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Daimler Buses wird den eCitaro zukünftig auch in Frankreich produzieren. Foto: Daimler Buses,, Schreiber, VHH; Montage: omnibus.news

Ab dem ersten Quartal 2024 wird Mercedes-Benz bzw. Daimler Buses den eCitaro auch im Werk in Ligny-en-Barrois (Frankreich) produzieren. Und: Daimler Truck wird bis 2030 rund 50 Millionen Euro in den Standort investieren, um die Produktion von Elektrobussen in Ligny-en-Barrois zu etablieren. Mit dem Umbau bzw. der Modernisierung des Produktionsstandortes soll es 250 zusätzliche Arbeitsplätze geben. In Frankreich sollen Fahrzeuge der eCitaro-Baureihe mit einer Länge von 12 und 18 Metern produziert werden.

Weil zukünftig Diesel- und Elektrobusse produziert werden sollen, hat Daimler Truck drei 3 Hektar Land zur Erweiterung des Werks erworben. Fahrzeuge der Citaro-Baureihe sollen das einzige Produkt sein bzw. bleiben, dass an diesem Standort gefertigt wird. Seit 42 Jahren entstehen hier Omnibusse, einst als Standort der Marke Kässbohrer gegründet, ist das französische Buswerk heute integraler Bestandteil des europäischen Produktionsverbundes der Evobus GmbH. Bis ins Jahr 2006 wurden hier Omnibusse der Marke Setra produziert, bis 2009 entstanden hier auch Minibusse der Marke Mercedes-Benz.

Im Jahr 1995 ging das Werk Ligny in die EvoBus GmbH ein und profitiert bis heute von der Zugehörigkeit zu Daimler Buses. Wie sich die Produktions- und Ablaufprozesse im Werk selbst in der EvoBus-Ägide verändert haben, zeigen die Ausstoßzahlen: Vom ersten Setra aus Ligny im Jahr 1981 bis zum 7.500sten Fahrzeug im Jahr 2005 gingen über 20 Jahre ins Land. Die nächsten rund 6.000 Einheiten wurden dann innerhalb von nur sechs Jahren produziert.

2012 startete die Produktion der Fahrzeuge der Citaro-Baureihe. Nun haben die Verantwortlichen bei Daimler Buses etwas Spannendes mit dem Standort vor, denn von den rund 500 bis 600 jährlich produzierten Einheiten waren etwa 50 Prozent für den französischen Markt bestimmt. Ligny-en-Barrois ist zudem auch die Konstruktionsverbindungsstelle für Sonderwünsche der französischen Kunden. Und auch in Frankreich boomt der Markt mit Elektrobussen.

Der französische Markt ist für alle Bushersteller interessant, denn europaweit wurden in 2022 nirgendwo mehr Omnibusse (>8t) neu zugelassen: 5.072! Zum Vergleich: In Deutschland (europaweit auf Platz 2) waren es 4.335 neue Omnibusse. Das Siegertreppchen hat Daimler Buses mit dem eCitaro in Frankreich noch nicht erreicht: In 2021 wurden wurden 23 eCitaro in Frankreich abgesetzt, was dem 4. Platz in Frankreich entspricht. Die hier genannten Zahlen entstammen der Statistik von Chatrou CME Solutions.

Und in 2022 waren es 20 Elektrobusse, die Mercedes-Benz in Frankreich auf den Markt gebracht hat – Platz 5. Die sieben neuen Elektrobusse in Q1-2023 bescherten Mercedes-Benz dann im 1. Quartal dieses Jahres dann wieder den 4. Platz. Europaweit fährt Mercedes-Benz mit dem eCiatro im Ranking immer weiter vor, mit 405 Neuzulassungen (einschl. 2022) kommen die die Elektrobusse mit Stern mittlerweile schon auf Platz 3. Wenn jetzt der eCitaro in Frankreich gefertigt wird, werden auch die Zulassungszahlen in Frankreich weiter hochgehen.

Starke protektionistische Strömungen vor mehr als 40 Jahren im europäischen Omnibusgeschäft führten dazu, dass die ehemalige Karl Kässbohrer Fahrzeugwerke GmbH mit Sitz in Ulm die Investition in ein Buswerk im seinerzeit zweitgrößten westeuropäischen Omnibusmarkt nach Deutschland anstrebte. Die Entscheidung für die Gründung der Kässbohrer Industrie Ligny S.N.C. fiel im Jahr 1979. Die Investitionen in das Fabrikgelände und den Aufbau einer Omnibusproduktion beliefen sich damals auf 10 Millionen D-Mark.

Karl Kässbohrer jun., seiner Zeit in der Geschäftsführung für Investitionen zuständig, zu der Entscheidung für den Standort Ligny-en-Barrois: „Wir sahen damals ideale Voraussetzungen für ein Werk in Frankreich: Die Größe des Areals, die gegebenen Erweiterungsmöglichkeiten, die gute Verkehrsanbindung an die Nationalstraße 4 und an die Eisenbahnstrecke Paris-Strasbourg, das Arbeitskräftepotential in der nur schwach industrialisierten Region und die uneingeschränkte Unterstützung durch die lokalen Behörden.“

Das ganze Projekt entstand damals unter den günstigen Voraussetzungen einer immer enger zusammenwachsenden europäischen Wirtschaft. Die französischen Behörden machten nur die Vorgabe, dass 50 Prozent der in Ligny gefertigten Omnibusse in den Export gehen sollten. Und auch heute gilt die Zustimmung für den eCitaro fabriqué en France als sicher, denn der Produktionsstandort genießt seit eh und je einen guten Ruf: Schon bald nach der Werksgründung beherrschten die Arbeiter in Frtankreich ihre Arbeit ausgezeichnet und das Schlagwort „Le Setra qui vient de France“ („der Setra, der aus Frankreich kommt“) wurde zum Qualitätszeichen der Omnibusbranche in Frankreich.

Im März 2023 haben Geschäftsführung von Daimler Buses und der Gesamtbetriebsrat der EvoBus GmbH ein Zukunftsbild zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit – und der deutschen Standorte – vereinbart. Dabei wird Mannheim das Kompetenzzentrum für E-Stadtbusse und sich ab 2024 vollständig auf die Produktion von elektrisch angetriebenen Stadtbussen fokussieren. Zusätzlich steigt das Werk stärker in die Komponentenfertigung ein.

Um der weiter wachsenden Nachfrage nach Elektrobussen gerecht zu werden, ist mit dem Werk in Ligny-en-Barrois nun ein weiterer Standort für die Produktion von Elektrobussen im Portfolio des Produktionsverbundes. Ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sollen in Neu-Ulm elektrisch angetriebene Überlandbusse und ab Ende der Dekade Reisebusse mit batterieelektrischem sowie wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb vom Band laufen.

„Wir haben eine klare Roadmap für Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb definiert. Es gibt jedoch viele neue Wettbewerber, die E-Busse anbieten. Diese verschärfte Marktsituation führt dazu, dass wir uns in der Produktion kostenseitig besser aufstellen müssen. Das betrifft insbesondere unsere deutschen Werke. Wir wollen unseren Kunden auch weiterhin die besten Produkte zu attraktiven Konditionen anbieten – und das Zukunftsbild macht genau dies möglich“, so Oberwörder weiter.

Als Bestandteil des Zukunftsbilds wird Daimler Buses die Zusammenarbeit im europäischen Produktionsverbund ausbauen. So werden zukünftig in Abhängigkeit der Auftragslage Fahrzeugstückzahlen flexibel verteilt. Für die beiden deutschen Standorte Mannheim und Neu-Ulm ist die Mindestgröße der Stammbelegschaft in der Produktion auf jeweils 1.500 festgelegt. Eine Deckelung der Produktionsstückzahlen wird es in Deutschland nicht geben. Damit haben die Werke Mannheim und Neu-Ulm die Chance, an künftigem Wachstum teilzuhaben. (ChatrouCMESolutions/DaimlerBuses/Kässbohrer/omnibus.news/Sr)

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