Der Countdown läuft: Im nächsten Jahr geht der Citaro E-Cell von Mercedes-Benz an den Start. Und das heißt, dass Mercedes-Benz Omnibusse dann einen serienreifen und alltagstauglichen Elektrobus bzw. eine ganze Baureihe präsentiert. Die Zeit des Probierens und Abtastens ist vorbei, Kunden-Fahrerprobungen finden statt, damit im nächsten Jahr der Start reibungslos klappt: „Wir sind nicht an Prototypen interessiert, sondern an der Serie“, kündigt Gustav Tuschen an. Der Entwicklungsleiter von Daimler Buses und Mitglied der Geschäftsführung von EvoBus forciert die Entwicklung rein elektrisch angetriebener Omnibusse. Sein Stichwort: Citaro E-Cell. „Elektroantrieb ist keine Nische mehr, das ist eine substanzielle Säule“, ist Tuschen sicher. Das wissen auch potentielle Betreiber, viele ÖPNV-Dienstleister bereiten ein entsprechendes – im wahrsten Sinne spannendes – Angebot vor. Daimler Buses analysiert zusammen mit dem Betreiber sehr genau, wo und wie ein Citaro E-Cell eingesetzt werden soll. Hohe Reichweite heißt große Batteriekapazität, also viel Gewicht und hoher Preis, aber eingeschränkte Beförderungskapazität. Der Umkehrschluss: Wer viele Fahrgastplätze benötigt, senkt die Batteriekapazität, schränkt die Reichweite ein, muss Aufwand in die Lade-Infrastruktur stecken. „Man wird sich die konkreten Linien anschauen“, verdeutlicht Tuschen. Dafür hat Mercedes-Benz bereits jetzt eine Beratungssoftware entwickelt. Mit diesem Programm auf Tablet oder Laptop werden Außendienstmitarbeiter ihre Kunden künftig bei der Fahrzeugwahl unterstützen. Bereits die Demo-Variante zeigt faszinierende Möglichkeiten: Individuell für jede Linie lassen sich Konfiguration von Citaro E-Cell und Infrastruktur in Einklang bringen. Zum Vergleich fährt virtuell ein Dieselomnibus mit. Tuschen erläutert: „Mit einem isolierten Produkt Omnibus ist es nicht mehr getan.“ Es geht beim Citaro E-Cell ab 2018 um mehr als Omnibusse, es geht um Mobilitätslösungen. Der Weg führt auch zu einer anderen Betrachtung der Kundengruppen. Statt regionalem Clustering rücken andere Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt. Aus diesem Blickwinkel liegen Metropolen wie Hamburg oder Singapur, die sich emissionsfreies Fahren als Ziel gesetzt haben, plötzlich nahe beieinander. Ob der Stromer optisch die Nähe zum Ciatro sucht, will Tuschen noch nicht verraten. Nur so viel: Die Ingenieure hätten aus den gegensätzlichen Anforderungen ein Baukastensystem abgeleitet, die Citaro E-Mobility-Plattform. Denn der einzelne Citaro E-Cell könne nicht alle Wünsche abdecken. Aber dank individueller Auslegung würden innerhalb der Baureihe sämtliche Vorstellungen erfüllt. Der Elektrobus werde ein Stadtbus nach Maß auf der Basis von weitgehend standardisierten Komponenten sein. Und noch mehr gibt der Entwicklungsleiter Daimler Buses preis: Es werde den Elektrobus der Citaro-Baureihe als Solo- und auch als Gelenkbus geben. Er werde eine elektrisch angetriebene Achse mit radnabennahen Motoren bekommen. Diese Achse hat sich bekanntlich schon in der Praxis bewährt und schafft Freiräume im Fahrgastraum für andere Layouts mit einem beschleunigten Fahrgastfluss – hier sei der Future Bus noch kurz erwähnt… Die Stromversorgung wird Mercedes-Benz über Lithium-Ionen-Batterien realisieren. Jedoch wird es unterschiedlich große „Packungsgrößen“ geben, was Spielraum für Batterien schaffe. In Sachen Ladetechnik geht der Trend zum Stromabnehmer oder Pantografen auf dem Dach des Busses. Diese Technik erhöht zwar das Gewicht, vereinfacht aber die Infrastruktur und hält den Omnibus im Einsatz flexibler. Mit zusätzlichen Plug-in-Lösungen kann der Citaro E-Cell mit geladenen Batterien in den Verkehr starten. Als entscheidenden Punkt nennt Gustav Tuschen das Thermomanagement, gelingt Daimler Buses da eine Sternstunde mit Blick auf die benötigte Energie? Mehr in den nächsten Tagen auf omnibus.news
Citaro E-Cell
17. Mai 2017