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Das Cockpit des HFM-Busbee – gelenkt, gebremst und vor- oder rückwärts geht es mit dem Stick am Ende der Armlehne, den der Fahrer intuitiv schnell im Griff hat. Foto: Schreiber

Geht jetzt elektrisch und autonom fahrend als erster People Mover mit regulärer Straßenzulassung in Betrieb: Der Busbee von HFM. Foto: Schreiber

Ja, Captain Future fährt vor! Und wie, ganz ohne Lenkrad, rein elektrisch und autonom ist der dritte Bus des NAF-Projektes nicht nur optisch, sondern auch technisch etwas Besonderes. Nach Easymile und Navya schickt jetzt die Hanseatische Fahrzeug Manufaktur einen nachfragegesteuerten, autonom fahrenden Bus auf die Straße. Genauer: Auf eine gut zwei Kilometer lange Strecke zwischen Lehe und Lunden im Norden des Kreises Dithmarschen in Schleswig-Holstein. Hochautomatisierte Kleinbusse werden in mehreren Dutzend Testfeldern in Asien, Australien, Amerika und Europa eingesetzt. Und Deutschland holt auf, nicht zuletzt wegen der ambitionierten Pläne des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer. Aktuell laufen mehrere Förderprojekte an, bei denen automatisierte Minibusse zum Einsatz kommen sollen. Für das NAF-Projekt belaufen sich die Kosten auf rund 4,4 Millionen Euro. Die Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) beträgt dabei rund 2,4 Millionen Euro. Warum wird das Vorhaben gefördert? Unter anderem, um die  Mobilitätsengpässe im ländlichen Raum (bestimmte Strecken, Personengruppen oder Tages-, Wochen- bzw. Jahreszeiten) oder überhaupt Mobilität dort anbieten zu können. Neudeutsch sprechen die Bürokraten von personennahe Mobilitätsdienstleistungen, die entwickelt werden sollen. Zielgruppen der neuen Dienstleistungen sind nicht nur allgemein Ältere und Mobilitätseingeschränkte, sondern auch Familien, Jugendliche oder Alleinerziehende im ländlichen Raum. Das Fazit nach dem Einsatz der ersten beiden Shuttle ist positiv: Die Akzeptanzanalysen ergaben ein äußerst positives Feedback der befragten Fahrgäste – sowohl auf Sylt als auch auf dem GreenTEC Campus in Enge-Sande, wie die Verantwortlichen des NAF-Projektes mitteilen. Die Fahrgastzahlen sprechen für sich: So fuhr der Keitumer NAF-Bus in eineinhalb Jahren insgesamt 7.426 Kilometer und beförderte 15.555 Fahrgäste. Der Enge-Sander NAF-Bus fuhr bis einschließlich November 2020 insgesamt 5.300 Kilometer und beförderte ebenfalls mehrere Tausend Fahrgäste. Nun kommt das Fahrzeug von HFM dazu. Und weil es auch optisch etwas Besonderes ist, ist es eben nicht nur ein People Mover, sonder der Busbee. Die Busbiene sozusagen, auch wenn sie ehe an eine Hummel erinnert – egal, die optisch Ausstrahlung zaubert dem Fahrgast unweigerlich ein leichtes Lächeln ins Gesicht. Weil der HFM-Shuttle bzw. die Busbee nicht nur autonom, sondern auch als elektrischer Kleinbus ganz regulär auf allen Straßen genutzt werden soll, gibt es einen Fahrplatz. Und eine entsprechende Abnahme für das Fahrzeug mit allgemeiner Straßenzulassung – auch jenseites entsprechender Versuchsfelder, denn HFM ist als offizieller Fahrzeughersteller anerkannt und Dank entsprechender Zertifikate von Amtswegen zugelassen. der Busbee der einzige auf dem Markt verfügbare Peoplemover ist, der eine unbeschränkte Zulassung hat. Das bedeutet, dass man den Busbee auch jenseits der abgenommenen autonomen Strecke in Betrieb nehmen und im Strassenverkehr fahren kann, dann jedoch manuell. Dies ist im Speziellen an Orten interessant, an denen Verkehrsänderung ein Verlassen der eigentlichen Strecke notwendig machen oder das Fahrzeug jenseits der autonomen Strecke zum Laden bzw. Parken. Gesteuert wird ganz im Sinne von Captain Future mittels eines  Space-Drive-Systems. Wer die Steuereinheit am Ende der Armauflage des Fahrerplatzes als Joystick bezeichnet, wird dem ganzen nicht gerecht, denn es ist kein Spielzeug – ganz im Gegenteil: Die Drive-by-wire-Technologie, die HFM von Paravan zukauft, garantiert eine souveräne Fahrkontrolle mit einer sehr komfortablen, intuitiven Bedienung. “Ein revolutionäres Steuerungssystem mit einem ausgefeilten Sicherheitskonzept,” so Tobias Rademacher, der bei HFM als Senior Business Development Manager das Projekt verantwortet. Gas, Bremse und Lenkung einfach und ergonomisch bedienen, alles mittels eines dünnen Sticks. Klappt nicht? Doch, omnibus.news durfte den HFM-Shuttle fahren und ein bisschen so etwas Captain Future fühlen. Aufregend, aber noch spannender wird es, wenn es ganz autonom über die Straßen geht. In den nächsten Wochen wird das Fahrzeug auf der definierten Teststrecke zwischen der Schule in Lunden und dem Bahnhof in Lehe eingemessen, danach startet umgehend der reguläre Einsatz. Noch mit Begleitperson an Bord, der dritte Bus im NAF-Projekt ist dazu da, um die Potenziale der neuen Technologien erheben zu können. Der Gesetzesentwurf der Bundesregierung soll dann in einem Jahr das Fahren ohne Personal an Bord möglich machen. Politker und Juristen gehen unisono davon aus, dass das Vorhaben bis zum Jahr 2022 erste Fahrzeuge mit autonomen Fahrfunktionen in den Regelbetrieb auf die Straße gebracht hat. Erst wenn das Gesetz beschlossen ist, würde Deutschland der erste Staat weltweit werden, der Fahrzeuge ohne Fahrer bzw. Begleitpersonal aus der Forschung in den Alltag holt. Spätestens dann verschwindet der Fahrersitz aus dem Busbee und eine weitere Sitzbank wird eingebaut. Neugierig, was der HFM-Shuttle noch alles bietet? Mehr zu den technischen Details, dem Design und der rollenden Basis in den nächsten Tagen auf omnibus.news. (BMVI/HFM/omnibus.news/Schreiber)

 

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