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Der neue Setra S 531 DT. Foto: Setra

Heute hat Setra nicht in Ulm, sondern in Stuttgart mit dem S 531 DT einen neuen Doppeldecker vorgestellt – keine Frage, dass da die Sommerpause von omnibus.news für eine Meldung kurz unterbrochen wird! Das Team der Daimler-Busentwickler hat nicht nur den Wettbewerb analysiert, sondern auch die eigenen Kunden und deren Bestellungen der letzten Jahre genau verstanden: Das Ergebnis ist ein Doppeldecker, der in seinem Segment wieder bei vielen Unternehmern für großen Zuspruch sorgen dürfte. So wie damals, als man die IAA im Jahre 1969 nutzte, um den ersten Doppelstockbus der Marke Kässbohrer zu zeigen. Nicht aber als reales Fahrzeug, sondern nur als Zeichnung. Das Konzept sah im Oberdeck eine durchgehende und im Unterdeck eine Bestuhlung von der Vorder- bis zur Mitteltür vor. Der Gepäckraum schloss sich im Unterdeck nach der Mitteltür an und war von außen durch eine separate Tür hinter der dritten Achse zugänglich. Die Resonanz der Kunden war durchweg positiv, wie ehemalige Angestellte zu berichten wissen. Bis zur Geburtsstunde des ersten Doppelstockbusses aus Ulm war es rückblickend aber noch ein langer Weg, es dauerte ganze zwölf Jahre. Hauptsächlich waren es produktionsbedingte Gründe, die die Realisierung des ersten Doppelstockbusses verhinderten. Einerseits war die Produktion der 200er-Baureihe gut ausgelastet, anderseits verlangt ein 4 m hohes Fahrzeug auch baulich andere Maßnahmen als ein normaler Reisebus-Hochdecker. 1980 wurden in Elchingen bei Neu-Ulm dann Hallen für die Produktion dieser vier Meter hohen Reisebusse gefunden. Wieder war es die IAA, die Kässbohrer nutzte, um den Setra Doppelstockbus S 228 DT vorzustellen. Der erste Doppeldecker wurde 1981 vorgestellt und wie heute wurde von den Kunden dankend angenommen. Wer sich für die Historie der Kässbohrer Setra-Doppeldecker interessiert, dem sei der Artikel auf modellbus.info über die Kässbohrer Setra Doppeldecker-Historie empfohlen. Anfang der 80er Jahre waren Gelenkbusse in Frankreich und der Schweiz unerwünscht. Das Einfahrverbot dieser Länder führte dazu, dass viele Unternehmer mit Blick auf die Sitzplatzkapazität einen Doppelstockbus brauchten, um das Angebot für Fernreisen nach Südeuropa aufrecht zu erhalten.

Entwurfsskizze für einen Kässbohrer-Doppeldecker, die 1969 auf der IAA gezeigt wurde. Grafik: Archiv omnibus.news

Heute ist ein Doppeldecker im wahrsten Sinne der krönende Abschluss eines jeden Omnbusherstellers. Und die einstige Nische ist gar nicht mehr so klein, denn es ist nicht nur das Geschäft des Reiseverkehrs,  sondern auch der Fernbusmarkt, der dieses Fahrzeug dankend annimmt. Der neue S 531 DT ist auch optisch ein Hingucker, keine Frage. Aber natürlich ist unter dem Blech sehr Vieles interessant: Maximale Effizienz und Variabilität, höchster Komfort und größte Sicherheit. Der neue Setra-Doppelstockbus der TopClass 500 wird erneut Maßstäbe in seiner Klasse setzen. Mit Aerodynamik-Bestwerten wird er auf dem Weg zu neuen Verbrauchsrekorden in seinem Segment wieder die Pole-Position besetzen, versprechen die Ulmer Ingenieure. Mit dem flexiblen Unterdeck können alle Einsätzegebiete im Reise- und Linienverkehr sowie bei Sonderausbauten – wie beispielsweise das Tourbus-Geschäft – abgedeckt werden. Sicherheit wird bei Omnibussen aus dem Hause Daimler  bekanntlich großgeschrieben: Im neuen Doppelstockbus feiern die Assistenzsysteme Active Brake Assist 4 und Sideguard Assist ihre Omnibus-Weltpremiere. Das ABA 4 verfügt zusätzlich zu den bisherigen Funktionen – Vollbremsung auf stehende und vorausfahrende Hindernisse – über eine Fußgängererkennung mit automatischer Bremsreaktion. Eine weitere Weltpremiere für Omnibusse ist der Sideguard Assist für den toten Winkel: Er überwacht mit Radarsensoren die Spur rechts neben dem Omnibus über dessen komplette Länge. Er warnt beim Abbiegen vor Fußgängern, Rad- fahrern sowie ebenfalls vor stationären Hindernissen im Kurvenlauf. Darüber hinaus dient er außerorts als Spurwechselassistent. 

Auch bei der Heckgrafik ist der neue S 531 DT betont eigenständig. Foto: Setra

Mit rund 14 m Länge hat sein Vorgänger das Idealmaß für Doppelstockbusse im Reiseverkehr definiert, Setra bleibt dieser Länge treu und bietet beim S 531 DT 83 Fahrgastplätze mit Serienbestuhlung und noch Platz für  einen Wasch- und Toilettenraum sowie eine Stehküche im Unterdeck. Den nötigen Platz für Koffer und Taschen gibt es im Gepäckraum über der Antriebseinheit und zusätzlich noch in Unterflur-Staufächern. Der neue Setra TopClass S 531 DT übernimmt von seinem Vorgänger das generelle Layout der beiden Decks, die komfortable und variantenreiche Bestuhlung mit ihrem großen Angebot an individuellen Bezügen aus Stoffen und dem Lederfasermaterial Composition, den optionalen Komfort-Kopfstützen sowie die eleganten Service-Sets. Unverändert bleibt ebenfalls die Stehhöhe von 1,80 m im Unterdeck sowie 1,68 m im Oberdeck, denn Setra verbaut weiterhin die 80-Prozent-Bereifung und verzichtet auf Niederquerschnittsreifen mit unvermeidlichen Einbußen für Fahrkomfort und Bodenfreiheit. Mit der Wahl zwischen dem Aufgang in klassischer Position auf der linken Seite sowie der Fernlinienvariante auf der rechten Seite nahe des vorderen Einstiegs beweisen die Ulmer, dass Flexibilität von Anfang an berücksichtigt wurde. Kunden können den neuen Setra-Doppelstockbus nun mit oder ohne Podest rechts im Unterdeck wählen, mit unterschiedlichen Sitzkonfigurationen, Rollstuhl- oder Kinderwagenplätzen, mit Treppe vorn links oder rechts, mit unterschiedlichen Türvarianten am hinteren Einstieg sowie verschiedenen Rollstuhlrampen, mit oder ohne Küche und Waschraum. 

Ulmer-Schule: Das Grundkonzept für die beiden Decks wird auch bei der neuen Baureihe fortgeschrieben. Foto: Setra

Die große Bandbreite des neuen Setra S 531 DT zeigt sich in seinem Cockpit: Er ist der erste Doppelstockbus mit zwei Cockpits nach Wahl. Und diese Wahl hat es in sich: Je nach Einsatz und Ausstattung können Busunternehmen zwischen dem serienmäßigen Cockpit aus der Setra ComfortClass 500 oder der TopClass 500 wählen. Beiden Cockpits gemeinsam ist die fahrerorientierte Grundform mit übersichtlicher Anordnung aller Instrumente und Bedienungselemente sowie die hängende Pedalerie. Der Fahrer verfügt jeweils über ein Multifunktions-Lenkrad und blickt auf präzise gezeichnete und gut ablesbare Rundinstrumente. Dazwischen ist hier wie dort mittig das informative Kombiinstrument mit seinem hochauflösenden Farbdisplay angesiedelt. Die Bedientasten sind blockweise in Vierergruppen verwechslungssicher angeordnet. Digital-Tachograph und der elektronische Schlüssel finden sich fahrefreundlich links vom Lenkrad. Eingriffe ins Getriebe nimmt der Fahrer wie bisher über einen platzsparenden und selbsterklärenden Lenkstockhebel vor. Beide Cockpits verfügen über das Coach Media System (CMS) mit einem sieben Zoll großen und brillanten Display.

Der Fahrerplatz des neuen S 531 DT. Foto: Setra

Funktionell, komfortabel, luxuriös und individuell – der vielseitige neue Setra Doppelstockbus ist extrem flexibel und deshalb eine Klasse für sich. Das spiegelt sich in seinem Außendesign wider. So gehört der Doppelstockbus zur TopClass 500 und übernimmt auch zahlreiche ihrer Elemente, jedoch hat er einen eigenständigen Auftritt. Das Gesicht des Setra orientiert sich mit seinem erhabenen silbernen Markenschriftzug auf einer dunklen Frontblende klar an der TopClass 500. Die beiden Windschutzscheiben für Oberdeck und Unterdeck sind aus Gründen der Aerodynamik stark gewölbt, sitzen nahtlos aufeinander und bilden eine Einheit. Das traditionelle Blechfeld dazwischen verschwindet, eine markante Spange in Aluminiumoptik gliedert die Stirn des Doppelstockbusses und verleiht ihr Breite. Waren Fahrtzielanzeigen für den Linieneinsatz bisher außen aufgesetzt, so finden sie nun hinter der deutlich weiter nach oben gezogenen unteren Windschutzscheibe Platz. Eine Negativform unten im Stoßfänger lässt den hoch aufragenden Omnibus kraftvoll und breit auf der Straße stehen.

Am 3. Juli veröffentlichte die Website mercedes-fans.de ein Foto von den Vorbereitungen der Weltpremiere. Foto: mercedes-fans.de

Völlig neu ist ebenfalls die Optik der Seitenwand. Unverändert verbindet die elegante Aluminiumleiste „La Linea“ aus der Baureihe TopClass 500 die Scheiben im Oberdeck mit der Dachrundung. Sie verzichtet jedoch auf den Aufschwung über der Vorderachse und ist stattdessen gerade über die gesamte Länge bis zur ersten Fenstersäule nach vorn gezogen. Sie streckt damit den Doppelstockbus, der trotz nahezu identischer Abmessungen in seiner neuen Ausführung mit anderen Proportionen überrascht. Mit gleich mehreren Elementen verleihen die Designer dem mächtigen Aufbau des Fahrzeugs neue Dynamik. So ist die hintere Ecksäule im Bereich der Fensterlinie mit einem Gegenschwung nach vorn gezogen. Dieses Stilelement findet sich noch prägnanter auch an anderer Stelle: Der neue Doppelstockbus nimmt zwar die stilbildende Verglasung seines Vorgängers als Verbindung von Oberdeck und Unterdeck über der Antriebsachse auf, dynamisiert sie jedoch ebenfalls kraftvoll im oberen Bereich durch einen Gegenschwung nach vorn mit einer eleganten und hochwertigen Einfassung in Alu-Optik.

Die Seitengrafik des Setra S 531 DT zeigt, dass hier eine eine Klasse der Marke Setra unterwegs ist. Foto: Setra

Auch im vorderen Bereich der Seitenwand lässt die Verglasung Ober- und Unterdeck verschmelzen. Aus ihr wachsen die Arme der neuen Außenspiegel heraus. Aufgrund der Verglasung scheint die Verblechung des Oberdecks wie eine Insel auf dem Glas zu schweben. Dieser geschickte Schachzug der Designer nimmt dem beeindruckenden Aufbau des Doppelstockbusses seine Wucht. Eine Plakette über dem vorderen Radlauf nimmt die Formensprache der ComfortClass 500 auf – der neue Setra Doppelstockbus nimmt Anleihen in beiden Omnibuswelten. Das neugestaltete Heck zeigt mit seinen Lüftungsgittern eigene Akzente Das Heck des Doppeldeckers basiert auf der TopClass 500, zeigt jedoch ebenfalls eigene Akzente. So sind die beiden typischen Lüftungsgitter der Spitzenbaureihe hier zu einer Einheit verbunden. Diese neue Variante unterstreicht den kraftvollen Auftritt des Doppelstockbusses, so der Designer Mathia Lenz. Über die Lüftungsgitter des Motors tritt an die Stelle der bisherigen Kiemen für die Klimaanlage nun ein weiteres trapezförmiges, schwarz lackiertes Gitter. Beide Gitter fügen sich zur Kontur eines Schildes zusammen. Seitliche Finnen mit Einzug und einer scharfen Abrisskante sowie die unverwechselbaren Rückleuchten mit ihrem dreidimensionalen Licht aus der Baureihe 500 rahmen das markante Heck ein. Mehr zu den vielen  technischen Details, vom größeren Tank oder neuen Platz des Reserverades und und und dann nach der Sommerpause von omnibus.news.

Der neue S 531 DT hat einen ersten starken Auftritt hingelegt, – beeindruckend, imposant. Der neue Doppelstockbus verkörpert optisch eindeutig seinen Anspruch an ein Flaggschiff, vielleicht sogar auf DAS Flaggschiff in dieser Fahrzeuggröße. Vor diesem Hintergrund ist auch Stuttgart als Ort für die Weltpremiere erklärt. Hier ist der Sitz vom Daimler Buses. Und der genaue Ort der Präsentation – am Fuße eines Fernsehturmes – ist auch sehr symbolisch gewählt… Das Bus-Team unter Leitung von Hartmut Schick krönt mit dem S 531 DT den Busbau möchte man meinen…

Rüdiger Schreiber

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