Auch Karsan, in Europa mit dem E-Kleinbus Jest, dem E-Midibus Atak und den 10, 12 und 18m langen BEV-Stadtbussen Ata gut im Geschäft, bedient zukünftig das wachsende Segment der batterieelektrischen Überlandbusse. Im nächsten Jahr werde die eAta-Baureihe um einen LE-Ableger nach Klasse II erweitert werden, wie Okan Baş, CEO des türkischen Elektrobusherstellers, im Gespräch mit omnibus.news erklärte. Im Frühjahr werde man das vom Markt jetzt geforderte Fahrzeug präsentieren, so Baş. Während Elektro-Linienbusse im Segment der Stadtbusse immer mehr an als Fahrt aufgenommen haben, stehen Elektro-Überlandbusse erst am Anfang einer im wahrsten Sinne spannenden Karriere.
Und auch das Angebot wächst stetig, wie Karsan beweist. Ein Blick auf die Neuheiten der Bushersteller zeigt: Iveco Bus als Branchenprimus in diesem Bereich hat die Crossway-Baureihe bereits elektrifiziert und die ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Nicht einen Versuchsträger, sondern eine ansehnliche Flotte: So werden beispielsweise im Konzessionsgebiet Zuid-Holland Noord (ZHN) in den Niederlanden 102 batterieelektrische Crossway LE bei Qbuzz zum Einsatz kommen. Aber auch MAN hat mit dem Lion’s City E LE, der gerade mit dem Sustainable Bus Award 2024 in der Kategorie InterCity ausgezeichnet wurde, ein entsprechendes Fahrzeug schon für die Klasse II im Angebot.
Irizar stellte auf der Feria Internacional de Autobuses y Autocares in Madrid im Oktober 2024 mit dem i3 electric eine neue Überlandbus-Baureihe vor. Und Scania hat in Zusammenarbeit mit Castrosua auf Basis der 75CS-Baureihe einen BEV-Überlandbus mit Klasse II für den spanischen Markt im Angebot, der 2025 verfügbar sein soll. Aus der Türkei kommt nicht nur KArsan mit dem eAta 12 LE, sondern auch Otokar mit dem e Territo sowie Temsa mit dem LB SB E – allesamt im wahrsten Sinne spannende Überlandbusse. Dass der Markt der E-InterCity-Busse auch für die in Europa immer mehr auf den Markt drängenden Bushersteller aus China interessant ist, zeigt Yutong.
Nach der Insolvenz von Van Hool machte der Anbieter aus Zhengzhou dem Verkehrsbetrieb Qbuzz ein Angebot, die bei den Belgiern bestellten 112 BEV-Überlandbusse in 15m-Ausführung pünktlich zu liefern. Im Dezember dieses Jahres werden die ersten 54 Yutong U15 Elektrobusse in Klasse II in den Niederlanden im Konzessionsgebiet von Zuid-Holland Noord (ZHN) in Dienst gestellt werden. Neben den Niederlanden sind LE-Busse mit BEV-Antrieb auch in Skandinavien gefragt, wo an den jeweiligen Ausschreibungen liegt, die diese Bauart vorschreiben.
Aber auch die europäischen OEM sind am Ball: VDL hat für 2025 den Leichtbaubus Citea in Klasse II angekündigt, Volvo Bus will in 2025 den 8900 electric in ausgewählten Ländern Europas anbieten. Solaris, europaweit die Nummer 1 im Geschäft mit Elektrobussen, wird ab 2026 mit dem E-InterUrbino in den Längen 10,9, 12,2 und 13 Metern in den Markt einsteigen. Es kommt also langsam aber dann doch mit einer gewissen Dynamik viel Bewegung ins Segment der E-Überlandbusse. Chinesische Marken dominieren, noch, europäische Bushersteller haben das Portfolio erweitert und bieten oder werden Überlandbusse mit BEV-Antrieb zeitnah anbieten.
Und Daimler Buses? Der Blick auf die eRoadmap zeigt, dass im nächsten Jahr ein BEV-Überlandbus zum Portfolio gehören wird. Die Weltpremiere wird das Fahrzeug auf der Busworld 2025 im Oktober in Brüssel feiern. Vorab gab es erste Informationen und einen seriennahen Prototypen auf den eMobility Days. Kein LE, sondern ein klassiches Hochbodenfahrzeug, das als BEV-Variante der Intouro-Familie verfügbar sein wird. Der EU30-Markt hat nach Angaben von Marktbeobachtern und Analysten ein Volumen von 8.000 bis 9.000 Neuzulassungen jährlich. Wer hier zukünftig vorne mitfahren möchte, muss einen BEV-Überlandbus im Angebot haben.
Nicht zuletzt forciert die Europäische Union die E-InterCity-Busse mit den ehrgeizigen Zielen, die CO2-Emissionen von schweren Nutzfahrzeugen, zu denen auch Überlandbusse gehören, zu reduzieren. Bis 2030 müssen die Emissionen bei Neuzulassungen um 45 % gesenkt werden, was bis 2035 auf 65 % und bis 2040 auf 90 % ansteigt. Diese Vorschriften unterstreichen das Engagement der EU für eine emissionsfreie Zukunft und zwingen die Bushersteller, die Entwicklung und den Einsatz von Elektrobussen im Überlandbereich zu beschleunigen, weil diese nach Klasse II den zuvor erwähnten neuen CO2-Normen für schwere Nutzfahrzeuge unterliegen.
Karsan hat den eAta 12 LE aus dem eAta 12 abgeleitet. Der Niederflurteil im vorderen und mittleren Teil des Busses ermögliche den Fahrgästen das bequeme Ein- und Aussteigen, so Okan Baş. Der Hochflurbereich im hinteren Teil des Busses lässt eine höhere Anzahl von Sitzplätzen zu. Dank dieser guten Kombination bewähre sich der e Ata 12 LE nicht nur in Stadtzentren, sondern auch auf regionalen und Überland-Linien. Ein weiterer Vorteil für die Betreiber des E Ata 12 LE ergebe sich aus der Vereinheitlichung der Fahrzeuge mit denen der niederflurigen e Ata-Baureihe. Technische Details zum neuen LE-InterCity-Bus? Da hält sich Okan Baş noch bedeckt, man dürfe sich aber auf ein im wahrsten Sinne spannendes Fahrzeug freuen! (Karsan/omnibus.news/Sr)