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Eine der zahlreichen Bushaltestellen, die die Fahrgäste beim Warten mit Pollern schützen. Foto: Schreiber

Anlässlich des 64. Eurovision Song Contest (ESC), der vom 14. bis zum 18. Mai 2019 im Tel Aviv Convention Center  stattfindet, blickt die Welt nach Israel. Die jüngsten Gewaltausbrüche in den Palästinensergebieten und Angriffe auf Israel überschatteten die Vorbereitungen des ESC. Seitdem der US-Präsident Jerusalem als Hauptstadt von Israel anerkannt hat, kommt es in der Region immer wieder zu schweren Unruhen. Immer wieder geht es um Ansprüche: Israelis und Palästinenser betonen unabhängig voneinander, dass sie Jerusalem für sich beanspruchen. Nachrichten von Krieg, Gewalt und Terror gehören in Isreal zum Alltag, eine gewisse Angst fährt überall mit. Das sieht man auch an Bushaltestellen, besonders in den palästinensischen Autonomiegebieten. Hier gibt es Betonpfosten und Klötze, die die wartenden Fahrgäste schützen. Leider gab es in der Vergangenheit zahlreiche Angriffe auf Passanten an Bushaltestellen. Dabei ist das Busfahren in Israel so einfach und schön: Der Bus ist das Verkehrsmittel der ersten Wahl: preiswert, zuverlässig und reichlich vorhanden.

In Israel sind die grünen Busse von Egged landesweit im Einsatz, die Fernlinien verbinden alle Städte, wie hier Jerusalem, miteinander. Foto: Schreiber

Das größte Busunternehmen ist Egged, mit mehr als 1.000 Überland-Routen der Platzhirsch. Und auch in Jerusalem oder Haifa fährt Egged. Haltestellen sind durch entsprechende Schilder gekennzeichnet, die Tafeln zeigen die Abfahrtzeiten zweisprachig (hebräisch und englisch). Eine Alternative zum Linienbus ist das Sammeltaxi bzw. der Rufbus. Gefahren wird entsprechend der Ziele und zugestiegenen Fahrgäste, was als nächstes Ziel erreichbar ist, wird angefahren. Das führt mitunter in den Städten wie Tel Aviv schnell zu einer kostenlosen Stadtrundfahrt. Dabei sieht man dann auch immer wieder bewaffnete Soldaten und Polizisten sowie viele Kontrollen, vor allem junge arabische Männer werden kontrolliert. “Alles im Griff” möchte man gerade jetzt mit Blick auf den ESC behaupten. Die Macher des ESC haben ganz andere Sorgen, sie fürchteten eine politische Instrumentalisierung der Veranstaltung. In Nahost ist die Standortfrage des ESC ein Politikum, wenn die USA Jerusalem jetzt offiziell als Israels Hauptstadt anerkennen und Europa dies aus Rücksicht auf die palästinensische Autonomiebehörde – und weil die Besetzung Ostjerusalems gegen internationales Recht verstößt – aber noch lange nicht tut. Zweifel daran, dass der Contest überhaupt stattfinden würde, gab es auf israelischer Seite nie, wie der Tagesspiegel aus Berlin berichtet. Im Gegenteil: Während aus Gaza im Minutentakt noch Raketen abgefeuert wurden, begannen in Tel Aviv bereits die ersten Proben, so ist weiter zu lesen. Bewohner aus Dörfern und Städten, die vom jüngsten Beschuss besonders betroffen waren, erhielten Freikarten für die Shows in dieser Woche. Das ist typisch Tel Aviv, in keiner anderen Stadt wird so intensiv gelebt wie hier. Wenn am morgigen Samstag die kleinen Clips mit Szenen aus allen Landesteilen Israels eingespielt werden, dann ist das, was man aus der Negevwüste, vom See Genezareth, aus den Kibbuzim oder aus Nazareth sieht auch eine Werbung, hier einmal mit dem Bus zu fahren, denn Israel hat mehr zu bieten als Krieg und Besatzung, auch wenn die Gefahr einer Eskalation immer mitschwingt.

Auch im Linienverkehr sind die Busse von Egged omnipräsent, wie das Beispiel aus Jerusalem zeigt. Foto: Schreiber

 

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