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Till Oberwörder, Chef der Bussparte, fand auf der Busworld deutliche Worte und sparte nicht an Kritik zu den Plänen der EU-Kommision, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Foto: Schreiber

Die EU-Kommission bereitet derzeit neue CO2-Vorgaben für Busse vor. Daimler Buses unterstützt den Plan, die CO2-Emissionen von neu zugelassenen Bussen zu reduzieren, wie Till Oberwörder, Chef der Bussparte von Daimler Truck, auf der Busworld deutlich machte. Als einer der führenden Bushersteller wolle man einen Beitrag leisten, den Klimawandel zu bekämpfen, so Oberwörder gegenüber omnibus.news.

Daimler Buses hält nach Ansicht von Till Oberwörder eine Halbierung der CO2‑Emissionen von neu zugelassenen Bussen in Europa ab 2030 im Vergleich zu 2025 über alle Segmente hinweg für möglich. Aber: Um dies zu erreichen, wären umfassende unterstützende politische Rahmenbedingungen notwendig, wie Oberwörder deutlich machte.

Ab 2030 sollen laut EU-Kommission mit dem sogenannten „ZEV-Mandat“ nur noch lokal CO2-neutrale Stadtbusse zugelassen werden dürfen, was Daimler Buses auf der Busworld im Rahmen der Pressekonferenz ausdrücklich unterstützte. Außerdem halte das Unternehmen eine langfristige Förderung von E-Infrastruktur auf Betriebshöfen – sowohl für Stadt- als auch für Reisebusse – für nötig.

Dies solle einmalige Kosten von Bus-Betreibern beim Umstieg von konventionell angetriebenen auf elektrische Busse reduzieren, wie Oberwörder deutlich machte. Zudem sei der Aufbau einer öffentlichen Lade- und Wasserstoff-Tank-Infrastruktur für Reisebusse erforderlich. Dies stelle im Vergleich zum Stadtbus-Segment eine besonders große Herausforderung dar, da die Infrastruktur flächendeckend vorhanden sein müsse.

Hinzu komme, wie Till Oberwörder betonte, dass die Reisebus-Branche die Auswirkungen der COVID-Pandemie auch in den nächsten Jahren noch spüren wird und die finanziellen Spielräume dadurch geringer bleiben würden. Auch in diesem Segment müssten Förderungen sowohl die E-Infrastruktur als auch das Fahrzeug abdecken.

Daimler Buses hält einen Beitrag des Reisebus-Segments zur CO2-Reduktion von 20 Prozent für äußerst anspruchsvoll, aber realistisch. Für Reisebusse plant die EU-Kommission derzeit jedoch eine Reduktion von 45 Prozent CO2. Diese Zahl müsse nach Ansicht Oberwörders revidiert werden.

Till Oberwörder, CEO Daimler Buses: „Die Bus-Branche kann ab 2030 den CO2-Ausstoß in Europa deutlich senken. Damit das gelingt, müssen die politischen Rahmenbedingungen auf jedes Segment zugeschnitten sein. Bei Stadtbussen ist eine maximale Elektrifizierung absolut möglich. Aus unserer Sicht ist es hier entscheidend, dass sich die gesamte Branche voll auf CO2-neutrale Lösungen fokussieren kann.”

Man müsse finanzielle Mittel voll für die Entwicklung emissionsfreier Technologien einsetzen, so der Chef der Bussparte von Daimler Truck – und nicht für EURO 7 oder etwaige Strafzahlungen. „Es ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Herstellern, Bus-Betrieben und Energiebranche nötig, um E‑Busse in hoher Stückzahl und so schnell wie möglich auf die Straßen zu bringen. Wir müssen jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass Unternehmer elektrifizierte Busse wirtschaftlich betreiben können.“

Stadtbusse bieten mit ihren festen Routen und täglicher Rückkehr ins Depot ideale Voraussetzungen für die Elektrifizierung. Tageslaufleistungen von 250 bis 350 Kilometer können problemlos mit batterieelektrischen Antrieben abgedeckt und die Busse über Nacht im Depot geladen werden. Bei Daimler Buses geht man davon aus, dass die Gesamtbetriebskosten eines emissionsfreien Stadtbusses, bis 2030 denen eines Dieselbusses entsprechen und diese je nach Energiekosten auch übertreffen können.

Reisebusse fahren im Vergleich zu Stadtbussen deutlich anspruchsvollere Routen. Für solche Strecken sind die Anforderungen an die öffentliche Lade- und H2-Tank-Infrastruktur enorm. Die Fahrzeuge benötigen auch an entlegenen Orten wie beispielsweise Burgen und Schlössern, beim Überqueren der Alpen, in den Bergen bei Pässen, direkt an Skipisten und auf Parkplätzen von Wanderstrecken oder auf Rastplätzen entlang Autobahnen, Lade- bzw. Wasserstoff-Tank-Möglichkeiten.

Nicht zu vergessen: Neben der notwendigen Infrastruktur müssen zudem Anreize für Unternehmer geschaffen werden, sodass elektrisch angetriebene Reisebusse wirtschaftlich betrieben werden können. Und: Entsprechend des hauseigenen Führungsanspruches ist man bei Daimler Busessozusagen vorgefahren und übt Kritik am Vorgehen der EU-Kommission. Nun ist es an der Zeit, dass die anderen Hersteller vielleicht auch einmal deutliche Worte finden! (DaimlerTruck/omnibus.news/PM/Sr)

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