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Hong Kongs Linienbusse stehen zur Zeit wegen der Corona-Pandemie still. Foto: Kevin Cheng

Es muss nicht immer Farbe, mitunter reicht etwas Ordnung… Foto: Kevin Cheng

Kevin Cheng aus Hong Kong ist ein Fotograf, der begeistert: Nicht nur mit seinen Landschaften oder Stillleben, sondern vielmehr mit seinem dokumentarischen Anspruch, soziale Themen genau im richtigen Augenblick fotografisch und dazu noch optisch anspruchsvoll festzuhalten. Zahlreiche Auszeichnungen zeichnen seinen Schaffensweg, auch die Hong Kong Polytechnic University hat er nach seinem abgeschlossenen  Studium mit entsprechendem Lob verlassen. Hoch hinaus geht es bei den Fotos, die Kevin Cheng mit der Drohne macht. Historischen Wert dürften dabei die Fotos haben, die er jetzt in Hong von den abgestellten Linienbussen in Zeiten der Corona-Pandemie gemacht hat. Eine derartige Ansammlung von Omnibussen auf Parkplätzen wird es wohl so nicht noch einmal geben. Einmalig sei das grafische Muster, Ausschnitte aus Fotos würden das scheinbar Abstrakte noch mehr unterstreichen. Kevin Chengs Fotos sind künstlerisch wertvoll, keine Frage, weil sie weit über das reine Abbilden hinausgehen. Gerne hätte er auch die Studentenproteste in Hong Kong dokumentiert, doch eine seltene genetische Störung, Osteogenesis imperfecta, fesselt ihn an den Rollstuhl. Nur seine leicht zerbrechlichen Knochen hätten ihn darin gehindert, bei den Demonstrationen dabeizusein, wie Kevin Cheng versichert. Unzerbrechlich im übertragenen Sinn ist sein Wille, sich dem fotografischen Dokumentieren dem Treiben einer Stadt zu widmen. Mit den Panoramaaufnahmen würde man das Leben aus einer anderen Perspektive wahrnehmen, wie Kevin Cheng treffend anmerkt. Seine Erkrankung sei nur ein physischer Unterschied, genauso wie manche Menschen eine Brille tragen, während andere keine tragen würden, so Kevin Cheng zu seiner Grundeinstellung. Reine Ansichtssache, so wie die Bedienung der Drohnensteuerung, denn sie sei so einfach wie das Manövrieren des elektrisch angetriebenen Rollstuhls, wenn man wolle, beherrsche man das auch sehr schnell. Sein Blick auf die Stadt hat sich mit dem Einsatz der Drohne verändert, denn statt komplexer Farbflächen und Kompositionensetzt Kevin Cheng auf grundlegende Gestaltungselemente, um eine andere Perspektive von Hongkong zu vermitteln: Mit dem Fokus auf Punkten, Linien und Flächen ließe sich das Wesentliche reduziert, aber nicht ausdrucksgeschwächt abbilden. Neben Panoramaaufnahmen liebt Kevin Cheng vor allem Details. Der kreative Fotograf hofft, dass die Betrachter durch die Präsentation von Details genauer hinschauen und sich so mehr vorstellen können. Nur auf den ersten Blick zeigen die meisten Fotos eine schöne Seite von Hongkong, aber in Wirklichkeit seien nicht alle Dinge so schön, wie sie seien, wie Kevin Cheng durchaus philosophisch treffend formuliert. Er besucht gerne alte Stadtteile, um die Gebäude zu fotografieren, die abgerissen werden, und hofft, dass seine Bilder das Bewusstsein für die Erhaltung der Kultur und des Erbes der Stadt schärfen können. So dokumentierte Kevin Cheng erfolgreich die „Urban Farmers“: Fotos, auf denen Männer in Hemden und Krawatten Gebote für Ackerland abgaben. Die ausgezeichneten Fotos  waren seine Antwort auf einen umstrittenen Regierungsplan, rund 600 Hektar Land im Nordosten der New Territories für Wohnzwecke zu erschließen. Weil der Blick durch das Objektiv immer ganz subjektiv sei, müsse man das Auge für das Wesentliche schulen. Das macht Kevin Cheng, wenn er sein Wissen an Schüler und Studenten weitergibt. Und dabei geht es nicht nur um das Technische oder Kompositiorische, sondern auch um den Willen, das richtige Motiv unabhängig der eigenen Befindlichkeit zu entdecken und festuhalten. (Cheng/HKPU/Schreiber)

Wie wichtig der Ausschnitt und die Perspektive sind, beweisen diese beiden Fotos. Foto: Kevin Cheng

Der ÖPNV in Hong Kong steht still. Foto: Kevin Cheng

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