Dancer Bus, das Elektrobus Startup aus Litauen, hat Probleme: Obwohl bereits 71 Absichtserklärungen für den Leichtbau-Elektrobus aus Litauen, Italien und auch aus Deutschland vorliegen, könnte die Zukunft gefährdet sein. Hintergrund seien ungeplante Unterbrechungen bei der Einwerbung der regulären Finanzierungsrunde, wie Alvydas Naujėkas, CEO Dancer Bus, gegenüber omnibus.news erklärte. Die laufenden Aktivitäten würden durch Kredite von Aktionären finanziert, nun müsse neues Kapital generiert werden. Eine Umstrukturierung solle nun den Weg aus der Krise ermöglichen, erste Kredite wurden dafür in Aktienanteile umgewandelt.
Um die aufgetretenen Herausforderungen zu bewältigen, beschloss „Vejo projektai“, das Unternehmen umzustrukturieren: Das örtliche Gericht genehmigte die Umstrukturierung der Aktivitäten, u.a. übersteige das Vermögen des Unternehmens die Verbindlichkeiten und das Problem könne des Betriebskapitals könne durch die Einwerbung zusätzlicher Finanzmittel behoben werden. Ein von den Aktionären abgesegneter Zukunftsplan (u.a. die Schaffung einer eigenen Produktionsbasis für Dancer-Baugruppen und den Bau einer Fabrik für die Montage von Lithium-Ionen-Batteriemodulen in Klaipėda) soll nun den Fortbestand und auch ein Wachstum des Leichtbau-Elektrobusses ermöglichen.
Für eine Zukunft spricht noch mehr: Der Dancer Bus ist „das erste und derzeit einzige Unternehmen in Litauen, das den Status eines weltweit zugelassenen Fahrzeugherstellers erworben hat“, betont Alvydas Naujėkas. Mehr als die Hälfte der für die Herstellung der Dancer-Elektrobusse benötigten Komponenten werden in Litauen eingekauft, den Rest bezieht der Bushersteller von Lieferanten in Europa. Die wichtigsten Teile des Fahrgestells kommen von „fast zehn deutschen Lieferanten“. So kommen etwa die Achsen von ZF. Der Elektrobus bestehe zu großen Teilen aus recycelten Kunststoffen und sei das leichteste Fahrzeug seiner Klasse sein, so der CEO von Dancer Bus.
Der zwölf Meter lange Elektrobus ist mit maximal 34 Sitzplätzen zu bestellen, er soll dank der Leichtbau-Maßnahmen nur 9.775 Kilogramm wiegen. Von diesem Gewicht entfielen 1.500 Kilogramm auf die fünf Batteriepacks, wie Alvydas Naujėkas erklärt. Die Dancer-Philosophie: Eine Lithiumtitanat-Batterie (gemischte Oxide des Lithiums und des Titans) mit einer Energiedichte von 50,6 Wh/kg. Die 1,5 Tonnen schwere Batterie kommt auf einen Energiegehalt von 76 kWh. Mit einem Verbrauch von 0,72 kWh/km sind also rein rechnerisch so 90 Kilometer Reichweite möglich. Es gibt aber auch mehr Leistung bzw. Kapazität: Über 500 km seien auch darstellbar, hier käme eine besonders leistungsstarke NMC-Batterie zum Einsatz, wie Alvydas Naujėkas verspricht. Der Ladevorgang würde dann in ein bis vier Stunden abgeschlossen werden können, je nach lokalen Gegebenheiten.
In Summe lockt das Investoren, und das scheint gerade das eigentliche Problem bei Dancer Bus zu sein: Ein Investmentfond hat die Vorteile des innovativen Elektrobusses erkannt und stellte früh Geld bereit. Genau diese Geldgeber wollen nun nach Ansicht von Alvydas Naujėkas das Unternehmen übernehmen. Zur Sicherheit hätte man unternehmenswerte gepfändet, denn Dancer Bus konnte aus verschiedenen Gründen die Serienproduktion nicht aufnehmen und häufe so weitere Schulden an. Auch in Litauen hätte man Probleme mit der Lieferkette der Zulieferer, vereinzelt seien Lieferanten ganz ausgefallen. Der Investmentfond wolle so Sicherheiten für das geliehene Geld, so der CEO von Dancer Bus. Außerdem habe er bemerkt, dass der Investmentfond versuche, auch noch die Schulden anderer Dancer Bus-Gläubiger aufzukaufen, um mehr Macht über bzw. auf das Unternehmen zu bekommen. Unüblich für einen Investmentfond, wie Alvydas Naujėkas meint. Es bleibt spannend! (DancerBus/omnibus.news/Sr)