Seit dem Frühjahr 2022 testet Kolumbus im regulären Linienverkehr einen selbstfahrenden Elektro-Midibus von Karsan auf einer Strecke von Kiellandshagen nach Finansparken in Stavanger. „Der Bus hat die Aufgaben auf dieser Strecke sehr gut gemeistert, und wir werden nun sehen, wie er eine anspruchsvollere Strecke mit Rushhour, Spurwechseln im dichten Verkehr und Fahren mit höheren Geschwindigkeiten bewältigt.“ sagt Olav Madland, CEO von Applied Autonomy.
Olav Madlands Firma ist für das Flottenmanagement und Betriebsmanagement zuständig, der Norweger sieht dem Vorhaben, zukünftig eine ganze Flotte selbstfahrender Busse auf der Straße zu haben, positiv entgegen: Ziel sei es, dass der Elektrobus schließlich mit 50 km/h fahre. Aktuell ist bei 40 km/h Schluss.
Der eAtak von Karsan wird auf der neuen Strecke auch in einem Tunnel fahren. Es gebe keine Anpassungen an die Infrastruktur, der Bus sei weltweit führend, sowohl was die Geschwindigkeit als auch die Bewältigung von Verkehrsproblemen angehe, so Madland. Der türkische Bushersteller Karsan hat den Elektrobus samt entsprechender Zusatztechnik auf die Räder gestellt und bietet das Fahrzeug mittlerweile regulär an.
Adastec liefert die nötige Software: So ist beispielsweise zur Erfassung der Umgebungsdaten ein LiDAR-System (Light Detection And Ranging) mit an Bord, was sozusagen eine optische Umgebungsvermessung in 3D ist, wie die zuständigen Karsan-Ingenieure gegenüber omnibus.news erklärten.
“Gelenkt” werde der Bus im übertragenen Sinne durch eine Vielzahl von Lidar-Sensoren und Radarsensoren sowie beispielsweise auch Wärmebildkameras und Ultraschallsensoren. Die verbauten technischen Hilfsfahrer, so die Karsan-Ingenieure weiter, hätten von Natur aus unterschiedliche Wahrnehmungseigenschaften:
Von der Spurtreue, dem Sichtfeld, oder Reaktion auf Umgebungsfaktoren würde die KI (künstliche Intelligenz) des an Bord verbauten Hauptrechners alle Daten so verarbeiten, dass der Elektrobus sicher zum Ziel fahren würde. Die auf Deep Learning basierenden Fahralgorithmen würden zudem vor dem Einsatz durch generierte fotorealistische Simulationselemente der Route trainiert werden, wie Karsan-Ingenieure erklären.
HD-Maps wären dabei vollständig in die Simulationsumgebung integriert und würden das hochpräzise Fahren erst möglich machen. Zusätzlich kontrolliere eine optische Abstands- und Geschwindigkeitsmessung die Fahrt. Beim zweijährigen Test arbeiten das Verkehrsunternehmen Vy und Kolumbus gemeinsam mit Karsan und Adastec und dem norwegischen Start-up Applied Autonomy zusammen.
“Wir haben an mehreren Pilotprojekten mit selbstfahrenden Bussen teilgenommen, darunter auch am allerersten, und arbeiten seit 2018 daran, ein Projekt mit einem größeren, selbstfahrenden Bus auf die Beine zu stellen”, sagte Kolumbus-CEO Odd Aksland. Es gibt langsam fahrende batterielektrische Kleinbusse auf abgesperrten oder leeren Straßen, doch das, was in Norwegen passiere, sei etwas ganz Besonderes, wie Grethe Skundberg, Projektleiterin beim Mobilitätsunternehmen Kolumbus im Rahmen der Premierenfahrt erklärte. (Karsan/Kolumbus/PM/Sr)