zum eCiatro REX-Start in 2023 stehen sie dann auch in diesem Modell zur Verfügung.

Ähnlich wie die Wasserstofftanks sind auch die Batterien skalierbar. Beim Solobus finden wahlweise zwei oder drei Batteriepakete mit zusammen 196 oder 294 kWh Kapazität Verwendung. Beim Gelenk­bus sind es wahlweise drei oder vier Batteriepakete mit maximal 392 kWh Energiekapazität. Bereits diese Batterie­bestückungen sichern eine beachtliche Reichweite, wie Daimler Buses anlässlich der eMobilty Days versprach.

Aufgrund der Brennstoffzelle als Range Extender ist eine Zwischen­ladung der Batterien auf der Strecke nicht notwendig und auch nicht vorgesehen. Die Aufladung erfolgt durchweg per Stecker im Depot mit einer maximalen Ladeleistung von 150 kW. Wie vom eCitaro gewohnt, stehen drei Steckerpositionen zur Wahl, links und rechts oberhalb der Vorderachse und am Heck. Für eine flexible Positionierung auf dem Betriebshof oder in der Fahrzeughalle sind pro Fahrzeug bis zu zwei Steckerpositionen möglich.

Je nach Bestückung mit Batterien und Wasserstofftanks wird der eCitaro als Solobus ohne Zwischenladung oder zwischenzeitliches Auftanken eine Reichweite von rund 400 Kilometern bei durch­schnittlichen Anforderungen erreichen, so die Aussage von Till Oberwörder auf den eMobility Days. Beim Gelenkbus soll sich die Reichweite auf rund 350 Kilometer belaufen.

Diese Werte würden die Wünsche vieler Verkehrsbetriebe abdecken, wie es seitens Daimler Bus hieß. Für die stehen im Zusammenhang mit Elektromobilität aber auch die Sitzplätze und die Fahrgastkapazität im Fokus: Den zweitürigen Solobus mit zwei Batteriepaketen und sechs Wasser­stofftanks kalkuliert Daimler Buses auf etwa 88 Fahrgastplätze. Bei einem dreitürigen Gelenkbus mit einer angetriebenen Achse, drei Batteriepaketen und sieben Wasserstofftanks wird sich die Zahl auf rund 128 Fahrgastplätze belaufen.

Spannend, im wahrsten Sinne. Auch die zweite eRoadmap ist durchdacht und die Aussage, ab 2030 nur noch Elektro-Stadtbusse zu verkaufen, lockte dann auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing nach Mannheim: „Um unsere Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen, brauchen wir CO2-neutrale Technologien im Verkehr“, so Wissing.

Dem ersten Förderprogramm im Rahmen der „Richtlinie zur Förderung alternativer Antriebe von Bussen im Personenverkehr“ solle nun ein zweites Förderprogramm noch in diesem Jahr folgen, wie der Bundesverkehrsminister in Mannheim in seiner Rede ankündigte. Bis 2030 soll nach Vorgabe von Dr. Volker Wissing jeder zweite Stadtbus elektrisch fahren. (DaimlerBus/omnibus.news/Sr)

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