Wie die BVG wird sich nach über fünf Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit vom Betriebsvorstand Dr. Rolf Erfurt im gegenseitigen Einvernehmen getrennt, schon Ende des Jahres wird er das Unternehmen verlassen haben. Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird der Vorstandsvorsitzender Henrik Falk das Betriebsressort interimsmäßig übernehmen. Grund für die Trennung seien nach Angaben Berliner Medien unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Mehr als fünf Jahre lang verantwortete Dr. Rolf Erfurt die Technik und die Betriebsabläufe der BVG.
Sein Ausscheiden trifft das Unternehmen in einer schwierigen Phase, denn die BVG kämpft mit massiven Pünktlichkeitsproblemen und beispielsweise einer hohe Unzufriedenheit der Beschäftigten im Fahrdient. Außerdem ist das Ziel einer batterieelektrischen Busflotte der Berliner Verkehrsbetriebe bis 2030 in Gefahr, seit Gelder seitens des Senats gestrichen wurden und neue Elektrobusse nicht wie geplant angeschafft werden können. Die für Verkehr eingeplanten Mittel für die Beschaffung von neuen Elektrobussen wurden zusammengestrichen – statt 33,1 Millionen Euro sollen für die Anschaffung der Stromer im Haushalt 2024 nur noch rund 8 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Verkehrsverwaltung begründete die Kürzung der Mittel in dem Bericht mit „Verzögerungen des Betriebshofneubaus bei der BVG, was die Auslieferung der dafür vorgesehenen E-Busse verzögert“. Die BVG will angesichts der wachsenden E-Flotte einen neuen Omnibus-Betriebshof in der Säntisstraße im Stadtteil Marienfelde errichten. Dort sollen auch Abstell- und Lademöglichkeiten für rund 220 Elektrobusse entstehen. Mit Rolf Erfurt verlässt eine weitere wichtige Führungspersönlichkeit das Verkehrsunternehmen. Schon im April 2023 hatte der BVG-Aufsichtsrat beschlossen, Eva Kreienkamp als damalige BVG-Chefin offiziell abberufen.
„Im Namen des Landes Berlin und des gesamten Aufsichtsrats danke ich Rolf Erfurt für seine ausgezeichnete Arbeit und sein hohes Engagement in den vergangenen fünf Jahren“, sagt Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe und Vorsitzende des Aufsichtsrats der BVG. „Er hat als Vorstand den Betrieb der BVG erfolgreich weiterentwickelt und wichtige innovative Impulse gesetzt.“ Anders klingt es beim Vorstandsvorsitzender Henrik Falk, der vor dem Senat zur Lage bei der BVG sprach: „Auf die derzeitigen Probleme bei der BVG habe er keine adäquaten Lösungen gehabt. Es gebe Probleme bei der Kultur im Unternehmen und der Wertschätzung für Mitarbeiter. Da muss sich was ändern.“
Die BVG kämpft aktuell mit sinkender Pünktlichkeit. Sie lag nach Angaben der BVG zuletzt bei unter 90 Prozent. Zugleich ist die Zahl der Fahrgäste aber gestiegen: In diesem Jahr rechnet der Berliner Verkehrsbetrieb mit über 1,1 Milliarden beförderten Fahrgästen. 2023 waren es 1,06 Milliarden. Der Vorstandsvorsitzender Henrik Falk kündigte im Zusammenhang mit der neuen Personalie erneut an, dass die BVG in den kommenden Jahren ihr Angebot nicht ausbauen werde, sondern das bestehende Angebot stabilisieren müsse.
Dr. Rolf Erfurt kommentierte das Ausscheiden wie folgt: „Ich danke meinem gesamten Team sowie allen Kolleginnen und Kollegen in der BVG für die hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen über fünf Jahren. Gemeinsam haben wir eine Menge erreicht und so manche herausfordernde Situation sehr gut gemeistert. Die Aufgabe als Vorstand der BVG und die enge Zusammenarbeit mit den vielen Kolleginnen und Kollegen der BVG, die Berlin täglich in Bewegung halten, hat mir große Freude gemacht. Nun ist es für mich Zeit, mich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen.“
Was dieser Wechsel an der Unternehmensspitze für die Fahrgäste der BVG und das Verkehrsunternehmen konkret bedeutet, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Allerdings scheint es nach Angaben der Berliner Tageszeitungen nicht ausgeschlossen, dass die BVG in Zukunft neue Wege einschlagen könnte. Bleibt zum Schluss die Frage, ob die angekündigten 50 neuen Elektro-Gelenkbusse noch in Dienst gestellt werden? Das erste Fahrzeug sollte ja Ende 2024 geliefert werden, die restlichen 49 dann im Jahr 2025. Ob die Kürzung der Gelder und die Veränderungen in der Unternehmensführung auch Auswirkungen auf diese Bestellung haben wird? Solaris kann von der Option auf 350 die bestellten 50 Elektrobusse liefern… (BVG/Tagesspiegel/RBB/PM/Sr)