Die negativen Nachrichten bei Ebusco reißen nicht ab: Der finanziell angeschlagene Elektrobus-Hersteller informierte zum Jahresende 2024 über den Abbau von 102 Vollzeitstellen im Bereich Produktion und Lager. Außerdem wurden 95 Elektrobusse in den Auftragsbüchern gestrichen, man habe sich mit den Angestellten und Kunden geeinigt, wie der Leichtbau-Pionier aus den Niederlanden weiter erklärte. Die Entlassungen sollen im ersten Quartal 2025 vollzogen werden, ein entsprechender Sozialplan sei erarbeitet worden, so Ebusco. Die bestellten und jetzt gestrichenen Elektrobusse seien noch nicht Teil der Produktion gewesen.
„Obwohl diese Entscheidung für die betroffenen Mitarbeiter schwierig ist, ist sie ein notwendiger Schritt zur Verbesserung der finanziellen Leistungsfähigkeit von Ebusco. Die Verkleinerung der Eigenproduktion in den Niederlanden ist ein wichtiger Teil unserer Strategie, und diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Unternehmen zu verkleinern und die Kernkompetenzen von Ebusco in den Bereichen Vertrieb, Design und Technik zu stärken. Obwohl ursprünglich beabsichtigt war, diese Anpassung über einen längeren Zeitraum zu verteilen, haben wir uns nun entschieden, den Prozess zu beschleunigen und innerhalb eines kürzeren Zeitrahmens Klarheit zu schaffen.“, so der verantwortliche CEO Christian Schreyer.
Damit aber nicht genug: Ebusco verschlankt auch die Organisationsstruktur und streicht auch die Posten in der Chefetage: So werden u.a. der Chief Technology Officer (CTO), der Chief Human Resources Officer (CHRO) und der Chief Commercial Officer (CCO) gestrichen. Die direkten Berichte des CHRO werden an Christian Schreyer als verantwortlichen CEO übertragen. Die Abteilungen Engineering, Sales und After Sales berichten zukünftig an den Chief Operating Officer (COO). Alles vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre, die auch über den neuen Vorstand aus Christian Schreyer, Jan-Piet Valk (ad interim), Peter Bijvelds und Michel van Maanen abstimmen werden.
Ebusco will mit einem Auftragsfertigungsmodell wieder zurück und vom nach wie vor anhaltenden Boom der Elektrobusse in Europa profitieren. Einen Tag nach dem verlorenen Gerichtsverfahren kündigt Ebusco im Vorfeld der außerordentlichen Hauptversammlung am 24. Oktober 2024 an, die Produktion von Elektrobussen einzustellen und sich auf das Entwerfen sowie Konstruieren zu konzentrieren. So könne der Turnaround geschafft werden: Produktion rauf, Kosten runter. Der radikale Einschnitt soll Ebusco vor der drohenden Insolvenz retten. Der angeschlagene Bushersteller will nach eigenen Angaben die Kosten um jährlich 30 Millionen Euro senken.
Und statt nur durchschnittlich, wie bisher 15 Elektrobusse, sollen 40 bis 50 Elektrobusse monatlich Dank des neuen Auftragsfertigungsmodells ausgeliefert werden. Der Elektrobushersteller stand am Abgrund, der Aktienkurs von Ebusco fiel zeitgleich zur außerordentlichen Hauptversammlung am 24. Oktober 2024 auf einen Tiefstand von 40 bzw. 33 Cent. Heute steht die Aktie wieder bei 1,08 Euro. Aktionäre glauben an das Produkt und das, was Christian Schreyer plant und umsetzt. Der große Auftragsbestand und das, was die Kunden auf der Straße mit den Elektrobussen der Niederländer erleben, sprechen für die Marke.
Nach Angaben von Ebusco übertreffe die Betriebsleistung des Elektrobusses 3.0 mit einem realen Energieverbrauch von 0,65 kWh/km die Erwartungen. Bei moderaten Temperaturen ließen sich regelmäßig über 500 km pro Tag mit einer einzigen Ladung fahren. Positive Rückmeldungen gäbe es auch von Kundenseiten, z.B. von den Stadtwerken München, die ihren siebten Auftrag mit Ebusco abgeschlossen haben, oder von der BVG und Transdev hinsichtlich der Betriebsleistung und des Fahrverhaltens sowohl des 2.2 als auch des 3.0. Die 694 festen Bestellungen sowie 778 Optionen auf einen Elektrobus von Ebusco zeigen, dass das Produkt trotz der Probleme des Herstellers ankommt. (Ebusco/PM/Sr)