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Hyundai gab der CES 2022 einen ausblick auf die Rolle, die der Robotik-Bereich für die Mobilität der Zukunft spielen könnte. Foto: Hyundai

Die CES ist eine der weltweit größten Fachmessen für Unterhaltungselektronik. Sie findet jährlich im Januar im Las Vegas Convention Center in Winchester statt. Die CES dauert in der Regel vier Tage, 2022 aufgrund der herrschenden Corona-Pandemie um einen Tag verkürzt nur vom 5. bis 7. Januar. Nichtsdestotrotz ist sie die Messe, auf die auch die Busbranche blickt, denn vor Jahren waren hier erste Vorboten des autonomen Fahrens und neuartiger Shuttle zu sehen. Die Hyundai Motor Company stellt auf der CES 2022 ihre aktuelle Vision der Robotik der Zukunft vor – sowohl für reale Anforderungen als auch für den Umgang mit dem Metaverse, einer Art digitaler Zwischenwelt.

Hyundai hat in die Zukunft geblickt und in Las Vegas die modulare, auf Robotik basierende Plattform Plug & Drive (PnD) als Vision vorgestellt. So können die Fortbewegung traditionell unbelebter Objekte ermöglicht werden. Die Südkoreaner können sich auch vorstellen, mit der Technologie den öffentlichen Personennahverkehr zu elektrifizieren. Wow, das wird im wahrsten Sinne spannend! „Wir konzentrieren all unsere ehrgeizigen Anstrengungen in Sachen Robotik und Kreativität darauf, ein grenzenloses MoT-Ökosystem zu errichten. Ziel ist es, dass die Robotik jegliche Form persönlicher Mobilität ermöglicht und dabei vernetzt ist, um zu kommunizieren, sich zu bewegen und Aufgaben autonom zu bewältigen“, sagte Hyundai-Vizepräsident Dong Jin Hyun.

Roboter können als Medium zwischen der realen und der virtuellen Welt vermitteln. So lassen sich über virtuelle Eingriffe im Metaverse Veränderungen in der Realität erzielen. Unter dem Motto „Expanding Human Reach“ zeigt Hyundai bei seiner CES-Pressekonferenz, welche Rolle der Robotik-Bereich für die Mobilität der Zukunft spielen wird. Der technologische Fortschritt wird nach Ansicht des Unternehmens über die konventionellen Transportmittel hinausreichen und den Menschen neue Freiheiten in der Fortbewegung ermöglichen.

Die modulare PnD-Plattform ist eine Mobilitätslösung, die mehrere Technologien bündelt: intelligente Steuerung, Radaufhängung, Bremsen, Elektro-Radnabenmotor. Die einrädrige Einheit nutzt einen Lenkungs-Aktuator und kann sich um 360 Grad drehen. Zudem kommt die LiDAR-Technologie zum Einsatz, die Geschwindigkeits- und Abstandsmessungen vornimmt sowie Kamerasensoren, die bei einem mit PnD ausgestatteten Objekt die autonome Fortbewegung sichern. Hyun: „Das PnD-Modul ist anpassbar und erweiterbar, um menschliche Bedürfnisse zu erfüllen. Denn in der zukünftigen Welt werden Menschen nicht länger Gegenstände bewegen – stattdessen werden sich die Dinge um sie herumbewegen. PnD macht unbelebte Objekte mobil. Damit lässt sich praktisch auch jeder Raum nach Bedarf verändern und konfigurieren.“

Wichtig: PnD-Module können laut Hyundai mit jedem beliebigen Gegenstand verbunden werden, wobei die Nutzer die Plattformgrößen an ihre Bedürfnisse anpassen können. Die Flexibilität der PnD-Module könne zudem den öffentlichen Nahverkehr individualisieren, um spezielle Wünsche zu erfüllen, so Hyundai weiter. Denkbar sei etwa ein persönliches Mobilitätsmodul, das zunächst an eine Art „Mutter-Shuttle“ angedockt ist, sich aber kurz vor Erreichen des Ziels vom Hauptfahrzeug löst und den Fahrgast direkt bis zur Haustür bringt.

Der Unternehmensbereich Robotik wird maßgeblich dazu beitragen, Hyundai zu einem Anbieter intelligenter Mobilitätslösungen zu machen. Mit der Übernahme von Boston Dynamics, dem Vorreiter in diesem Sektor, konzentriert sich der koreanische Automobilhersteller nun auf neue Mobilitätslösungen, die das Leben der Menschen verbessern sollen. Dabei sieht das Unternehmen die Entwicklungen in den Bereichen Robotik und Mobilität als komplementär an. Diese Synergie liefert einen Mehrwert und bestätigt damit die Hyundai Philosophie „Progress for Humanity“. Grundlage dafür ist ein wirtschaftlich-technisches Ökosystem für die „Mobility of Things“ (MoT, Mobilität der Dinge), das auf Robotik basiert.

Durch eine Verbindung von intelligenten Geräten mit der digitalen Zwischenwelt Metaverse wird die Mobilität um die virtuelle Realität erweitert. Das ermöglicht den Menschen, physikalische Grenzen der Bewegung in Raum und Zeit zu überwinden. Dieses Konzept wird als “Metamobilität” bezeichnet. Die Hyundai Ingenieure gehen davon aus, dass in der Mobilität schon bald die Grenzen zwischen Realität und virtueller Welt verschwimmen. Weiterentwicklungen der Robotik-Technologien, etwa Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren, unterstützen dieses strategische Vorhaben. Intelligente Endgeräte, wie sie beispielsweise im Rahmen der “Urban Air Mobility“ (UAM) genutzt werden, dienen künftig als Zugang zur Metaverse-Plattform.

„Bei Hyundai machen wir uns die Kraft der Robotik zunutze, um Großes zu schaffen. Wir stellen uns zukünftige Mobilitätslösungen vor, die durch diese fortschrittliche Technik ermöglicht werden – und erweitern sie sogar auf die Metamobilität”, sagt Euisun Chung, Executive Chair des Konzerns. „Diese Vision wird unbegrenzte Bewegungsfreiheit und Fortschritt für die Menschheit ermöglichen.“ Das Metaverse soll künftig ein alltägliches Umfeld für die Menschen werden. Hyundai erwartet, dass eine neue Technologie entsteht, welche die Grenzen zur Realität aufhebt und sich so von der heutigen Virtual-Reality-Technologie unterscheidet.

Denn was bisher aufgrund technischer Beschränkungen ein rein virtuelles Erlebnis war, kann schon bald durch die Vernetzung intelligenter Geräte in die reale Welt überführt werden. Das ermöglicht dem Nutzer unbegrenzte Bewegungsfreiheit zwischen virtuellem und realem Raum – eben Metamobilität. Nach der Vision von Hyundai Motor werden Transportmittel wie Fahrzeuge und UAM als intelligente Geräte einen Zugang zu virtuellen Räumen schaffen. Robotik fungiert dabei als Medium, das die virtuelle mit der realen Welt verbindet und so auch im Auto virtuelle Erlebnisse ermöglicht. Abhängig von den Bedürfnissen und Wünschen der Insassen kann das Fahrzeug beispielsweise als Konferenzraum für die Arbeit dienen oder als dreidimensionale Plattform für Videospiele.

Anders als bei der aktuellen Form der virtuellen Realität ermöglicht das Metaverse den Nutzern, durch Robotik und die Technologie des digitalen Zwillings (Avatar) Veränderungen in der realen Welt auszulösen. Die virtuelle Darstellung von physischen Objekten, Orten oder Prozessen wird in Zukunft durch die Weiterentwicklungen von Sensoren und Aktuatoren ermöglicht. Wenn etwa ein Nutzer eine digitale Kopie seiner Wohnung im Metaverse besucht, während er in Wirklichkeit nicht zu Hause ist, kann er mithilfe eines Avatar-Roboters trotzdem sein Haustier versorgen und es sogar streicheln. So werden auch in der “Virtual Reality“ echte Alltagserfahrungen möglich.

Hyundai schwebt ein Metaverse vor, in dem der Roboter als ein Medium zwischen der realen und der virtuellen Welt genutzt wird. Diese Metaverse-Roboter-Verbindung erlaubt dem Benutzer, aus der Ferne einen Roboter in der realen Welt zu dirigieren, etwa in einer intelligenten Fabrik. Auf diese Weise werden digitale Modelle für Abläufe in Fabriken entstehen, bei dem sich Spezialisten von jedem Punkt der Welt mit allen Maschinen vor Ort verbinden und mit deren Hilfe ihre Aufgaben erfüllen können. So könnte ein Arbeiter durch ein virtuelles Interface und entsprechende manuelle Steuerungen mit einem Roboter-Avatar im Metaverse interagieren, während ein echter Roboter in der weit entfernten Fabrik genau dessen Bewegungen ausführt, quasi als Stellvertreter des Menschen.

„Die Idee hinter der Metamobilität ist, dass Raum, Zeit und Entfernung irrelevant werden. Indem wir Roboter mit dem Metaverse verbinden, können wir uns frei zwischen der realen und der virtuellen Welt bewegen“, sagt Chang Song, President und Head of Transportation-as-a-Service (TaaS) Division der Hyundai Motor Group. „Und wenn wir einen Schritt über die immersive Vor-Ort-Erfahrung per Stellvertreter hinausgehen, die das Metaverse ermöglicht, dann werden Roboter eine Erweiterung unserer Sinne sein. Sie erlauben uns, unser tägliches Leben durch Metamobilität neu zu gestalten und zu bereichern.“

“Da virtuelle und reale Umgebungen miteinander verschmelzen, bringt Microsoft Menschen, Orte und Dinge mit der digitalen Welt zusammen“, erklärt Ulrich Homann, Corporate Vice President und Distinguished Architect Cloud+AI bei Microsoft, darüber wie das Unternehmen dabei hilft, Metaverse-Erfahrungen zu ermöglichen. „In der gesamten Microsoft Cloud, von Azure IoT bis Azure Digital Twins, Dynamics 365 Connected Spaces und Microsoft Mesh, bauen wir eine Metaverse-Plattform für Unternehmen auf, die eine neue Perspektive auf die Art und Weise eröffnet, wie sich Menschen in realen Räumen wie Fabriken bewegen und interagieren.”

Mit unbegrenzter Flexibilität und Skalierbarkeit kann das PnD-Modul unbelebten Dingen Mobilität verleihen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind nahezu unendlich: Freiheit und Beweglichkeit für Menschen mit Behinderungen, automatisierte Logistik, neu konfigurierbare Innenräume, öffentlicher Personennahverkehr mit individuell gestaltbaren Abteilen für den notwendigen sozialen Abstand, punktgenaue Mobilität auf der letzten Meile. Außerdem stellt eHyundai den “Mobile Eccentric Droid“ (MobED) vor, eine kleine Mobilitätsplattform mit dem neuen Drive & Lift Modul (DnL). Dabei handelt es sich um eine ganzheitliche Robotiklösung, die auf einem Exzenterrad-Mechanismus basiert, der Antrieb, Lenkung und Bremse in einer Struktur kombiniert. Mit DnL an jedem Rad kann MobED die Höhe der Plattform variieren, damit das Gehäuse immer auf demselben Niveau liegt, auch wenn MobED durch unebenes Gelände fährt oder niedrige Hindernisse überwindet wie zum Beispiel Treppen.

„In der Zukunft werden wir nicht länger unsere Gegenstände bewegen, sondern die Dinge bewegen sich tatsächlich um uns herum, in Bewegung gesetzt durch unser PnD-Modul“, sagt Hyun. „Wir konzentrieren all unsere ehrgeizigen Anstrengungen im Bereich Robotik und Kreativität in Richtung einer Vision, die größer ist als je zuvor: das unbegrenzte ‚Mobility of Things‘-Ökosystem.“ Marc Raibert, Gründer und Chairman von Boston Dynamics, betont, dass Hyundai und Boston Dynamics schon jetzt mithilfe von aktuellen Robotertechnologien Mobilität erzeugen, die über die physischen Grenzen des menschlichen Körpers hinausgeht. Beide Unternehmen stellen sich eine Zukunft vor, in der Menschen und Roboter zusammenarbeiten, um Sicherheit, Produktivität und die allgemeine Lebensqualität zu erhöhen.

So unterstützen heute schon die tragbaren Roboter von Hyundai, nämlich das “Vest Exoskeleton“ (VEX) und das “Chairless Exoskeleton“ (CEX) die Arbeit in der Industrie – genauso wie der vierbeinige Spot von Boston Dynamics. Die bereits gesammelten praktischen Erfahrungen versprechen auch weitere Einsatzmöglichkeiten, sogar für herausfordernde Aufgaben wie etwa Rettungsmissionen bei Notfällen. „Wir sehen eine Zukunft, in der Roboter mehr sind als nur aufgaben-orientierte Werkzeuge, mehr als nur Maschinen“, sagt Raibert. „Wir glauben an eine Zukunft, in der Roboter nützliche und vertrauenswürdige Begleiter in unserem Alltag sein werden.“ (Hyundai/CES/PM/Sr)

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