Seite wählen

ADL hat die ersten zwei Doppeldecker der Baureihe Enviro 500 in Berlin bei der BVG abgeliefert. Foto: BVG / Andreas Süß

Der Alexander Dennis Enviro500 bietet Platz für 112 Fahrgäste – 80 feste Sitzeplätze gibt es, 55 davon im Oberdeck. Foto: ADL

Die neue BVG-Chefin Eva Kreienkamp mit den neuen Doppeldeckern. Foto: BVG / Andreas Süß

Er ist da, der neue Doppeldecker für Berlin! Und nicht nur er, auch die neue BVG-Chefin Eva Kreienkamp, die seit Anfang Oktober an der Spitze des Berliner Verkehrsbetriebes steht. Und aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Alexandra und Dennis heißen die beiden neuen Doppeldecker. Neben kecken Sprüchen auf den Elektrobussen gibt es jetzt unter Eva Kreienkamp auch Namen für die Busse – mal sehen, wie die Berliner das kommentieren… Ob alle Berliner Busse einen Namen bekommen? Abwarten, auf jeden Fall habe sie sich gefreut, dass so eine Idee auf dem Betrieb gekommen sei, so die BVG-Chefin. Gestern haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die ersten beiden Exemplare ihrer neuen Doppeldecker-Generation offiziell präsentiert. Das Wichstigste zuerst: Gelb ist, keine Frage. Und mit Platz geizt er auch nicht, der Schotte. Der Alexander Dennis Enviro500 bietet Platz für 112 Fahrgäste – 80 feste Sitzeplätze gibt es, 55 davon im Oberdeck, im Unterdeck sind drei Klappsitze verbaut. Wie sein Vorgänger hat er drei Türen und zwei Treppen ins Oberdeck, ist 2,55 Meter breit und 4,06 Meter hoch. Lediglich in der Länge hat das Fahrzeug des britischen Herstellers um ganze sieben Zentimeter die Motorhaube vorn… Der Leichtbau-Schotte hat ein Leergewicht von 16.400 kg und ein zulässiges Gesamtgewicht von 26.000 kg. Angetrieben wird der ADL Enviro500 für Berlin auf Kundenwunsch von einem 6-Zylinder-Dieselmotor von Mercedes-Benz nach Euro 6d-Norm (354PS/260kW), hinzu kommt noch ein Voith Getriebe sowie Achsen von ZF. Eine elektronisch gesteuerte Lenkung der Hinterachse reduziert den Ausschwenkbereich des Fahrzeughecks, eine Außenkamera dient zur Beobachtung von Radfahrern und Fußgängern beim Rechtsabbiegen. Zur Unterstützung des Testprogramms und der folgenden Produktion von künftigen Serienfahrzeuge für die BVG hat ADL in Berlin ein Büro, eine Servicewerkstatt und ein Teilelager eingerichtet, das auch für die weitere europaweite Expansion genutzt werden soll. Für die Berliner und alle anderen Fahrgäste bietet die spezielle Berliner Version des Enviro500 im Vergleich zur vorherigen Doppeldecker-Generation wieder ein paar Extras und Neuerungen: Neben den bereits zum Standard gewordenen USB-Ladebuchsen in jeder Sitzreihe (…auch am Fahrerplatz gibt es eine USB-Ladebuchse!) und einem Live-Blick auf die Sitzplatzbelegung im Oberdeck gibt es auch eine neuartige Innenbeleuchtung, die ihren Farbton an die Außentemperatur anpasst (unter 20 Grad warmweißes Licht, über 22 Grad kaltweißes Licht). Für einen sicheren Tritt befinden sich LED-Leuchten an den Treppen und an allen Stufen im Unterdeck. Große Monitore zeigen die kommenden Haltestellen, Umsteigemöglichkeiten und weitere Informationen an. Einer der Bildschirme ist entgegengesetzt der Fahrtrichtung ausgerichtet. Im Multifunktionsabteil in der Wagenmitte finden Kinderwagen oder zwei Rollstühle gesichert Platz. Als Stehhöhe im Unterdeck nennt ADL eine Deckenhöhe von 1.900 Millimetern. Haltewunschtaster mit akustischer Rückmeldung und geriffelte Haltestangen an allen Türen sollen sehbehinderten Fahrgästen eine bessere Orientierung beim Ein- und Ausstieg bieten. Eva Kreienkamp, Vorstandsvorsitzende der BVG: „Der große Gelbe gehört zu Berlin wie der Fernsehturm und das Brandenburger Tor. Seit über 100 Jahren prägt er unser Stadtbild. Ich freue mich, dass wir diese Tradition nun fortführen können, während wir die Marktentwicklungen bei den E-Bussen beobachten.“ Nach der Präsentation werden in beiden Bussen erst einmal die BVG-spezifischen Komponenten wie z.B. Funk- und Fahrgastinformationssysteme konfiguriert. Nach den anschließend nötigen internen Tests und Schulungen auf dem BVG-Betriebshof und der erfolgreichen Zulassung werden die ersten Fahrgäste dann voraussichtlich ab Mitte November das Fahrgefühl des neuen Doppeldeckers auf der Linie 100 erleben können. Ein Bus geht auf die Linie, der andere wird für interne Erprobungsfahrten durch Berlin genutzt, wie Rolf Erfurt, BVG-Vorstand Betrieb Rolf Erfur, anlässlich der Vorstellung erklärte. Das ADL durchaus Doppeldecker bauen kann, zeigt die Produktion von über 18.000 Doppeldeckern weltweit – in Kanada, den USA, Mexiko, Großbritannien, Irland, Schweiz, Hongkong, Singapur und Neuseeland – am Weltmarktführer kommt kein Verkehrsbetrieb vorbei. Die Testfahrten mit dem zweiten Bus würden primär dem Liniennetz und der Einsetzbarkeit gelten, nicht so sehr dem Fahrzeug, wie es in Berlin hieß. Ob das an den sieben Zentimetern mehr Länge liegt, die der ADL im Vergleich zum Vorgänger hat? Trotzdem werde man das Verhalten des Schotten auf den Berliner Straßen genau im Auge haben und den Prototypen natürlich im Rahmen der Fahrten auch auf Herz und Nieren prüfen. Der Vorstand der BVG hatte im Oktober 2018 beschlossen, nach erfolgreich bestandenem Test- und Erprobungsprogramm mit zwei Bussen die Abnahme von 198 Fahrzeugen zuzusagen. Aktuell ist geplant, im kommenden Jahr 25 neue Doppeldecker von ADL liefern zu lassen und 173 dann im Jahr 2022. Es wird auch Zeit für Ersatz, denn nur noch 200 der einst 400 Doppeldecker von MAN sind im Einsatz. Insgesamt stehen 400 neue Doppeldecker zum Austausch an. Ob alle neuen Enviro 500 mit konventionellem Dieselmotor abgerufen werden, ist derzeit nicht entschieden. Die BVG werde die Entwicklungen im Elektrobusbereich beobachten, wie im Rahmen der Premiere eher am Rande  zu hören war. Und: Der Vertrag mit ADL siehe vor, dass die BVG flexibel auf Marktentwicklungen bei E-Bussen reagieren könne. Ein spannendes Thema… (ADL/BVG/PM/Schreiber)

 

Teilen auf: