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Der deutsche Busmarkt 2022 hat sich mit Blick auf die Neuzulassungen im Januar und Februar 2022 noch nicht wieder erholt. Foto: omnibus.news

Die Corona-Pandemie hat die Busbranche hart getroffen. Hielten zunächts die Stadtbus- und Überlandbus-Aufträge die Bilanz einigermaßen im Lot, so zeigen die Neuzulassungen von Omnibussen in Deutschland im Januar 2022 und Februar 2022, dass die Zahlen noch nicht wieder an Zeiten vor der Pandemie heranreichen. Im Januar 2022 wurden 439, im Februar dann noch 321 Omnibusse neu zugelassen.

Im Vorjahr waren die Zahlen geringfügig höher, 458 und 393 für die ersten beiden Monate des Jahres 2021. In den Jahren vor der Corona-Pandemie wurden zumindest im Januar des jeweiligen Jahres deutlich mehr Omnibusse neu zugelassen, 630 in 2020 und 627 in 2019. Das Jahr 2020 veränderte den Busmarkt, und das nicht nur in Deutschland.

Der Blick auf die Marken bzw. Hersteller zeigt, dass die Busproduzenten alle ähnliche Zahlen wie im Vorjahr haben, Scania und Solaris legen sogar in den ersten beiden Monaten zu und Volvo verdoppelt den Abverkauft! Nur MAN rutsch ab, wenn man die Zahlen zu den ersten beiden Monaten des Vorjahres in Bezug setzt erkennt man, des es über 100 Omnibusse weniger sind!

Für Januar und Februar 2022 entfallen auf Daimler Buses mit den MArken Mercedes-Benz und Setra in Summe 374 neue Omnibusse (372 in 2021), MAN mit den Marken MAN und Neoplan kommt auf 189 (291 in 2021), Iveco Bus bleibt bei 70 Fahrzeugen (69 in 2021), Scania liefert 44 neue Omnibusse aus (26 in 2021) und Solaris kommt in den ersten beiden Monaten auf 26 Einheiten (9 in 2021). VDL bleibt sich treu und meldet 23 neue Omnibusse an (22 in 2021), Volvo verdoppelt die Zahlen und kommt auf vier neue Omnibusse (2 in 2021).

Ein Blick zurück in das Jahr des Ausbruchs zeigt, dass der Markt für Reisebusse am stärksten betroffen war: Nach einem Plus von Januar bis März um 7,0 % folgte in den Monaten April und Mai 2020 stürtzten in nahezu allen westeuropäischen Ländern die Absatzzahlen um 80 bis 85 %. Eine Ausnahme bildeten Norwegen (–55,8 %), Finnland (–68,5 %) und Schweden (–76,3 %).

Dramatisch war die Situation in Deutschland: Von 693 Einheiten im Vorjahreszeitraum sank die Zahl damals auf nur noch 84 neue Reisebusse. Die Zahlen lieferten wieder das Kraftfahrtbundesamt und Chatrou CME Solutions. Als Kraftomnibus listet das KBA Kraftomnibusse (M2 oder M3) als Kfz, das nach seiner Bauart und Einrichtung zur Beförderung von mehr als neun Personen (einschl. Fahrzeugführer) und ihres Reisegepäcks bestimmt ist.

Wim Chatrou erfasst in seiner Statistik alle Zahlen für Europa (EU27 und Großbritannien, Island, Norwegen, Schweiz) von Omnibussen über 8 Tonnen. Bei Chatrou CME Solutions und dem KBA gibt es die Zahlen im Detail, sie gliedern sich nach der zulässigen Gesamtmasse (beim KBA bis 5 t = M2 und mehr als 5 t = M3), dem Aufbautyp (Ein- bzw. Doppeldecker und Gelenk- bzw. Niederflurbus), der Anzahl der Sitz- und/oder Stehplätze sowie weiteren Fahrzeugen mit besonderer Zweckbestimmung (wie bei M1 – Fahrzeugen, aber ohne “Rollstuhlgerecht”).

Aus den vielen gesammelten Daten erstellen der Niederländer und die Behörde immer wieder ihre Statistiken und Marktübersichten. Monat für Monat kann man die Zulassungen verfolgen und am Jahresende eine Bilanz ziehen. Und wie wird die für das Jahr 2022 ausehen? Nachdem das Ende der Corona-Pandemie zum Greifen nahe schien, ist es nun der Krieg des russischen Diktator Putin, der keine Prognose für die Zahlen erlaubt.

Die EU läutet mit der Clean Vehicles Directive das Ende des Dieselbusses ein. Bis 2030 kann Europas Busmarkt weitestgehend auf Elektromobilität umgestellt werden, so die Optimisten. Die neu zugelassenen Elektrobusse in Europa sprechen dafür, die Zahl der neuen Elektrobusse wuchs europaweit, hier nennt Wim Chatrou in Summe jetzt einen Bestand von 3.282 Fahrzeugen nach 2.210 im Jahr zuvor.

Spannend, der Boom hält in diesem Segment an, ein weiteres Plus von fast 1.000 neuen Elektrobussen im Vergleich zum Vorjahr ist beeindruckend. 2020 wurden bei den Omnibussen mit alternativen Antrieben (Hybrid-, CNG-, Elektro- und FuelCell-Busse) 8.338 Fahrzeuge neu zugelassen, in 2021 waren es in Summe 9.813 Fahrzeuge. Einzig die Zahl der CNG-Busse stagniert, nach 3.162 in 2020 waren es in 2021 nur 3.088, ein minimaler Rückgang.

Den größten Zuwachs erlebten FuelCell-Busse: Nach 47 in 2020 wuchs deren Bestand in 2021 auf 158 Fahrzeuge! Die ab August 2021 geltende Clean Vehicles Directive der EU schreibt einen Anteil von mindestens 45 Prozent sauberen Fahrzeugen an allen neu beschafften Bussen vor. Im Zeitraum ab 2025 steigt die Quote auf 65 Prozent. 

Nachhaltigkeit steht ganz oben auf der Agenda von Politikern, Verwaltungen und natürlich einer großen Mehrheit der Bürger in Europa. Der ÖPNV ist das Schlüsselelement zur Verringerung der bekannten negativen Auswirkungen – stau- und emissionsfrei fahren wir mit dem Linienbus. Hier ist die Technologie für eine lokal sauberere Art des Verkehrs bereits vorhanden, der Reisebus wird folgen.

Nach der Corona-Pandemie steht die Busindustrie nun vor weiteren Herausforderungen, der Krieg in der Ukraine sorgt für neue Probleme. Aktuell gefährden mögliche Engpässe bei der Energieversorgung und steigende Preise für Rohstoffe sowie eine weitreichende Störung der Lieferketten die Produktion von Omnibussen.

„Die Hersteller und Zulieferer arbeiten mit Hochdruck daran, die Ausfälle und Behinderungen in den Lieferketten zu kompensieren und Alternativen hochzufahren“, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). „Eine Fortsetzung der Produktion an alternativen Standorten liegt im Interesse der Kunden, der Beschäftigten, der Unternehmen und eines starken Wirtschaftsstandorts Deutschland und Europa.“

Unter Berufung der ukrainischen Wirtschaftsfördergeesellschaft Ukraineinvest seien in der Ukraine 22 ausländische Unternehmen ansässig, die in 38 Fabriken Teile für die Automobilindustrie fertigten – Kabelbäume sorgten zuletzt in den Medien für Schlagzeilen, weil es sich hier um ein komplexes und teils für jedes Fahrzeug oder Baureihe individuell angefertigtes Bauteil handelt.

Und dann rechnet der VDA noch langfristig mit einer Knappheit und einem entsprechenden Preisanstieg bei Rohmaterialien. Dies betreffe u.a. Neongas, die Ukraine sei einer der wichtigsten Neon-Lieferanten. „Wir erwarten Auswirkungen auf die europäische Halbleiterproduktion, da Chips bereits jetzt Mangelware sind. Bei der Halbleiterproduktion kommen Hochleistungs-Laser zum Einsatz, die unter anderem das Edelgas benötigen.“

Die kriegsbedingten Lieferengpässe führen zum Produktionsstopp in vielen Werken der deutschen Hersteller, so der VDA. Es werde zu weiteren Beeinträchtigungen bei der Produktion von Fahrzeugen in Deutschland kommen. Deren Umfang könne noch nicht beziffert werden. Zusätzlich gerieten die Lieferketten beispielsweise nach und aus China unter Druck, weil auch die Landwege durch die Krisenregion einen Transport zunehmend ausschlössen, so der VDA weiter. (ChatrouCMESolutions/KBA/VDA/omnibus.news/Sr)

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