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Einen besonders starken Rückgang verzeichnete dagegen der Linienverkehr mit Fernbussen: Mit 2,8 Millionen Personen im Jahr 2021 reisten 53 Prozent weniger Menschen mit Fernbussen als noch 2020 und sogar 87 Prozent weniger als 2019. Foto: Destatis, Schreiber. Montage: omnibus.news

Bedingt durch die Corona-Pandemie waren im Jahr 2021 nochmals weniger Fahrgäste im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen unterwegs als Jahr 2020. Die Fahrgastzahl sank damit auf den tiefsten Stand seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2004. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lag die Zahl der Fahrgäste 2021 mit fast 7,9 Milliarden 4 % unter dem Wert von 2020 und 34 % unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019.

Der Rückgang der Fahrgastzahl im Vorjahresvergleich ist allerdings ausschließlich auf das von Lockdown-Maßnahmen und der Einführung der „Homeoffice-Pflicht“ geprägte 1. Quartal 2021 zurückzuführen, während das 1. Quartal 2020 noch vergleichsweise gering von der Pandemie beeinflusst war. Im 2. bis 4. Quartal 2021 reisten durchgängig mehr Fahrgäste im Bus- und Bahnlinienverkehr als in den Vorjahresquartalen.

Im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der 99 % des Linienverkehrs abdeckt, ging das Fahrgastaufkommen im Jahr 2021 nach vorläufigen Ergebnissen gegenüber 2020 um 4 % und im Vergleich zu 2019 um 33 % zurück. So waren im Eisenbahn-Nahverkehr einschließlich S-Bahnen mit 1,7 Milliarden Fahrgästen 6 % weniger Menschen unterwegs als im Vorjahr und 42 % weniger als noch 2019. Mit Straßenbahnen fuhren 2,6 Milliarden Fahrgäste, das waren 5 % weniger als im Jahr 2020 und 37 % weniger als vor der Pandemie im Jahr 2019.

Die derzeit gemeldeten Daten für den Nahverkehr insbesondere mit Bussen, der mit 4,0 Milliarden Fahrgästen einen leichten Rückgang der Fahrgastzahl um 1 % gegenüber 2020 und um 26 % gegenüber 2019) aufweist, bilden möglicherweise den tatsächlichen Rückgang nicht vollständig ab. In Bussen kommen automatische Fahrgastzählsysteme vergleichsweise selten zum Einsatz und Fahrgastzahlen werden in unregelmäßigen Abständen durch Verkehrszählungen und Fahrgastbefragungen ermittelt.

Daher ist hier noch mit Revisionen der gemeldeten Werte durch die Verkehrsunternehmen zu rechnen. Anders als im ÖPNV stieg die Fahrgastzahl im Eisenbahn-Fernverkehr im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr leicht an: Mit 85,1 Millionen Personen waren 2 % mehr Fahrgäste im Bahnfernverkehr unterwegs als im Jahr 2020, aber noch 45 % weniger als im Jahr 2019. Einen besonders starken Rückgang verzeichnete dagegen der Linienverkehr mit Fernbussen: Mit 2,8 Millionen Personen im Jahr 2021 reisten 53 % weniger Menschen mit Fernbussen als noch 2020 und sogar 87 % weniger als 2019.

Die für das gesamte Jahr 2021 ermittelten Rückgänge der Fahrgastzahlen im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen sind ausschließlich auf das 1. Quartal 2021 zurückzuführen. Das gesamte 1. Quartal 2021 war von der Corona-Pandemie geprägt, während sich die Pandemie im Jahr 2020 erst ab März deutlich auf den öffentlichen Personenverkehr ausgewirkt hatte. So waren im 1. Quartal 2021 insgesamt 38 % weniger Menschen im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen unterwegs als im Vorjahresquartal (Nahverkehr: -37 %; Fernverkehr: -67 %). Dagegen wurden im 2. bis 4. Quartal jeweils wieder Zuwächse gegenüber den Vorjahresquartalen erzielt.

Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 reisten insbesondere im 1. Halbjahr 2021 weniger Fahrgäste im Linienverkehr: Im 1. Quartal 2021 waren 45 % weniger Fahrgäste unterwegs als noch 2019, im 2. Quartal waren es 38 % weniger. Im 2. Halbjahr lag die Zahl der Fahrgäste um ein Viertel unter dem Niveau von 2019. Die Beförderungsleistung im Eisenbahnpersonenverkehr soll laut dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung bis 2030 verdoppelt werden. Die Passagierinnen und Passagiere im Fern- und im Nahverkehr reisten im Jahr 2021 zusammen rund 57 Milliarden Kilometer weit. Damit lag die Beförderungsleistung im Eisenbahnverkehr 46 % unter der Beförderungsleistung von 2019.

Die Angaben der amtlichen Statistik zum Personenverkehr mit Bussen und Bahnen stammen von den rund 830 größeren Unternehmen im Liniennahverkehr mit Bussen und Bahnen und im Linienfernverkehr mit Bussen mit Sitz in Deutschland, die im Jahr der letzten Totalerhebung (2019) mindestens 250 000 Fahrgäste beförderten, sowie von allen Unternehmen mit Eisenbahnfernverkehr. Im Nahverkehr werden Fahrgäste, die während einer Fahrt zwischen den Verkehrsmitteln eines Unternehmens umsteigen, in die Gesamtzahl nur einmal einbezogen, in die nach Verkehrsmitteln untergliederten Angaben jedoch mehrmals.

Als Fahrgäste werden Beförderungsfälle erhoben. Fahren im Berichtszeitraum Personen mehrfach, so werden sie auch mehrfach gezählt. Hintergrund für die Unsicherheiten der Angaben ab dem 2. Quartal 2020 ist, dass im Nahverkehr viele Fahrgäste Zeitkarten nutzen und die Nutzungshäufigkeiten unter den Bedingungen in der Corona-Pandemie anders ausfallen als unter Normalbedingungen. Fahrgastbefragungen durch die Unternehmen waren aufgrund der Pandemiesituation kaum möglich und automatische Fahrgastzählsysteme sind noch nicht flächendeckend im Einsatz.

Bei den Ergebnissen waren für Kreise, in denen Unternehmen automatische Fahrgastzählsysteme einsetzen, deutlich stärkere Rückgänge zu verzeichnen als im Bundesdurchschnitt. Daher ist bei den derzeit vorliegenden Daten von einer Unterschätzung der Rückgänge für den Liniennahverkehr mit Bussen auszugehen und mit Revisionen der Meldewerte durch die Unternehmen zu rechnen. Möglicherweise spielen bei der unterschiedlichen Entwicklung der Verkehrsmittel aber auch strukturelle Effekte eine Rolle, etwa geringere Rückgänge der Fahrgastzahlen im ländlichen Raum.

Da im Eisenbahnverkehr und Straßenbahnverkehr Fahrgastzählungen häufiger eingesetzt werden, werden diese Daten als belastbarer eingeschätzt. Es kann aber auch hier noch zu Revisionen kommen. Aufgrund einer Neufestlegung des Berichtskreises ab dem 1. Quartal 2021 sind die absoluten Zahlen nicht für alle Verkehrsarten direkt mit den Vorjahreszahlen vergleichbar. Die Veränderungsraten früheren Berichtszeiträumen wurden daher anhand der im Berichtskreis verbleibenden Unternehmen berechnet und auf die neuen Unternehmen im Berichtskreis übertragen. Die Veränderungsraten zum Jahr 2019 wurden durch Verkettung ermittelt, also durch die Multiplikation der Veränderungsraten der Jahre 2019 zu 2020 sowie 2020 zu 2021. (Destatis/PM/Sr)

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