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Der Do 56 und AEC Routemaster open top – Matthias Frank stellte beide Modellbusse persönlich vor und war im Live-Stream auch immer anwesend bzw. zu sehen. Foto: Brekina/Screenshot omnibus.news

Brekina legt den Magirus Deutz Saturn II zum Start in verschiedenen Versionen auf, wie Matthias Frank im Live-Stream erklärte. Foto: Brekina/Screenshot omnibus.news

+++update+++ Was macht man in Zeiten einer Pandemie und abgesagter Messen mit Neuheiten? Genau, man stellt sie virtuell vor! Das Team von Brekina um Matthias Frank lud Fachhändler und Pressevertreter zu einer digitalen Neuheitenvorstellung ein. Perfekt umgesetzt die AHA-Formel: Matthias Frank hielt Abstand, eine weitere Hand aus dem Hintergrund stellte die Formneuheiten auf den Drehteller (so ist auch das Hygienekonzept berücksichtigt) und Ingo Meyer als Geschäftsführer von Brekina trug eine Alltagsmaske! Geht doch, nicht nur die Fachhändler hat es gefreut, sondern in Kürze wohl auch alle Brekina-Fans, denn der Live-Stream wurde aufgezeichnet und soll in Kürze bei Youtube für alle Interessierten online gehen. Glückwunsch nach Teningen, und die Aussage, zukünftig neben den monatlichen Neuheiten-Blättern auch den einen oder anderen Live-Stream zu veranstalten, ist eine gute Idee! Doch der Reihe nach: OK, ganz neu ist er nicht, jetzt aber zum Greifen nah: Brekina hat im letzten Jahr auf der Spielwarenmesse in Nürnberg drei Modellbus-Formneuheiten vorgestellt, die für das eigene Label bestimmt waren. Auf der Messe informierte dann Christian Jabs von Stadt im Modell darüber, dass der Teninger Modellfahrzeughersteller für den Hamburger Fachhändler zwei weitere Formneuheiten auflegen wird. 3+2 = 5 neue Modellbusse aus dem Hause Brekina, Respekt! Über die gelungene Vorbildauswahl braucht man nicht streiten, Brekina hat mit Matthias Frank einen Kenner der Omnibuswelt, der nach und nach echte Klassiker an Bord holt. Fast wie Noah und die Arche – mit diesen Modellbussen schwimmt Brekina auf der Erfolgswelle ganz oben! Neben dem AEC Routemaster als Open Top-Variante sorgte ein in der Modellbuswelt lang vermisster Magirus für Aufsehen und erhielt im Vorfeld viel Zuspruch. Begehrlichkeiten wurden schon geweckt, als vor vier Jahren ein mittlerweile nicht mehr im Modellbus-Geschäft als Hersteller aktiver Unternehmer den Magirus Deutz Saturn II als Kleinserienmodell für Stadt im Modell ankündigte. Der Hersteller produziert aber nicht mehr, der Vergleich mit der Arche also gar nicht so verkehrt, oder? Christian Jabs blieb am Ball und teilte letztes Jahr mit, dass durch “Brekinas Knowhow der Preis deutlich gesenkt werden konnte”. Nun ist der Magirus endlich da, Stadt im Modell wird ihn u.a. als Variante Hamburger Hochbahn (rot/creme) und als Schnellbus (rosa) – jeweils mit und ohne Bandenwerbung – anbieten. Und: Der Hamburger Fachhändler hat (wie auch Brekina) den Magirus mit und ohne Dachrandverglasung im Angebot, so dass nicht nur der klassische Linienbus, sondern sogar noch eine Überlandversion produziert worden ist! Wow, auch das gleich zum Start einer Formneuheit verdient Respekt! Hamburg ist insofern noch wichtig, weil Brekina, auch das erklärte Matthias Frank während des Neuheiten-Streams, den Saturn II in dieser Ausführung aus der Taufe hob:  Die Auspuffrohre wurden nach Ansage der Hanseaten hinten am Heck hochgezogen, um die Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt vor den Abgasen zu schützen… Brekina legt zum Start eine neutrale Version in beige und die Versionen der Albtal Verkehrsgesellschaft (mit Dachrandverglasung) sowie Stadtwerke Ulm auf. Man darf gespannt sein, ob die Zusammenarbeit von Brekina und Stadt im Modell in diesem Jahr weitere Früchte tragen wird! Der AEC Routemaster als Open Top-Variante wurde während der Neuheiten-Präsentation im grauen Muster-Outfit gezeigt, was man von der Vorstellung im letzten Jahr noch kennt. Zusammen mit dem Do56 fiel das Auge des Betrachters dann aber auf den Berliner Doppeldecker! Und der ist nicht nur, weil er fertig dekoriert entsprechend glänzte, im wahrsten Sinne ganz großes Kino: Der Berliner Doppeldecker ist so etwas wie ein Stück Zeitgeschichte: Not macht bekanntlich erfinderisch! Das, was der Volksmund sagt, hat in den 1950er Jahren auch für die Berliner Verkehrsbetriebe im Osten der Stadt gegolten, denn die ließen sich ihre Omnibusse mit dem bauen, was verfügbar war. Und Doppeldedecker sollten aus Imagegründen auch weiterhin im Ostteil der Stadt fahren. Nach einzelnen Fahrzeugumbauten gab es auch zwei Serien-Produktionen, die von den VEB-Waggonbau in Zusammenarbeit mit den Berliner Verkehrsbetrieben Ost gefertigt wurden. Den letzten Doppeldeckerbus, der in der DDR neu entwickelt wurde, haben sich die kreativen Köpfe von Brekina ausgesucht. Nach dem der Versuchsträger seinerzeit auf Zustimmung bei den Verantwortlichen stieß, wurden insgesamt 105 Fahrzeuge in Dienst gestellt. Neben Berlin wurden u.a. auch Magdeburg, Rostock und Stralsund beliefert. Und einer dieser legendären Doppeldecker wurde sogar verschenkt: Ende der 1950er Jahre durfte sich der damalige sowjetische Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow über das Gefährt freuen. Das große Vorbild der Formneuheit von Brekina basierte auf einer Lkw-Basis, dem IFA H6. Die wichtigste Veränderung zum Vorgänger war das verwendete Material für den Aufbau: Statt eines beblechten Holzaufbaus kam nun überall Stahl zum Einsatz. Ferner konnte man den Nachfolger auch durch die bis in die Seiten gezogenen Frontscheiben vom Vorgänger. Mitte der 1960er Jahre wurde die offene Heckplattform geschlossen und eine Falttür eingebaut. Bis 1974 waren die Doppeldecker im täglichen Einsatz. Diese Formneuheit dürfte nicht nur bei Omnibus-Fans auf Interesse und Zuspruch stoßen! Ganz großes Kino, Brekina! Und was kommt noch, was Modellbus-Fans interessiert? Matthias Frank schmunzelt und erklärt, dass mit den monatlichen Blättern der entsprechenden Auslieferungen auch die Neuheiten präsentiert werden. Hinter vorgehaltener Hand – oder im digitalen Zeitalter gesprochen offline – pfeiffen die Spatzen in Teningen von den Dächern, dass man sich schon jetzt auf mindestens noch einen weiteren neuen Linien- und Reisebus sowie einen Personenanhänger als Formneuheit im Brekina-Programm 2021 freuen darf! Kein Grund zur Freude ist aber die Tatsache, dass das Team über das Autoheft nachdenkt. Ein Jein war die Antwort von Matthias Frank auf eine Nachfrage, die live im Stream gestellt wurde. Wer soll dieses umfassende und gut recherchierte Werk zu den neuen Modellen erstellen? Aktuell fehlt die Zeit dafür, wie der kreative Kopf von Brekina offen eingesteht und klarstellt, dass das von ihm derzeit nicht geschafft werden könne, es sei denn, er schließe für vier Wochen seine Bürotür ab! Und noch etwas ist nicht ganz so erfreuchlich: Schlicht und gar nicht Brekina-like ist das Prospekt ausgefallen. Was waren das noch für Zeiten, als das Team über die Abbey Road läuft und die Beatles zitiert oder Johnny mit Konny und Willi vor dem Brandenburger Tor zu sehen sind. Während Johnny die lendären Worte “Ich bin ein Brekiner” sagt, hat sich Adenauer den Büssing gegriffen und Brandt spielt mit dem AEC Routemaster sowie Neoplan Skyliner. Auch hier ganz großes Kino mit der Libe zum Detail, die auch den Miniaturen innewohnt. Und nicht nur die Titelseite des letzten sehr gut gestalteten Prospektes zeigte Humor: Im Innenteil schaute traurig hinter einem roten Vorhang der amtierende amerikanische Präsident hervor und denkt “…und ich darf nicht mitspielen!”. Fast visionär, oder? Wo einst Emotionen und ein Schmunzeln die Modellbuswelt zusätzlich neben den kleinen Miniaturen erfreute regiert nun eine neue Sachlichkeit. Bleibt zu hoffen, dass das nur ein einmaliger Ausrutscher in Zeiten der Pandemie ist, die nicht nur für Hersteller wie Brekina mit Verbindungen nach China viele Dinge mitunter komplizierter gemacht hat. Aber es kommt bekanntlich auf den Inhalt an und da sind schon jetzt Modellbusse zu sehen, die im kleinen Maßstab gefehlt haben. Neben dem Magirus Deutz Saturn II ist ja schon der Büssing Senator da, der sich nach Angaben von Brekina gut abverkauft. Dem könnte der Büssing Präsident folgen, wenn es sich so weiter positiv entwickelt, wie es aktuell aussieht. An Ideen für neue Modellfahrzeuge mangelt es Matthias Frank und seinem Team nicht, eher an der Zeit, das alles umzusetzen. Wenn dann nur das Autoheft und die einst leibevolle Gestaltung der Prospekte auf der Strecke bleiben, könnte man das fast verzeihen, oder? (Brekina/Stadt im Modell/PM/Sr)

 

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