BUS TV hat den Neoplan Skyliner getestet. 12 Minuten lang nimmt der zuständige Test- und Technikredakteur Sascha Böhnke, der Mann hinter dem bewegten Teil der beiden Fachzeitschriften Omnibusrevue und BUSFahrer kennt, den Zuschauer mit auf große Fahrt. Endlich, so möchte man meinen. Neoplan bzw. MAN hat sich Zeit in den Augen vieler Unternehmer und Fans der Marke aber zu viel Zeit gelassen. Vom Karosseriebauer zum Omnibushersteller und zur Marke mit internationalem Ruhm – seit 1935 hat Neoplan eine bewegte und zugleich bewegende Entwicklung genommen. Als Gottlob Auwärter jr. im Jahre 1935 sein Unternehmen gründet, ist das Wort Innovation in Deutschland kaum bekannt. Aber bereits damals wird der Grundstein zu dem gelegt, was bis heute den sprichwörtlichen Neoplan „Busbauer-Spirit“ ausmacht: die Leidenschaft, mit innovativen Ideen den Fortschritt zu bewegen. Mit der Vorstellung des ersten freitragenden Omnibusses im Jahre 1953 beginnt die Erfolgsgeschichte von Neoplan, die geprägt ist von herausragendem Busdesign, flexibler Kundennähe, hoher Qualität, innovativer Technologie und einem überzeugenden Modellprogramm. Mit richtungweisenden Ideen sorgt Neoplan immer wieder für Aufsehen – sei es als Erfinder des Reisedoppeldeckers, als Vorreiter der fahrgastfreundlichen Niederflurtechnologie im Stadtbus, als Entwickler der so genannten 15 Meter-Klasse oder als Pionier der Hochdeckerbauart. Durch eine Vielzahl einzigartiger Neuentwicklungen wird die Marke Neoplan zum Vorbild für innovative Technik, Fahrkomfort und Design. Dem Vorbild seines Bruders Albrecht folgend, schließt Konrad Auwärter seine Ausbildung an der Wagenbau-Hochschule in Hamburg mit einer Diplomarbeit ab, die die Neukonstruktion eines Doppeldeckerbusses für den Linieneinsatz zum Thema hat. Doppeldecker sind nicht neu, aber die damals existierenden Modelle sind schwer und groß – und deshalb in Deutschland nur mit Ausnahmegenehmigung in einzelnen Städten wie Berlin für den Betrieb zugelassen.Genau an diesen Punkten setzt Konrad Auwärters Konstruktionsidee an: Er entwickelt einen sehr leichten Doppeldeckerbus, der zudem unter der magischen Höhengrenze von 4,00 Metern bleibt. Der Doppeldecker bringt lediglich 9 Tonnen auf die Waage, bietet insgesamt 102 Passagieren Platz und ist exakt 3,98 Meter hoch. Technisches Highlight dieses Do-Bus genannten Fahrzeugs ist neben der speziellen Leichtbauweise die neu entwickelte Tiefrahmen-Vorderachse mit einem nach vorn verlagerten Lenkgetriebe. Diese Bauweise ermöglicht einen niedrigen Fahrzeugboden und einen flachen Durchgang zwischen den Rädern. Dieses Weg weisende Konstruktionsprinzip wird bis heute bei allen Modellen mit niederflurigem Fußboden, also vor allem Stadtbussen, verwendet. Auf Basis dieses Konzepts baut Neoplan im Frühjahr 1965 einen Doppeldecker-Bus, der in Berlin für Sightseeing-Touren entlang der Zonengrenze genutzt wird. Von den fischgrätenartig angeordneten Sitzen im Oberdeck des so genannten Do-Lux haben die Touristen einen unvergleichlichen Ausblick – auch auf den durch die Mauer getrennten Ostteil der Stadt. Der Schritt vom Do-Lux zum Reisedoppeldecker ist damit vorgezeichnet. Nachdem Kunden den Do-Lux nicht mehr nur für Stadtrundfahrten, sondern auch für Reisen über Land nutzen, entwickelt Neoplan kurz entschlossen einen Reisedoppeldecker für die Fernreise. Mit der Anordnung des Gepäckraums über dem Motor sowie der Platzierung der Serviceeinrichtungen und des Aufstiegs zum Oberdeck unmittelbar davor ist ein Fahrzeug entstanden, das den Fahrgästen einen luxuriösen Aufenthalt während der Fernreise erlaubt. Auf der 8. Internationalen Omnibuswoche in Nizza 1967 sorgt der Skyliner genannte Reisedoppeldecker von Neoplan für Begeisterung beim Publikum. Zur Internationalen Automobil Ausstellung im selben Jahr stellt Neoplan zusätzlich eine dreiachsige Skyliner-Variante auf die Räder, die auf 12 Metern Länge 80 Fahrgästen Platz bietet. Auch die dritte Achse im Heck ist eine Eigenentwicklung: Die so genannte Schleppachse ist selbstspurend, gewährleistet einen geringen Reifenverschleiß sowie eine hohe Wendigkeit. Der Skyliner wird auf Anhieb von den Kunden gut angenommen und wird damit zum Vorbild für entsprechende Fahrzeuge des Wettbewerbs. Im Jahr 1978 ordert Saudi-Arabien 200 Busse dieser Baureihe, vor Ort wird dafür eine komplette Infrastruktur mit Reparaturwerk aufgebaut. Der Skyliner trägt wesentlich zum Erfolg von Neoplan bei und bildet die Basis für weitere Entwicklungen wie den Jumbocruiser, der sich als größter straßentauglicher Gelenkbus der Welt mit 144 Sitzplätzen einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde sichert. Auf der IAA 2010 hat Neoplan mit der Premiere der Studie des neuen Skyliner die mehr als 40-jährige Erfolgsgeschichte des Reise-Doppeldeckers fortgeschreiben. Neoplan lässt zwei so genannte Vorserienfahrzeuge bei Viseon in Pilsting bauen, ein Fahrzeug für den Versuch, den anderen für die Messe. Anschließend gehen sechs Vorserienfahrzeuge im Jahr 2011 von Pilsting aus zu ausgewählten Kunden. 2012 entstehen 19 Serienfahrzeuge, die alle bei Viseon gebaut werden und bis Mai 2013 ausgeliefert werden. Ein Jahr später kommt ein EEV-Skyliner aus Plauen, ein Euro VI-Skyliner auch noch aus Plauen. Ein fast fertig gebauter Skyliner wird von Plauen aus nach Ankara geliefert. 2015 startet dann die Produktion in der Türkei. Fast vier Jahre nach dem im Herbst 2011 auf der Busworld im belgischen Kortrijk angekündigten Verkaufsstart des legendären Doppeldeckers ist er nun endlich wieder verfügbar. Im Zusammenhang mit den Lieferschwierigkeiten im Vorfeld des Insolvenzverfahrens von Viseon hat sich MAN Truck & Bus entschieden, den Skyliner künftig in den eigenen Produktionsverbund zu integrieren. Zunächst war Plauen angedacht, mit der Produktionsverlagerung ins türkische Ankara folgte, wie oben erwähnt, auch der Skyliner dorthin.
BUS TV testet Skyliner
8. September 2016