Seite wählen

Schon bald Realität: Vom Flughafen ganz einfach und autonom ins Zentrum der Stadt schweben… Foto: Velocopter

Das klingt ganz schön abgehoben: Auf der Jahrespressekonferenz der Daimler AG teilte Vorstandschef Dieter Zetsche den anwesenden Journalisten mit: “Gemeinsam mit dem Start-up-Unternehmen Volocopter entwickeln wir Mobilität in der dritten Dimension.” Daimlers Vorstandschef hatte sichtlich Freude daran, die Taxis der Lüfte anzukündigen. Zetsche voller Stolz: “Dieses Jahr (Anm.: 2019) starten unsere Flugtaxis in Singapur.” Es werde zwar noch einige Zeit dauern, bis solche Dienste flächendeckend verfügbar seien, gab Zetsche zu verstehen, doch, so Zetsche, Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft schaff man in der Gegenwart. Werden wir also noch vor autonom fahrenden Omnibussen ganz autonom – und natürlich auch rein elektrisch – durch die Lüfte von A nach B schweben?Mitunter muss man nur wollen, so wie das Team von Velocopter. Mittlerweile weltweit führend bei der Entwicklung von senkrechtstartenden, vollelektrischen Multikoptern als Lufttaxi ist das Startup-Unternehmen Volocopter GmbH aus Bruchsal. Was 2018 auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas zu den Stars zählte, hatte seinen Ursprung in einem Kinderspielzeug. “Mein Mitgründer Stephan Wolf hat vor einigen Jahren für seinen Sohn eine elektrische Spielzeugdrohne gekauft“, berichtet Unternehmensgründer Alexander Zosel, „und dabei kam er auf die Idee, das könnte man auch als Fluggerät für Passagiere herstellen.” Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer startete Ende Februar ein Förderprogramm für Drohnen und Flugtaxis in Höhe von 15 Millionen Euro. Und jetzt laufen die Gespräche mit der Fraport AG, u.a. Betreiberin des Frankfurter Flughafens. Gemeinsam entwickeln Daimler bzw. Velocopter nun Konzepte für die Bodeninfrastruktur und den Betrieb von Flugtaxis an Flughäfen. Im Vordergrund stehen die reibungslose Fluggastabfertigung sowie die effiziente Anbindung an bestehende Verkehrsinfrastruktur. Das wird beispielhaft an einem sogenannten Volocopter Port untersucht. Diese könnten in Zukunft Knotenpunkte in Städten miteinander verbinden – auch eine Verbindung vom und zum Flughafen Frankfurt soll geprüft werden. Als weltweit aktiver Flughafenmanager verfügt Fraport über langjährige Expertise im Flugbetrieb, hier insbesondere in den Bereichen Bodeninfrastruktur, Bodenabfertigung sowie Terminal- und Passagierservices. Weiterhin kann Fraport auf umfangreiche Erfahrungen zum unbemannten Fliegen zurückgreifen. Im Rahmen des Programms „FraDrones“ erprobte der Flughafenbetreiber bereits verschiedene Szenarien zur betrieblichen Nutzung von Drohnen. Volocopter hat bei Testflügen unter anderem in Dubai bereits beweisen können, dass sein elektrisch betriebener und senkrechtstartender Multikopter den Anforderungen der Urban Aerial Mobility gerecht wird. Der Volocopter basiert auf Drohnentechnologie, bietet Platz für zwei Personen und eignet sich durch leises und emissionsfreies Fliegen ideal für den Stadtverkehr. Als bedeutendstes deutsches Luftverkehrsdrehkreuz mit mehr als 69,5 Millionen Fluggästen im vergangenen Jahr bietet der Frankfurter Flughafen ideale Rahmenbedingungen für diese innovative Kooperation. Florian Reuter, CEO der Volocopter GmbH, sagt dazu: „Die optimale Anbindung des Stadtzentrums an den Flughafen ist eine riesige Herausforderung für fast alle Großstädte dieser Welt. Gemeinsam mit Fraport nun die erstmalige Umsetzung eines Flugtaxidienstes an einem der wichtigsten Flughäfen Europas anzugehen ist großartig. Dabei setzen wir auf die Expertise der Fraport AG den Volocopter-Service sicher und effizient in die komplexen Prozesse an einem internationalen Großflughafen zu integrieren.” Keine Frage: Das autonome Fliegen wird die Luftfahrt grundlegend verändern. “Wir wollen als erster Flughafen Europas das Potential des elektrischen Flugtaxis gemeinsam mit dem Pionier Volocopter erschließen – zum Vorteil unserer Fluggäste und der Region Frankfurt/Rhein-Main“, erklärt Anke Giesen, Vorstand Operations der Fraport AG. „Mit dieser Partnerschaft unterstreichen wir einmal mehr die Rolle der Fraport AG als Innovationstreiber in den verschiedensten Bereichen.“ Es tut sich aber auch etwas im hohen Norden: Hamburg ist eines von fünf Testgebieten für die kleinen, elektrobetriebenen Senkrechtstarter von Volocopter. Mit ihm würde der Weg vom Flughafen in die Innenstadt nur noch drei Minuten dauern und rund 35 Euro kosten, wie aus Hamburg zu hören ist. Und noch etwas lässt aufhorchen: Ein Linienverkehr ist voraussichtlich ab 2025 möglich.

Teilen auf: