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Daimler-Chef Ola Källenius teilt den Konzern in zwei unabhängige Unternehmen. Fotos: Daimler, Schreiber; Grafik: Cleanpng; Montage: omnibus.news

Wenn das kein historischer Moment ist: Daimler plant die Aufteilung des Geschäfts in zwei unabhängige Unternehmen und die Börsennotierung eines Mehrheitsanteils von Daimler Truck, zu dem auch Daimler Buses zählt. Liegt es am Erfolg, den Ola Källemius im Corona-Krisenjahr Daimler beschert hat? Oder folgt Daimler dem Druck vieler Investoren, die schon seit Jahren das Nutzfahrzeuggeschäft mit Lastwagen und Bussen vom Pkw-Geschäft losgelöst wissen wollen? Ola Källenius will die Nutzfahrzeugsparte in Form eines Spin-offs bis Ende des Jahres an die Börse  bringen. Heute stimmte der Aufsichtsrat den Überlegungen zu und gibt damit grünes Licht für einen grundlegenden Wandel der Unternehmensstruktur. So wolle man das volle Potenzial der Geschäftsfelder in der Zukunft auszuschöpfen, die software-getrieben und emissionsfrei sein werden, wie es in diesem Zusammenhang seitens Daimler heißt. Nun sind die Finanzexperten des Konzern am Ball und evaluieren einen Spin-Off des Truck & Bus-Geschäfts und beginnen mit den Vorbereitungen für eine eigenständige Börsennotierung von Daimler Truck. Beabsichtigt ist, dass der Mehrheitsanteil von Daimler Truck an die heutigen Daimler-Aktionäre übertragen wird. Daimler Truck wird im Zuge dessen volle unternehmerische Freiheit erlangen sowie eine eigenständige Corporate Governance-Struktur mit einem unabhängigen Aufsichtsratsvorsitzenden besitzen. Zudem wird angestrebt, dass Daimler Truck die Kriterien für eine Aufnahme im DAX erfüllen wird. Nach aktueller Planung soll die Transaktion bis zum Ende des Jahres 2021 abgeschlossen sein, zu diesem Zeitpunkt soll Daimler Truck erstmals an der Frankfurter Börse gelistet sein. Ein bisschen viel Daimler, oder? Keine Angst, Daimler beabsichtigt, sich zu einem späteren Zeitpunkt in Mercedes-Benz umzubenennen. „Beide Unternehmen sind in Industrien tätig, die sich technologisch und strukturell umfassend verändern. Diesen Wandel können sie deutlich effektiver gestalten, wenn sie dabei als unabhängige Einheiten agieren – mit einer starken Nettoliquidität und ohne die Einschränkungen einer Konglomerats-Struktur“, sagt Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Daimler und Mercedes-Benz. Im Zuge dieser Neustrukturierung ist sowohl bei Mercedes-Benz als auch bei Daimler Truck die Unterstützung durch Finanz- und Mobilitäts-Dienstleistungsgesellschaften geplant. Diese werden den Absatz mit passgenauen Finanzierungs-, Leasing- und Mobilitäts-Lösungen unterstützen sowie Kundenzufriedenheit und -loyalität stärken. Dafür beabsichtigt das Unternehmen, die Kapazitäten und Teams der heutigen Daimler Mobility sowohl Mercedes-Benz als auch Daimler Truck zuzuordnen. „Wir glauben an die finanzielle und operative Stärke unserer beiden industriellen Geschäftsfelder. Und wir sind überzeugt: Mit einem unabhängigen Management und mit unabhängiger Governance-Struktur werden beide Einheiten künftig noch schneller agieren, ehrgeiziger investieren sowie Wachstum und Kooperationen gezielter vorantreiben können – das alles macht sie deutlich stärker und wettbewerbsfähiger“, fügt Källenius hinzu. Daimler Truck beabsichtigt, Mehrwert für seine Aktionäre zu schaffen, indem das Unternehmen seine strategischen Pläne noch schneller umsetzt, seine Profitabilität erhöht und die Entwicklung von emissionsfreien Antriebstechnologien für Lkw und Busse weiter vorantreibt. „Dies ist ein richtungsweisender Moment für Daimler Truck. Mit der Unabhängigkeit gewinnen wir neue Chancen, Sichtbarkeit und Transparenz. Wir werden weiter wachsen und wollen bei alternativen Antrieben und bei der Automatisierung weiterhin führend sein. Mit unseren batterie-elektrischen und Brennstoffzellen-getriebenen Lkw sowie mit unserer starken Position auf dem Gebiet des automatisierten Fahrens haben wir bereits klar definiert, wie die Zukunft unseres Geschäfts aussehen wird. Mit gezielten Partnerschaften werden wir die weitere Technologie-Entwicklung beschleunigen, um unseren Kunden schnell erstklassige Produkte anzubieten“, sagt Martin Daum, Vorstandsmitglied von Daimler und Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck. „Daimler Truck steht heute schon auf einer soliden finanziellen Basis, unser Geschäftsmodell ist robust. Wir werden weiterhin an unserem Cashflow-Management arbeiten und wissen, wie man mit den branchenüblichen Marktzyklen umgeht. Das haben wir während des kräftigen globalen Marktrückgangs in Zusammenhang mit COVID-19 erneut bewiesen. Wir haben klare Strategien, um unsere finanzielle Performance zu steigern und unsere Marschroute schneller umzusetzen. Wir werden die Schlagkraft unserer starken und bekannten globalen Marken sowie unsere Skaleneffekte und unsere Technologie-Kompetenz nutzen, um künftig auch bei der Rendite Branchenführer zu sein“, fügt Daum hinzu. Daimler Truck ist der weltweit größte Hersteller von Lkw und Bussen mit führenden Marktpositionen in Europa, Nordamerika und Asien und hat mehr als 35 Hauptstandorte auf der ganzen Welt. Mit mehr als 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vereint Daimler Truck sieben Marken unter einem Dach: BharatBenz, Freightliner, Fuso, Mercedes-Benz, Setra, Thomas Built Buses und Western Star. 2019 lieferte Daimler Truck in Summe rund eine halbe Million Trucks und Busse an Kunden aus. Der Umsatz belief sich im Jahr 2019 auf 40,2 Mrd. € bei Daimler Trucks und 4,7 Mrd. € bei Daimler Buses. Das EBIT betrug 2,5 Mrd. € bei Daimler Trucks und 283 Mio. € bei Daimler Buses. Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Daimler, spricht sich ebenfalls klar für die Pläne aus: „Die Transformation unserer Industrie schreitet schnell voran. Damit wir Schritt halten können, müssen wir mutiger und mit schnelleren Entscheidungen Investitionen in Innovationen tätigen. Dafür werden wir zusätzlich zur aktuellen Finanzplanung einen weiteren Innovationsfonds mit einem Volumen von 1,5 Milliarden € für Daimler Truck einrichten. Damit können wir in neue Produkte und Technologien investieren, und wir werden aktiv unsere Ideen einbringen. Das bringt zusätzliche Perspektiven für unsere Standorte und sichert Beschäftigung. Zudem gelten Betriebsvereinbarungen wie zum Beispiel unsere Zukunftssicherung bis zum Ende der Dekade weiter. Die geplante Selbständigkeit bringt Mercedes-Benz und Daimler Truck viele Vorteile, und wir werden uns nach wie vor mit aller Kraft für die Interessen unserer Kolleginnen und Kollegen einsetzen. Wir haben die einzigartige Möglichkeit, die Nutzfahrzeugstandorte – von der Produktion bis zum Servicegeschäft – aktiv und nachhaltig mitzugestalten, um das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte von Daimler Truck mitzuschreiben.“ (Daimler/PM/Sr)

 

 

 

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