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Chatrou CME Solutions hat die Zulassungszahlen im Blick. Grafik: CME, Foto: Schreiber

Jetzt ist es dokumentiert: Elektrobusse sind europaweit auf der Überholspur! Europaweit waren es bis September diesen Jahres insgesamt 1.123 Elektrobusse. Von einem Elektrobus-Boom zu sprechen wäre etwas übertrieben, denn allein mit Blick auf Deutschland zeigt sich, dass die Zahlen zwar gestiegen sind, reine Elektrobusse mit Batterie gab es bis zum September 2019 insgesamt nur 258. Neu zugelassen wurden in 2019 von Januar bis September insgesamt 108 Elektrobusse. Angesichts einer Zahl von fast 40.000 Linienbussen sind 258 reine Elektrobusse durchaus mager. Aber es werden bekanntlich mehr, allein ESWE aus Wiesbaden hat 56 Elektrobusse bei Mercedes-Benz bestellt. Und auch in Hamburg und Berlin geht eine größere Stückzahl an den Start. Insgesamt hat Mercedes-Benz europaweit bis Ende September 2019 schon 84 Elektrobusse zugelassen. MAN will noch dieses Jahr den Praxistest starten, im nächsten Jahr eine Demoflotte von 15 Fahrzeugen in fünf europäischen Ländern im Kundeneinsatz testen, bevor dann die Serienfertigung beginnt. Insgesamt sind die Zahlen für Deutschland im Vergleich zu Europa und dem Rest der Welt dann doch sehr mager. Wie die Zahlen von Chatrou CME Solutions – die die Zulassungen von Omnibussen mit alternativen Antrieben über acht Tonnen in West-Europa mit Polen ausgewertet in einer Grafik –  zeigen, haben sich die zugelassenen Elektrobusse bis September 2019 im Vergleich zum gesamten Jahr 2018 verdoppelt. Und noch stehen drei Monate aus… Wer sich nun, wie Chatrou CME Solutions die Mühe macht, ins Detail zu schauen, der sieht schnell, dass es drei Hersteller sind, die aktuell den Markt dominieren. BYD aus China, VDL aus den Niederlanden und Solaris aus Polen. Diese Reihenfolge stellt auch ein Ranking dar, weitere Aktuere im europäischen Elektrobus-Geschäft mit entsprechenden Stückzahlen sind Irizar (Spanien) und Volvo (Schweden) sowie Yutong (China). Es blebt spannend, wie die endgültigen Zahlen zum 31. Dezember 2019 aussehen.

Anzahl der 2018 in Deutschland betriebenen Busse mit alternativen Antrieben, nach Antriebsart. Alle werden aber als Elektrobus gewertet. Grafik: PWC

Interesant dürfte dann auch wieder das E-Bus-Radar der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhousecoopers (PWC) sein, was ausschließlich den deutschen Markt im Blick hat. Die absoluten Zulassungszahlen für Deutschland sind jedoch im Vergleich zu anderen Nationen durchaus eher als bescheiden zu bezeichnen: So ist die Zahl der elektrifizierten Busse seit der letzten Erhebung 2018 auf 838 gestiegen, dazu zählen aber auch 593 Hybridantriebe. ÖPNV-spezifische Gründe für den Rückstand zu den EU-Forderungen sind laut PWC Probleme der Unternehmen, die Elektrifizierung der Busflotten finanziell zuverlässig zu planen und umzusetzen. Schließlich seien Elektrobusse immer noch etwa doppelt so teuer wie Dieselmodelle. Hinzu kommen hohe Infrastrukturinvestitionen – trotz staatlicher Förderungen. Optimistisch stimmt hingegen die Zahl der geplanten Anschaffungen, die sich auf 4.600 Stück belaufen, so PWC. Die Gesamtheit der städtischen Zukunftsplanungen signalisiere, dass die E-Bus-Zahlen deutlich steigen werden: Für die kommenden fünf Jahre planen die Kommunen die Anschaffung von mehr als 2.255 E-Bussen, davon 83 mit Brennstoffzellenantrieb. Insgesamt liegen die öffentlich bekannten Planungen derzeit bei 4.636 anzuschaffenden, elektrisch angetriebenen Bussen. Damit die Mobilitätswende in Deutschland gelingt, sei ein weiterer Ausbau des ÖPNV und die Umstellung auf emissionsfrei betriebene Busflotten von zentraler Bedeutung, fordern die Autoren des E-Bus-Radars. Und hier stellen sie kaum Bewegung fest: “Der politische Druck, insbesondere von der Europäischen Union, spiegelt sich bisher kaum in den Ist-Zahlen wider”, so die Berater von PWC.

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