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Der Mercedes-Benz-Chefdesigner Bruno Sacco ist verstorben. Foto: Mercedes-Benz; Montage: omnibus.news

Abschied von Bruno Sacco: Am 12. November 1933 wurde der Designer im norditalienischen Udine geboren, am 19. September 2024 ist er im Alter von 90 Jahren in Sindelfingen gestorben. Bruno Sacco, langjähriger Chefdesigner von Mercedes-Benz und der Mann hinter dem legendären O 404, hat unzählige Fahrzeuge der Marke mit Stern in ihrer Ästhetik und in ihrem Auftreten geprägt. Als kreativer Kopf wirkte er über 40 Jahre, erst 1999 ging er in den Ruhestand. In einem Interview anlässlich der Premiere der O 404-Baureihe erklärte er Anfang der 1990er Jahre in einem Interview mit omnibus.news, dass er nicht nur die Sonne, sondern ganz besonders den blauen Abendhimmel in seiner Heimat genieße. Kein Wunder also, dass Dunkelblau seine Lieblingsfarbe wurde. Wer bei Bruno Sacco an einen fanatischen, italienischen Autoliebhaber denkt, der irrt. 1991 verriet er im Gespräch mit omnibus.news, dass er sich nicht groß für Autos interessiert habe. Vielleicht ist es genau diese Distanz, die ihn so einzigartige Fahrzeuge entwerfen ließ?

Mit dem O 404 übertrug Mercedes-Benz ab 1992 den Premium-Anspruch der Marke mit Stern, der auf dem Pkw-Sektor unbestritten war, auch auf den Reisebusbereich. Die neue Omnibus-Generation erhielt nicht nur ein extravagantes und einmaliges formschönes Blechkleid, sondern auch etliche Konstruktionsmerkmale, die dem Reisebus eine Spitzenstellung in Sachen Technik, Fahreigenschaften und Passagierkomfort sicherten. Dazu gehörte u.a. besonders das markante Design. Saccos Herz schlug auch für die Nutzfahrzeuge, selbst wenn diese nur einen kleinen Teil seines Schaffens ausmachten. Dort galt sein Augenmerk nicht nur der Ästhetik, sondern besonders auch der Aerodynamik. „Eine wirtschaftlichere Methode, Kraftstoffersparnis zu erzielen, ist mir nicht bekannt“, philosophierte Bruno Sacco damals im Gespräch über die neue Reisebus-Generation. „Bruno Sacco hat das Unternehmen mit seinen ikonischen Designs und seiner Leidenschaft für Ästhetik nachhaltig geprägt“, sagt Gorden Wagener, Chief Design Officer der Mercedes-Benz Group AG. „Mit Bruno Sacco verlieren wir eine herausragende Persönlichkeit und einen beeindruckenden Ästheten.“

Sacco lag die formale Verantwortung der Marke am Herzen, dabei ging es nicht nur um die Fahrzeuge. Er initiierte das neue Design-Center in Sindelfingen, das der italienische Stararchitekt und Industriedesigner Renzo Piano in Zusammenarbeit mit dem Gaggenauer Architekturbüro C. Kohlbecker entwarf. Seine Fähigkeit, Ästhetik und Technik harmonisch zu verbinden, machten Bruno Sacco wohl zu einem der einflussreichsten Designer der Automobilgeschichte. Der kreative Kopf des Mercedes-Benz-Design machte nie einen Hehl daraus, dass seine Arbeiten immer als Teamwork wären, sein Streben nach Schönheit sei stark von den Gesprächen mit den Ingenieuren und Entwicklern sowie Kollegen in den Designabteilungen geleitet worden. “Wer sich nicht mit der Tradition beschäftigt, kann nichts Innovatives entwerfen” sagte Bruno Sacco seinerzeit voller Stolz zur neuen O 404-Familie. Auch ein Mercedes-Benz Reisebus durfte sich nie, wie die Pkw, so weit von seinem Vorgängermodell entfernen, dass dieses alt aussieht. Bruno Sacco prägte er den Begriff der „vertikalen Modell-Homogenität“. Sie korrespondiert mit der „horizontalen Modell-Affinität“, derzufolge parallel angebotene Baureihen eine typische Verwandtschaft aufweisen sollen. So verzichtete er gekonnt auf modische Züge, weil er Respekt vor der Tradition. (omnibus.news/Sr)

Wohl seinrzeit einer der schönsten Omnibusse: Der Mercedes-Benz O 404 RHD. Foto: Mercedes-Benz

Das Leitmotiv der umlaufenden Facette ist beim O 404 konsequent über alle Baumuster – vom Clubbus bis zum Doppeldecker – realisiert worden. Grafik: Mercedes-Benz, Foto: Schreiber

O 404 Design

Das O 404-Gesicht, insbesondere die Blende mit Stern, verkörperte Tradition und Fotschritt. Grafik: Mercedes-Benz, Foto: Schreiber

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