Um eine Koordinierung der Bus- Tram- und Obusbetriebe in Brüssel in die Wege zu leiten, gründete die Stadt 1954 eine neue öffentliche Nahverkehrsgesellschaft: die Gesellschaft für den Interkommunalen Verkehr in Brüssel, kurz MIVB (Flämisch) oder STIB (Französisch). Das Schienenetz und die Oberleitungen waren erneuerungsbedürftig und das Rollmaterial, das den Krieg überlebt hatte, war stark verschlissen, so dass man beschloss, auf den Betrieb mit Dieselbussen umzusteigen. Um herauszufinden, welcher Fahrzeugtyp für den Einmann-Betrieb die beste Lösung wäre, kaufte die MIVB je 15 Busse mit unterschiedlichen Bauweisen: Büssing 6500T (Unterflur-Motor zwischen den Achsen), Brossel A96 DAR (Unterflur-Heckmotor) und Mack C-37 (Heckmotor querstehend mit Winkelantrieb und vollautomatischem Getriebe) – alle Versuchsbusse kamen bis 1957 zum Einsatz. Zugleich erhielten die Omnibusse ein neues Farbschema: hellgelb mit blauem Band – anstelle des bisherigen dunkelblau/creme – sowie ein neues Firmensignet (die ineinander im Kreis verschlungenen Buchstaben MIVB/STIB). Nach ausgiebigen Tests im Fahrbetrieb entschied man sich für ein Produkt des im Brüsseler Stadtteil Anderlecht beheimateten Herstellers Brossel. Als rollende Basis wurde das Fahrgestell A98 DAR mit Unterflur-Heckmotor von Leyland und ein Voith-Diwabus Getriebeautomat verbaut. Die Karosserien wurden von Jonckheere und Van Hool zugeliefert. Zwischen 1957 und 1962 wurden über 280 Brossel der Baureihe A98/A99 beschafft und dieser Typ wurde für das nächste Jahrzehnt zum typischen Brüsseler Stadtbus schlechthin. Die Van Hool-Version wurde vom Hachette Verlag als Vorlage für das mittlerweile 66. Modell in der Kioskserie Autobus et Autocars du Monde ausgewählt, wie Konrad Pernetta vom Modellbusmarkt Oberammergau berichtet Die Wiedergabe ist wie immer vorbildlich im Maßstab 1/43 umgesetzt, der Modellbus fährt komplett mit Trilex-Räder sowie einer sauberen, wie in Brüssel üblich, zweisprachige Bedruckung, vor.
Brossel mit Van Hool
9. Oktober 2017