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Der neue Enviro500EV Charge für den nordamerikanischen Markt wurde schon bei Kunden erprobt. Foto: Screenshot ADL/omnibus.news

Der Fahrerarbeitsplatz punktet mit einer rein digitalen Anzeige, ansonsten ist es ein typisch nordamerikanischer Arbeitsplatz. Foto: ADL

Paul Soubry, Geschäftsführer der NFI Group, präsentierte u.a. das Portfolio. Foto: Screenshot ADL/omnibus.news

Wieder eine digitale Premiere, schon die Einladung machte deutlich, dass das Event auf einen Markt außerhalb von Europa zielt: 10:00 CST ist die Central Standard Time, für Europäer fand die Weltpremiere des dreiachsigen Elektro-Doppeldeckers von Alexander Dennis nicht am frühen Morgen, sondern am späten Nachmittag statt. Wer sich um 17 Uhr einloggte, der wurde zunächst von Paul Soubry begrüßt. Der Geschäftsführer der nordamerikanischen NFI Group hat sich mit der Übernahme von Alexander Dennis Limited (ADL) den Weltmarktführer im Segment der Doppeldeckerbusse ins Portfolio geholt. Die Schotten, die auch die Marke Plaxton innehaben, müssen sich nun neben den anderen Hersteller (New Flyer, MCI und Arboc) behaupten. Ganz schottisch ein Klischee erfüllend war die digitale Premiere rein technisch ganz sparsam, keine Showeffekte, nur ein Imagefilm, einige Präsentationsfolien, u.a. zur Firmengeschichte von ADL und mit Paul (diesmal Paul Davies, ADL-Geschäftsführer), Jennifer,  Phil weitere am Produkt beteiligte Mitarbeiter, die vor virtuellen Hintergründen weitere Informationen zum neuen Elektro-Doppeldecker darboten. Nur Stephen berichtete sozusagen live aus dem Enviro500EV Charge, als er dessen Vorzüge präsentierte. Mehr Show gab es nicht, keine Bühne, kein enthülltes oder angestrahltes Fahrzeug in einer (Messe-)Halle. Stattdessen Videofilme, die den Enviro 500 EV Charge auf der Straße zeigten. Die Name “Charge” in der Typenbezeichnung ist ein deutlicher Hinweis auf die Zugehörigkeit zur NFI-Group, denn dort wird diese Bezeichnung bereits für die Xcelsior-Baureihe von New Flyer erfolgreich am Markt etabliert worden. Somit wissen potentielle Käufer, dass der Doppeldecker ein weiteres Produkt ist, das rein elektrisch fährt. Und vielleicht ist es ja auch insgeheim ein Bekenntnis, denn in Großbritannien wird ADL bei Elektrobussen immer wieder mit BYD in Verbindung gebracht, denn die Chinesen liefern die rollende, elektrische Basis. Mit dem Enviro 500EV Charge hat ADL zur richtigen Zeit den richtigen E-Bus parat, denn in den USA und Kanada knistert das Elektrobus-Geschäft Dank enormer staatlicher Förderung enorm. Der 13,7 m lange und 4,11 m hohe dreiachsige Liniendoppeldecker wurde als Fahrzeug für den nordamerikanischen Markt vorgestellt. Auf Nachfrage von omnibus.news, wann der E-Doppeldecker für Europa und auch Deutsachland vorgestellt werden wird – ein Live-Chat während der digitalen Premieren machte es möglich – hieß es lediglich, dass man an weiteren Varianten für andere Märkte arbeiten würde. Aber die Aussage der neuen US-Regierung, fast 500 Milliarden US-Dollar in eine Verkehrswende zu investieren, weckt nicht nur Begehrlichkeiten, sondern erlaubt es den Busherstellern, dass alle ein ganz großes Stück von der mehrstöckigen XXL-Torte abbekommen. Und weil ADL mit Doppeldeckern in Amerika und Kanada gut im Geschäft ist, findet die Weltpremiere auch dort statt. Seit 2001 wurden hier insgesamt über 1.200 Doppeldecker verkauft, auch das hat ADL im Live-Chat auf Nachfrage von omnibus.news geantwortet. Insgesamt biete der neue Elektro-Doppeldecker eine Kapazität mit bis zu 82 Sitzplätzen, allein das Oberdeck über Fahrgästen einen Sitzplatz. Und die können Dank 648 kWhimmerhin 160 Meilen (gut 250 km) rein elektrisch fahren, wie erste Testeinsätze bei ausgewählten Kunden gezeigt hätten. Es wären dann immer noch 30 Meilen (rund 50 km) möglich gewesen, wie es seitens ADL hieß. Die Batterien sind im Boden verbaut, die Stehhöhe des Unterdeck sei aber nur 4 Prozent niedriger, wenn man den Enviro 500 mit konventionellen Diesel zum Vergleich nimmt – eine konkrete Angabe gab es nichtm, die Zahl bleibt relativ, denn die Doppeldecke-Baureihe wird von 3,9 bis 4,4 Metern produziert und dementsprechend variiert die Höhe im Unterdeck. Es dürften aber fünf bis sieben Zentimeter sein. Wichtig: Durch die im Boden verbauten Batteriepacks steigt die Einstiegshöhe auf 357 mm. Dank einer Kneeling-Funktion geht es aber wieder auf 260 mm runter. Die Lage der Batterien sei gut für den Schwerpunkt, wie es bei der Vorstellung hieß. Geladen wird vorerst per Stecker, links oder rechts vom Fahrzeug. Weitere Lademöglichkeiten seien in Vorbereitung, so ADL auf Nachfrage von omnibus.news. Und ja, auch eine Ladung mittels Pantographen-Technik wird es geben. Man darf gespannt sein, was für den europäischen Markt angeboten werden wird. Eine elektrische Wärmepumpe ist mit an Bord, sie sorgt für das Klmatisieren das Fahrgastraumes. Neu ist ein digitales Armaturenbrett, ADL verbaut das digitale Cockpit von Continental, dass dem Fahrer dezent über eine entsprechende Farbe über den gesamten Armaturenträger zeigt, wie wirtschaftlich er oder sie unterwegs ist. Oder eben auch nicht, wenn der Fahrstil unwirtschaftlich ist. Ein Kamera-Monitor-System ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kein Thema, auch bei Sicherheitssystemen beim Abbiegen oder Bremsen gibt es aus europäischer Sicht durchaus noch Handluingsbedarf. Der Fahrgastraum hingegen entspricht den auch für Berlin umgesetzten Standards, bis zum Heck ist beim Elektro-Doppeldecker der Boden im Unterdeck niederflurig. Neu ist die Einzelradaufhängung vorn, in der Branche bei einem Elektro-Doppeldecker einzigartig, wie ADL betonte. ADL bleibt seinem Konstruktionsprinzip treu: Die Bodengruppe wird aus hochfesten Stählen gefertigt, der Aufbau größtenteilsaus leichtem Aluminium. Da der Antrieb in der Radnabe verbaut ist, sei der Durchgang zwischen den beiden Rädern vorne nun größer – auch hier ist der konventionelle Enviro 500 der Vergleichsmaßstab. Der Antriebsstrang besteht aus einer elektrischen Portalachse mit mit 2×125 kW Spitzenleistung (Werte, die man bei der NFI Group kennt, denn ZF ist Partner und der ZF AxTrax-Antrieb geschätzt).  Angetrieben, und diese Entscheidung sei mit Blick auf die Gewichtsverteilung gefallen, werde die dritte Achse. Eine Antriebsachse hat bekanntlich eine höhere Tragkraft als die Hilfsachse, was mit Blick auf die Batterien im Heck dann ein sinnvoller Tausch sein dürfte. Die zweite, jetzt nicht mehr angetriebene Achse ist als Starrachse, eine klassische ungelenkte Portalachse mit  gut 11t Traglast, wie es seitens ADL heißt. Bleibt die Frage, wie sich das schottische Produkt in den beiden Märkten, in denen Käufer bekanntlich nationale Produkte bevorzugen, verkaufen lässt. Dies beantwortete ADL mit der Aussage, dass der neue Elektero-Doppeldecker sehr gut Buy America-konform sei. Auf konkrete Nachfrage von omnibus.news hieß es, dass die Fertigung vor Ort in Anniston (einem Werk der NFI-Group) geplant sei. (NFIGrouo/ADL/omnibus.news/Sr)

erste Einblicke in den neuen Elektro-Doppeldecker gab Stephen Walsh, ADL-Vize. Foto: Screenshot ADL/omnibus.news

Mit einer Grafik erklärt ADL die Lage der verbauten Batterien. Foto: Screenshot ADL/omnibus.news

Optisch bleibt der Enviro500EV Charge der Formensprache der 500er-Baureihe treu. Foto: Screenshot ADL/omnibus.news

 

 

 

 

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