Was ist denn das? Eine neue kurze ComfortClass oder ein neuer kleiner Tourismo? Nein, es ist nur optisch so etwas wie ein Comforismo, eine mehr oder weniger gelungene Mischung der optischen Merkmale der ComfortClass mit denen des Tourismo. Kenner des türkischen Mini- und Midibus-Marktes sprechen vom Lord. Und den baut Erduman. Keine Frage, so etwas geht nur in der Türkei, in einem Land, in dem die meisten Busse Europas gebaut werden gibt es noch Blechschneider, die echte Maßarbeit leisten.Und die ist nötig, wie ein Blick auf die Frontmaske zeigt: Typisch Mercedes-Benz, mit Blick auf die Breite von 2,4 Metern aber ganz individuell auf die Bedürfnisse des Erduman-Midi zugeschneidert. Weil Daimler und MAN ihre Fabriken in der Türkei haben, scheint das, was dort hergestellt wird, durchaus deutsche Bedürfnisse zu befriedigen. Warum dann nicht auch einen Midibus aus der Türkei in Deutschland verkaufen, zumal der optisch in der Premiumklasse mitspielen will? Der Onmibusvertrieb Steinborn aus Erbach hat jahrelange Erfahrungen mit drei Anbietern von Kleinbussen aus der Türkei, zur IAA zeigen die Schwaben nun den Lord HD von Erduman am Messestand. Und ja, mit dem Midi auf Atego-Basis möchten die Vertriebler genauso wie Erduman in die nächste Liga oberhalb der Sprinter-Klasse aufsteigen, wie man auf der IAA Nutzfahrzeuge erfahren konnte. Der Midibus wird auch nicht als Atego 12.240 und damit als Laster vermarktet, sondern als Lord mit dem Zusatz HD. Mit Blick auf die Typenkunde und das Höhenmaß wahrlich ein Hochdecker bei 3,65 Metern Höhe. Bei 9,06 Metern Länge ein durchaus imposanter Auftritt, der primär durch den Stern in der Bugmaske bestimmt wird. Die Höhe und das Chassis haben aber auch einen Nachteil, den die Türken durch eine ausfahrbare Trittstufe minimieren – nach sechs Stufen kommt man auf dem Fahrgastboden an, ganze 192 Zentimeter an Stehhöhe gibt es im Innern für die maximal 35 Fahrgäste. Die nehmen auf bequemen Sitzen Platz, ein Stern im Aufleger der Kopfstütze suggeriert auch hier etwas, was man ansonsten mitunter teuer bezahlen muss. Gut 160.000 Euro muss der Unternehmer investieren, es gibt aber dann auch viel Bus. So wie beim Kofferraum, den bis zu 35 Fahrgästen stehen 7,5 Kubikmeter zur Verfügung. Im Fahrgastraum hat die enorme Höhe aber auch einen Vorteil, denn der Motor ragt nicht, wie bei Mitbewerbern dieser Bauart durchaus üblich, ins Innere. Verbaut ist ein OM 936 von Mercedes-Benz nach Euro 6 mit 238 PS. Außerdem mit an Bord ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder auf Wunsch das automatische 6-Gang-Powershift-Getriebe. Serviceklappen im Laufgang erleichtern die Wartung. Auch sonst geht es einfach und robust zu: Vorne und hinten setzen die Türken auf Starachsen, eine Luftfederung für die Blattfederung ist serienmäßig an Bord. Der Vertrieb wirbt mit der professionellen Basis und verweist auf Bekanntes. Im Innern erkennt der Busunternehmer einen Fahrerarbeitsplatz wieder, ebenso sind die Service-Sets alte Bekannte. Warum nicht, die Mischung macht’s bekanntlich.
Die Mischung macht’s
27. September 2018