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Fabian Stenger, Geschäftsführer Flixbus Dach GmbH. Foto: Schreiber

Vor fünf Jahren wurde der Fernbusmarkt liberalisiert, im Oktober 2018 stellte der Marktführer Flixbus den ersten rein elektrischen Fernbusin Dienst. Ohne gesetzliche Zwänge, einfach um zu sehen, wie es sich rein elektrisch fährt. Denn das wird die Zukunft sein, wie Fabian Stenger als Geschäftsführer Flixbus Dach GmbH meint. Stenger verantwortet die Sparte der grünen Fernbusse und will kurz- oder mittelfristig mindestens Hybrid-Reisebusse in den Fuhrpark holen, um lokal emissionsfrei in die Stadtzentren fahren zu können.omnibus.news befragte Fabian Stenger zur spannenden Zukunft des Fernbus-Geschäftes.

: Setzen Sie als Marktführer die stete Expansion jetzt auch im Bereich der Elektromobilität so quantitativ fort?
Stenger: Wir haben sehr lange an diesem Projekt gearbeitet. Der erste E-Fernbus ist für uns ein Meilenstein. Wir werden das jetzt aber erst einmal ein Jahr lang beobachten, um selbst zu erfahren, ob die angegeben Werte der Reichweite bei unserem Einsatz erreicht werden und die Kapazität der Batterie über die Zeit stabil bleibt.

: Wieso haben Sie sich für den Test in Frankreich und in Deutschland für Elektrobusse aus China entschieden?
Stenger: In Frankreich war der Elektrobus von Yutong schon zugelassen, mit BYD haben wir einen engagierten Partner gefunden, der seinen elektrischen Reisebus in Deutschland auf die Straße bringen wollte. Wir hätten auch bei einem deutschen oder europäischen Anbieter gekauft, wenn es denn einen entsprechenden Elektro-Reisebus gegeben hätte.

: Treten Sie mit dieser Aktion nicht den Hauptlieferanten Ihrer Partner, die die Omnibusse stellen, gegen das Schienbein?
Stenger: Wir klopfen damit an. Wir wollen die deutsche und auch europäische Industrie doch nur wachrütteln! Dieser Test ist ein Signal, das vorhandene Wissen zu nutzen und eine Alternative zum reinen Dieselantrieb zu entwickeln. Wir sind aber auch in konstruktiven Gesprächen mit der gesamten Bus-Industrie unterwegs, um zukünftiges Fahren zu gestalten.

: Und welche Alternative wollen Sie entwickelt haben, es gibt doch beispielsweise schon gasbetriebene Reisebusse?
Stenger: Ein Hybrid-Reisebus, ein Plug-in-Hybrid wäre doch toll! Mit einem sauberen Verbrennungsmotor über die Autobahn und dann zum ZOB im Zentrum der Stadt rein elektrisch fahren. Das ist sicherlich nicht nur für uns im Fernbusgeschäft ein interessanter Ansatz…

: Wird sich Ihr Geschäftsmodell zukünftig durch rein elektrische Antriebe verändern?
Stenger: Im Jahr 2018 könnte man das noch denken, wenn man die Anschaffungskosten im Blick hat. Glauben Sie mir, auch der Bereich der Elektromobilität folgt dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Selbst im Zeitalter der Elektromobilität werden wir unsere Kernkompetenz, das Entwickeln des Fernbus-Netzes, das Organisieren des Betriebs und das Abwickeln der Buchungen weiter vorantreiben und an die Bedürfnisse des Marktes anpassen. Das sehen Sie übrigens schon bei unserem E-Bus-Test: Die Angebotsgestaltung wurde so entwickelt, das Reichweite und Ladezeiten dem elektrischen Fahren mit dem Fernbus nicht im Wege stehen.

Der von Fabian Stenger so eindringlich geforderte Hybrid-Reisebus ist nichts Utopisches. Ein dieselelektrischer Parallelhybrid für den Reisebus lässt sich heute schon problemlos auf die Räder stellen. So wirbt beispielsweise ZF damit, die Elektrifizierung von Fahrzeugen konsequent vorangetrieben zu haben. Und ZF gilt in der Branche mit den integrierten Systemlösungen inzwischen als so etwas wie ein Weltmeister der Vielfalt, denn es gibt bereits unterschiedlichste Hybrid- und rein elektrische Antriebslösungen für nahezu jedes Fahrzeugsegment. Und das in Serie! Es müsste jetzt nur noch ein Hersteller einen Prototypen bauen, man muss nicht lange überlegen, Flixbus würde mit Sicherheit auch diesen Ansatz sofort testen. “Sauber” mit Euro 6d (dazu bessere Katalysatoren und Abgasreinigungsmittel) über die Autobahn und die sprichwörtliche Meile rein elektrisch fahren, das wäre es doch!

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